U18 - Ein Punkt gewonnen oder doch zwei Punkte verloren?

Die U 18 verliert gegen den bisher verlustpunktlosen Tabellenführer aus Kernenried mit 2:3 in der Verlängerung. Auf den ersten Blick ein Erfolg, oder wäre doch mehr drin gelegen?

2:11, 1:16, 2:15, 0:13, das waren die Resultate der Belper U18 in der Saison 2022/2023 gegen den SHC Kernenried-Zauggenried. In der laufenden Saison lagen die Bulldozers vor dieser Begegnung ohne Verlustpunkt an der Tabellenspitze. Die Ausgangslage für die Partie war damit klar. Hätten die Rieder den Belpern letzten Samstagabend einen Punkt angeboten, nun, die Skorpione wären wohl schwer versucht gewesen, diese Offerte anzunehmen.
Erstmals in dieser Saison mussten die Gürbetaler bereits um 10:00 Uhr ran. An diesem trockenen und recht kalten Sonntagmorgen fehlten Nico Carfora, Micha Steck, der kurzfristig erkrankte Bänz Zwahlen und der langzeitverletzte Marlon Steiner. Dem Belper Trainer-Trio standen für diese Begegnung zwei Torhüter und zwei komplette Linien zur Verfügung. Ein Blick auf die Aufstellung der Gäste offenbarte zwei Dinge: Die Dozers hatten nur einen Feldspieler mehr als die Skorpione und mit Fabian Jaussi fehlte der Schlüsselspieler der Kernenrieder. War da am Ende doch etwas drin?
 
Irgendwie war dem Spiel anzumerken, dass es Sonntagvormittag war und der eine oder andere Spieler beider Teams mental wohl dem Bett noch näher als dem Spielfeld war. Das Spiel plätscherte dahin, ohne grosse Linie und mit einigen ungewohnten Fehlern auf beiden Seiten. Für die Gürbetaler aber wichtiger war die Feststellung, dass die Rieder – zumindest an diesem Tag – überhaupt kein unschlagbarer Gegner wahren. Weit gefehlt, die beiden Mannschaften waren sich absolut ebenbürtig. Dann, in der 4. Spielminute eine erste Lektion für die Gürbetaler in Sachen Taktik: «Als hinterster Verteidiger darfst Du nicht wechseln, wenn der Gegner im Spielaufbau ist». Dies wurde nicht beherzigt. Dominik Jaussi lancierte Jan Karrer mit einem langen Pass. Karrer konnte alleine auf Matthias Hulliger losziehen und bezwang den Gürbetaler Schlussmann mit etwas Glück zum 0:1. Das war ärgerlich, aber kein Weltuntergang. In der 8. Spielminute musste Niklas Bosshard die Strafbank aufsuchen. Im Überzahlspiel der Bulldozers machte sich wohl das Fehlen von Fabian Jaussi bemerkbar; die Gäste blieben auf alle Fälle ungefährlich. In der zweiten Hälfte des Startabschnitts konnten die Gürbetaler ebenfalls in Überzahl agieren, während rund 45 Sekunden sogar mit 5 gegen 3. Das Überzahlspiel sah besser aus als auch schon, blieb aber alles in allem harmlos. Mit dem 0:1 ging es in die erste Drittelspause. Der Leader war in den ersten 20 Spielminuten nicht die bessere Mannschaft, sondern bloss die glücklichere gewesen.
 
Zu Beginn des Mitteldrittels erwarteten die Platzherren eine Temposteigerung seitens der Gäste. Doch diese blieb aus. Aber auch auf Seiten der Gürbetaler blieb das Spiel zeitweise fahrig. Treffer fielen vorläufig keine. Zu stark waren die Torleute der beiden Mannschaften und zu fahrlässig die Stürmer im Abschluss. Gefährlich vor den Toren wurde es jeweils, wenn der ballführende Angreifer und seine Mitspieler sich in der Angriffszone bewegten und so Lücken aufrissen. Das geschah auf beiden Seiten zu selten. Lieber wartete man auf ein Zuspiel, das meist nicht kam. In der 35. Spielminute konnten die Belper nach einem Wechselfehler der Gäste in Überzahl agieren. Das Powerplay war jetzt richtig gut. Die Skorpione erarbeiteten sich einige Chancen. Aber U18 Nationaltorhüterin Lea Nussbaum im Netz der Rieder blieb Herrin der Lage und liess den Anschlusstreffer nicht zu. Dann folgte doch noch Erlösung für die Gürbetaler, die Gäste waren eben wieder komplett. Tim Kaiser löst via die Bande aus. Leon Deiner lässt den Ball passieren. Dieser gelangt zu Levy Greven an der blauen Linie. Greven läuft in die Zone und legt den Ball auf den mitgelaufenen Thimo Hodel, der Nussbaum zum verdienten 1:1 bezwingt. Ein mustergültiger Angriff, wie aus dem Lehrbuch. In der Folge hatten die Gürbetaler mehrere Gelegenheiten, in Führung zu gehen. Sie scheiterten aber an sich selbst oder an Nussbaum.
 
Zu Beginn des Schlussdrittels erwarteten die Platzherren erneut eine Temposteigerung seitens des Leaders. Diese blieb aber, nach einem sehr kurzen Strohfeuer, aus. Doch dann in der 45. Spielminute die zweite Lektion für die Gürbetaler in Sachen Taktik: «Als hinterster Verteidiger darfst Du auch nicht wechseln, wenn der eigene Spielaufbau zwar läuft, der Ball aber noch nicht in der gegnerischen Zone ist». Die Rieder konnten einen Belper Aufbau erfolgreich stören. Dominik Jaussi erkämpfte sich den Ball und lief zusammen mit einem Teamkollegen allein in Richtung Tor der Platzherren. Er hatte keine Mühe Luca Schmid, der seit der 31. Spielminuten das Belper Tor hütete, zum 2:1 zu bezwingen. Erneut sehr ärgerlich. Aber noch blieb eine gute Viertelstunde, um das Spiel noch zu wenden. Eine Strafe gegen Lars Uhlmann in der 49. Spielminute erlaubte es den Gürbetalern erneut in Überzahl zu agieren. Und wieder funktionierte das Belper Powerplay gut. Diener und Greven brachten die Rieder Box mit einigen kurzen Pässen und einer leichten Rotation aus der Position. Dies erlaubt es Greven, von der blauen Linie aus den Ball zum 2:2 in die Maschen zu hämmern. 
Waren die Platzherren mit dem Resultat zufrieden oder waren sie mit ihren Kräften am Ende? Wie auch immer, sie schienen leicht nachzulassen. Noch zweimal konnten sie in Überzahl agieren. Aber plötzlich war das Powerplay ideenlos, es wurde wieder zu schnell und aus wenig optimalen Positionen der Abschluss gesucht, wenn es denn überhaupt gelang, die Zone zu öffnen. Und so ging die Partie mit einem 2:2 Unentschieden in die Verlängerung. Hier hatte der Tabellenführer das bessere Ende für sich. Die Gürbetaler schafften es in der 61. Spielminuten nicht, sich aus der eigenen Zone zu lösen. Irgendwie kam der Ball zu Céline Zbinden. Dies brachte die Kugel unter Bedrängnis irgendwie quer vors Tor. Zwei Belper Spieler waren mehr auf Zbinden konzentriert als auf ihren direkten Gegenspieler. Und so kam es zur dritten Lektion für die Gürbetaler in Sachen Taktik: «Ist der Gegner in Deiner Zone im Ballbesitz und Du stehst in der Nähe Deines Tores bei einem balllosen Gegenspieler, so ist es Deine wichtigste Aufgabe den Stock Deines Gegenspielers zu kontrollieren». Das wurde nicht beherzigt, der vorhin erwähnte Ball fiel Dominik Jaussi vor die Schaufel und der musste nur noch zum Siegtreffer für die Bulldozers einschieben.
 
Mit Blick auf die Frage im Titel des Spielberichts ist die Antwort schnell gefunden, zwei Punkte verloren. Gegen den SHC Kernenried wäre an diesem Sonntagmorgen ein Sieg möglich gewesen, ja sogar ein musst. Eine Handvoll taktischer Fehler führte aber zum am Ende ärgerlichen Punkteverlust der Gürbetaler.
Mit dem Spiel gegen die Rieder ist die erste Hälfte der Qualifikation zu Ende. Die Skorpione liegen mit sieben Punkten auf dem fünften Zwischenrang. Aber irgendwie ist die Meisterschaft in diesem Jahr recht ausgeglichen. Vom SHC Martigny einmal abgesehen und mit gewissen Einschränkungen auch vom  SHC Grenchen, sieht es so aus, dass irgendwie jeder jeden schlagen kann. Relativ viel scheint von einigen wenigen Spielern abzuhängen etwa den beiden Jaussi’s in Kernenried oder Tanner in Bonstetten. Als Mannschaft am ausgeglichensten sind wohl Bettlach und Oberwil, aber auch diese beiden Teams sind nicht über alle Zweifel erhaben. Am Ende wird das Team die Meisterschaft gewinnen, dem es gelingt, sich taktisch als Mannschaft weiter zu entwickeln und als Team aufzutreten und die Abhängigkeit von einzelnen Spielern zu reduzieren. Gelingt das niemandem, wird am Ende der Meister Kernenried oder Bonstetten heissen. Es sei denn, die Rebells holten den ältesten Spielerjahrgang, der zurzeit NLA respektive NLB spielt, zurück. Dann dürfte der Titel den Zugern kaum zu nehmen sein. Obschon, wenn es jemand schafft, wirklich als Team aufzutreten und die taktischen Fehler auf ein Minimum zu reduzieren….
Wie auch immer. Am kommenden Samstag treffen die Gürbetaler um 14:00 Uhr zuhause auf die Oberwil Rebells, ohne deren ältesten Jahrgang. Und da gibt es noch die 1:5 Niederlage aus dem Hinspiel auszumerzen. Der Coaching Staff der Berner ist indes gut beraten, mit dem Team noch einmal das Wechselverhalten anzuschauen. Und ja, für Samstag gilt es auch das Wetter im Auge zu behalten. Fällt der für Donnerstag und Freitag angekündigte Niederschlag als Schnee, so ist wohl eine Spielverschiebung kaum zu vermeiden. Fällt er grossmehrheitlich und vor allem am Freitag als Regen, so wird am Samstag ziemlich sicher gespielt. In diesem Fall erwartet die Fans mit Sicherheit ein spannendes, abwechslungsreiches Spiel bei schönem, wenn auch winterlichem Wetter. Wem es beim Zuschauen zu kalt wird, der kann sich an der Buvette mit Glühwein aufwärmen.  
Christoph Curchod, 29.11.2023

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