Worldcup: Belp im Final gegen Oberwil!

Belp ringt den slowakischen Meister aus Nitra 2:0 nieder und steht im Final gegen die Oberwil Rebells, die ihrerseits die Gastgeber aus Pilsen mit 5:4 nach Verlängerung schlugen

Europacup oder Worldcup, das ist, wenn tschechische und slowakische Spitzenclubs die Topteams aus der Schweiz, Deutschland und Österreich - zuweilen auch aus Finnland - in der Vorrunde ausser Gefecht setzen und dann den Titel unter sich ausmachen. Diese Regel galt seit 1996 für 15 Jahre. Unter den ersten drei Teams tauchte nie eine andere Mannschaft auf. Doch heute wurde diese Serie durchbrochen. Zwei Schweizer Teams haben die tschecho-slowakische Dominaz heute auf eindrückliche Weise beendet.

Oberwil legt vor

An diesem historischen Tag für das Schweizer Streethockey, ist es nur richtig, wenn in diesem Artikel nicht nur von Belp, sondern auch von den Rebells die Rede ist. Heute um 16 Uhr 30 trafen die Rebells auf den gastgebenden HBC Plzeň. Die Rebells waren während der regulären Spielzeit zwar leicht überlegen, konnten aber nie entscheidend davon ziehen. So stand es nach 30 Minuten 4:4, eine Verlängerung wurde notwendig. Diese hatte es in sich. Im Powerplay erzielten die Rebells den vermeindlichen Siegtreffer, doch die nicht ganz optimal positionierten Schiedsrichter waren sich nicht sicher, ob der Ball wirklich hinter der Torline war und anerkannten den Treffer nicht. Die Zuger liessen sich nicht aus dem Konzept bringen und erzielte kurz vor Ende der Verlängerung den siegbringenden Treffer zum 5:4.

Belp doppelt nach

Der Sieg der Rebells über Pilsen war hart erarbeitet aber nicht gänzlich unerwartet. Die Aufgabe für die Gürbetaler war hingegen um einiges schwieriger. Der Halbfinalgegener war der HBK Nitrianski Rytieri Nitra, der slowakische Meister, der in weiten Strecken identisch mit der slowakischen Nationalmannschaft ist; auf dem Papier die beste Vereinsmannschaft Europas, die Belp im Auftaktspiel noch 7:1 geschlagen hatte. Doch diese Ausgangslage interessierte die Gürbetaler heute wenig. Mit vollem Einsatz stiegen die Belper in dieses Spiel. Nitra begann verhalten, hatte die Schweizer offensichtlich unterschäzt und so waren dann die Gürbetaler in den ersten Minuten auch feldüberlgen. Doch dann schalteten die Slowaken zwei Gänge hoch und versuchten, die Belper mit einem kraftvollen Kombinationsspiel auszukugeln. Doch die Belper Abwehr hielt erfolgreich dagegen und wenn die Belper Vordermannschaft doch einmal ausgespielt wurde, dann machte Hofmann zwischen den Pfosten alle Abschlussversuche der Slowaken zu nichte. Belp blieb auch offensiv gefährlich, checkte beherzt vor und zwang die Slowaken zu Fehlern. In der 11. Minute bezwang Daniel Fahrni auf Zuspiel von McFadden Petrik im Tor von Nitra mit einem schnellen Backhandschuss zum 1:0. Nitra versuchte sofort zu reagieren, doch Belp hielt erfolgreich dagegen. Zu Begin der zweiten Hälfte erhöhte Nitra den Druck, suchte mit aller Kraft den Ausgleich. Eine kleine Strafe gegen Martin Reber schien dieses Unterfangen zu begünstigen. Doch die Belper wollten dieses Spiel um jeden Preis gewinnen, kämpften um jeden Millimeter, warfen sich in jeden Schuss und überstanden die Strafe souverän. In der 21. Minute schien der Ausgleich der Slowaken Tatsache, doch im letzten Augenblick stoppte Hofmann den Ball mit einem absolut sensationellen Save und rettete so den Gürbetalern die Führung. Nitra erhöhte den Druck weiter, schnürte die Gürbetaler phasenweise in ihrer Zone ein, kam aber kaum zu gefährlichen Abschlüssen, da die Belper verbissen um jeden Ball kämpften. Auch wenn nun Nitra klar überlegen war, so tauchten auch die Gürbetaler ab und an vor Petrik auf. In der 27. Minute konnte McFadden auf Zuspiel von Rybon eine dieser Chancen nutzen und Belp 2:0 in Führung bringen. Nun musste Nitra reagieren. Früh wurde der Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzt, der Druck auf das Belper Tor wuchs. Eine gute Minute vor Spielende musste Wittwer die Strafbank aufsuchen, 26 Sekunden vor Schluss auch noch McFadden. Mit sechs gegen drei drückten die Slowaken auf den Anschluss. Doch die Belper kämpften mit letztem Einsatz, warfen sich in die Schüsse und hielten ihr Tor rein. Der Preis für diese überragende kämpferische Leistung war der verdiente Einzug in den Final des Wolrdcups.

Einmal mehr: Oberwil gegen Belp

Morgen Nachmittag um 15:30 trifft Belp einmal mehr auf die Rebells. Ein reiner Schweizer Final an einem Worldcup, das schien bis heute so undenkbar wie Schneefall im Amazonasregenwald. Nun, die Verstärkungsspieler in beiden Teams haben sicher das ihre dazu beigetragen. Aber der heutige Tag hat auch gezeigt, dass sich die Schweizer Spieler nicht hinter ihren Gegnern zu verstecken brauchen. Ohne viel Training wurden aus 4-gegen-4-Kleinfeldteams schlagkräftige 5-gegen-5-Grossfeldteams. Die von Tibo Kapanek ausgezeichnet vorbereiteten Rebells erwiesen sich im taktischen Berich als eines der besten Teams des Turnier. Belp kam vielleicht etwas weniger gut vorbereitet an dieses Turnier, steigerte sich aber von Spiel zu Spiel und spielte mit einer enormen Leidenschaft.
Zurück zum Spiel von morgen. Eine Prognose wage ich nicht zu stellen. Eines ist aber sicher, beide Teams hätten den Sieg verdient. Wer auch immer morgen gewinnen wird - und natürlich hoffe ich, dass es Belp sein wird - der eigentliche Sieger hier in Pilsen ist das Schweizer Streethockey. Und hierfür geht der Dank ins Gürbetal und an den Zugersee.

Christoph Curchod, 27.08.2011

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