Sieg im falschen Penaltyschiessen

Die Skorpione verlieren den Viertelfinal gegen die tschechische U20 im Penaltyschiessen. Der Sieg im Penaltyschiessen gegen Plzen im Spiel um Rang fünf bleibt ein schwacher Trost.

Eine Nationalmannschaft in der entscheidenden Phase des Selektionsprozesses, dass sind Spieler von denen jeder nur ein Ziel vor Augen hat. Den Cut zu schaffen und an der Weltmeisterschaft seine Farben zu vertreten. Dafür wird er alles geben, auf dem Spielfeld und daneben. Die Leitung der Mannschaft hat alles Interesse daran, das optimale Umfeld dafür zu schaffen, dass die Spieler sich optimal präsentieren kann. Denn auch die Leitung hat nur ein Ziel: An der Weltmeisterschaft die Farben ihres Landes optimal zu vertreten. Und trägt der Staff, tragen die Spieler, den tschechischen Löwen auf der Brust, dann kann ´optimal vertretenˋ nur eines heissen: Der Gewinn des Titels. Auf dieser, für jeden Tschechen beinahe heiligen Mission befindet sich das U20 Team der tschechischen Republik. Die Plzen Challenge bot die optimale Gelegenheit, einen weiteren Schritt in Richtung der Realisierung dieses Traums zu tun. Entsprechend diszipliniert verhielten sich die jungen Böhmen und Mähren dieser Tage in Plzen.
Motiviert bis in die Zehenspitzen traten sie am späten Samstag Nachmittag zum Viertelfinal gegen die Skorpione an. Doch eines allerdings sprach ganz klar für die Tellensöhne. Die Mannschaft zählt zahlreiche erfahrene Spieler zu ihrem Kader.
Nun, die Tschechen begannen stark, die Berner aber auch. In der dritten Spielminute gewannen die Gürbetaler die Zone. Benjamin Kaltenrieder brachte den Ball in Richtung Tor. Dort befand sich Alessio Faina, der dem tschechischen Schlussmann keine Chance liess und den Ball zum Führungstreffer für die Gürbetaler im Netz versteckt. Das Spiel war kaum wieder im Gang, da tauchten die Skorpione schon wieder in der Zone der Tschechen auf. Der Ball kam auf Robert Filipek, der zog ab und nur 13 Sekunden nach dem 1:0 zappelte der Ball erneut in den Maschen.
Gespielt waren zu diesem Zeitpunkt drei Minuten. Optimaler kann eine Mannschaft kaum in ein Spiel starten. Die jungen Tschechen steckten den Rückschlag weg als wäre nichts gewesen. Sie spielten konzentriert weiter. Mit einer kurzen Tempoverschärfung wäre es den Skorpionen vielleicht möglich gewesen, einen weiteren Treffen zu erzielen und die Vorentscheidung zu erzwingen. Doch diese blieb aus. Im Gegenteil, die U20 hielt das Tempo hoch, während die Gürbetaler sukzessive abbauten. Gegen Ende der ersten Hälfte hatten die Tschechen sich das Momentum erkämpft und die Schweizer zunehmend in die Defensive gedrängt. Doch auch nach 15 Minuten stand es 2:0 für die Gürbetaler.

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts erhöhten die Tschechen das Tempo. Sie spielten schnell, schoben sich den Ball rasch zu und wirkten frisch und spritzig. Spritzigkeit, das war etwas, das der Schreiber dieser Zeilen bei den Skorpione schmerzlich vermisste. Die Gürbetaler wirkten träge, waren oft einen oder gar zwei Schritte zu spät. Es schien fast als wäre Magie im Spiel. Oder waren es doch die (Nach-)Wirkungen eines tschechischen Zaubertranks? Wie auch immer, es wurde rasch klar, dass es in diesem Spiel um die Frage gehen würde, ob sich die Erfahrung der Belper oder der absolute Siegeswille, die Bereitschaft der U20, das Letzte zu geben durchsetzen würde. Die Belper, oft einen Schritt zu späte, mussten zu Aktionen greifen, die von den Unparteiischen als Foulspiel interpretiert werden können. In der 20. Spielminute führte eine solche Strafe zum Anschlusstreffer für die Tschechen. Vitek Fanderlik schloss eine rasche Kombination mit einem unhaltbaren Direktschuss ab. Dieser Anschlusstreffer gab der U20 weiteren Auftrieb. Die Gürbetaler verteidigten mit den letzten Kräften. Der Ausgleich schien bloss noch eine Frage der Zeit. Doch eben diese Zeit lief den Tschechen langsam davon. Die Erfahrung war auf dem Weg, über die Spritzigkeit zu obsiegen. Die Skorpione überstanden zwei Strafen. Unbarmherzig für die Tschechen tickten die Sekunden von der Uhr. 28 Sekunden vor Schluss nehmen die Tschechen ein Timeout. Sie gewinnen das Anspiel, der Ball bleibt in der Zone der Gürbetaler. 20 Sekunden vor Spielende ein erneutes Anspiel in der Zone der Belper. Der Ball wird gewonnen und geht nur Sekunden später unglücklich verloren. Er gelangt zu Dominik Kubišta, der zieht ab und 16 Sekunden vor dem vermeintlichen Spielende liegen sich die jungen Tschechen jubelnd in in den Armen.
Die Partie geht in die Verlängerung. Diese wird mit drei gegen drei Feldspielern ausgetragen. Die nach wie vor quirligen Tscheche erarbeiten sich immer wieder Vorteile. Die grösste Chance haben aber die Gürbetaler. Milan Schnaubelt tankt sich durch, zieht allein in Richtung Tor und wird von den nacheilenden Spielern zu Fall gebracht. Die Pfeife des Schiedsrichters bleibt stumm. Nun, man kann mit diesem Entscheid hadern. Doch muss dann auch die Frage gestellt werden, wie das Team überhaupt in die Situation kam, einen solche Entscheidung zum benötigen. Die Verlängerung ging zu Ende, ohne dass ein Treffer fiel. Das Penaltyschiessen musste die Entscheidung bringen. Nun hiess es Sven Hofmann gegen Vit Čapek. An letzterem scheiterten alle drei Schützen der Gürbetaler. Hofmann aber musste den Schuss von Matej Štefka passieren lassen. Erneut lagen sich die Tscechen jubelnd in den Armen. Sie feierten einen hochverdienten Sieg. Die Skorpione verliessen das Feld wie geprügelte Hunde. Der Einzug in die Halbfinal war zum greifen nah, doch schloss sich die Pforte in letzter Sekunde. Auch wenn viele Belper in den ersten Minuten nach dem Spielende die Schuld an der Niederlage bei den Schiedsrichter suchten, So wurde, je weiter das Spielende zurück lag, immer mehr Skorpionen klar, dass Niederlage andere Gründe hatte.
Nun hiess es die Enttäuschung weg zu stecken und sich neu zu motivieren für das Spiel um Rang fünf. Dort hiess der Gegner dann, doch eher überraschend HBC Plzen. Der Gastgeber hatte sein Viertelfinalspiel gegen die Walfische aus dem Limpachtäli überraschend mit 1:2 verloren. Der Erste und der Zweite der Gruppe A fanden sich also in den Platzierungsspielen wieder. Das zeigt, wie ausgeglichen die Plzen Challenge 2018 war.

Frustrierte Skorpione gegen wohl noch frustriertere Schwertfische, würde die Zuschauer am frühen Sonntag Vormittag eine Kehrauspartie erwarten? Nun, es war kein absolutes Weltklassespiel, das sich vor den doch recht gut gefüllten Rängen entwickelte. Aber es war eine über weite strecke gute, recht hochstehende Partie. Milan Schnaubelt brachte die Gürbetaler in der sechsten Spielminute auf Zuspiel von Alessio Faina in Führung. Immer noch in der sechsten Spielminute glich Ondrej Benedikt aus, die Gürbetaler hatten ein Anspiel in ihrer eigenen Zone verloren. Die Partie verlief weiterhin ausgeglichen, beide Teams hatten die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Doch bis zur 23. Spielminute fiel kein weiteres Tor. Dann konnten die Platzherren jubeln. Ondrej Maly bezwang Nick Leuenberger zum 2:1. Immer noch in der 23. Spielminute bediente Marc Müller Robert Filipek, der die Partie für die Skorpione ausglich.
Bis zum Ende der zweiten Spielhälfte fiel kein weiterer Treffer mehr. In den Platzierungsspielen gibt es keine Verlängerung. Es kam zum Duell zwischen Petr Kráčina und Nick Leuenbeger. Und das Duell zog dich in die Länge. Das lag zu einem Teil an den beiden ausgezeichneten Schlussleuten. Es lag aber auch daran, dass der eine oder andere Stürmer seinen Penalty ziemlich kläglich neben das Tor setzte. Als siebter (oder achter) Schütze lief Alessio Faina an. Plötzlich gelang ihm sein Handgelenkschuss, der ihm in den letzten Tagen mehrfach missraten war wieder. Der Ball fand den Weg an Kráčina vorbei in die Maschen. Der nächste Schütze der Schwertfische scheiterte an Leuenberger. Die Skorpione beendeten damit die Plzen Challenge auf dem fünften Schlussrang. Milan Schnaubelt wurde als bester Spieler des Teams ausgezeichnet.
Wie ist der Auftritt der Belper zu bewerten. Die U20 der Tschechischen Republik hat gezeigt, was an einem solchen Turnier möglich ist, wenn die Konzentration ausschliesslich auf den Anlass gerichtet ist, wenn jeder Spieler bereit ist, andere Interessen hinter diejenigen des Teams zurück zu stellen. Die tschechische U20 hat das Turnier am Ende souverän gewonnen. Ich freue mich darauf, dieser Mannschaft an der WM in St. Johnˋs im kommenden Juli zuzuschauen. Klar, es wäre vermessen von einer Vereinsmannschaft zu erwarten, dass sie mit der Konzentration einer Nationalmannschaft mitten im im Selektionsprozess ans Werk geht. Das Ergebnis des Turniers stützt diese Aussage. Aber es wäre mehr drin gelegen für die Gürbetaler, das lässt sich nicht wegdiskutieren.

Die Wale aus dem Täli konnten am Sonntag nicht mehr an die Leistung des Vorabends anknüpfen. Auch ihnen war auf mysteriöse Weise die Spritzigkeit abhanden gekommen. Sie beendeten das Turnier auf dem vierten Schlussrang.

Christoph Curchod, 11.02.2018

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