Plzen Challenge - Glücklicher Sieg über West Coast Express

Scorpions @ Plzen 2018. Mit etwas Glück gewinnen die Gürbetaler ihr Auftaktspiel mit 2:0.

Pünktlich um 13 Uhr rollte der Bus vor der Linde los und zog langsam auf die Strasse. Die Reise der Gürbetaler nach Plzen hatte begonnen. Manche Leute mögen sagen, eine Busreise sei toll. Gewiss, der Reisecar der Gafner AG ist mit bequemen Sitzen ausgestattet. Er verfügt über alle Annehmlichkeiten, die es für eine lange Fahrt auf Europas Autobahnen braucht. Besonders wichtig sind dabei natürlich die beiden Kaffeemaschinen. Trotzdem, eine lange Busreise ist vor allem eines, mühsam. Dies trifft um so mehr zu, je grösser der Reisende ist. Streethockeyspieler sind nun einmal, quasi von berufeswegen, eher gross gewachsen. Eine lange Busreise führt zu steifen Gliedern, einem verspannen Rücken und oft zu einer bleiernen Müdigkeit. Der Verfasser dieser Zeilen weiss, wovon er schreibt. Er war zwar nie ein sonderlich guter Spieler, nicht einmal Mittelmass. Aber auch zwei Meter grosse Funktionäre leiden auf langen Busfahrten.

Nach einer Reise von rund zehn Stunden trafen die Skorpione kurz nach 23 Uhr in Plzen ein. Die Fahrt war lediglich von einer Pause zum Abendessen und zwei kleinen Erfrischungs-Stopps unterbrochen. Entsprechend steif kletterten die Berner aus dem Bus. Rasch waren die Zimmer im zentral gelegenen Hotel bezogen.
Gut ausgeschlafen trafen sich die Skorpione um viertel vor 10 zum Frühstück. Dort trafen die Schweizer schon einmal auf ihre Gegner aus British Columbia. Die Kanadier sind im selben Hotel abgestiegen wie sie Gürbetaler.

Um halb 12 nahm der Bus die kurze Fahrt zur Streethockey Halle unter die Räder. Kurz nach Zwölf war die Garderobe bezogen und die Nespresso Maschine lief.
Ronny Strähler uns sein kanadisches Gegenüber standen beide vor der gleichen Herausforderung. Keiner wusste wirklich viel über den Gegner. Das einzige, was wohl beiden klar war: Ein Spaziergang würde es nicht werden.
Entsprechend zurückhaltend begannen beide Teams die Partie. Nach einem gut fünfminütigem Abtasten kamen beide Teams besser ins Spiel. Sowohl die Kanadier wie die Schweizer hatten die Möglichkeit, in Führung zu gehen. In der neunten Spielminute musste Colin Catchpole die Strafbank aufsuchen. Das Überzahlspiel der Gürbetaler war zu Beginn schwach. Es gelang ihnen vorläufig nicht, sich in der Zone der Nordamerikaner festzusetzen. Nach rund einer Minute brachte Strähler die zweite Powerplay-Formation. Diese setzte sich in der gegnerischen Zone fest. Benjamin Kaltenrieder konnte von der blauen Linie abziehen. Der Schuss prallte mehrfach ab, am Gehäuse und an mehreren kanadischen Spielern. Am Ende landete die Kugel auf dem Stock von Francesco Faina der die Kugel zum 1:0 einschieben konnte. Die nächste Szene zeigte auf, dass heute Mittag im Spiel der Gürbetaler einiges nicht zusammen passte. Die Feinabstimmung zwischen den Spielern funktionierte nicht. Express trug das Spiel ohne grosse Schwierigkeiten in die Zone der Belper und verfehlte den Ausgleich nur um Haaresbreite. In der 12. Spielminute musste Catchpole erneut auf der Strafbank Platz nehmen. Milan Schnaubelt, der Hudacek-Ersatz aus Rakovnik gewann das Anspiel auf Alessio Faina. Dieser liess mit seinem präzisen Schlagschuss Tristan Slavin im Tor der Nordamerikaner nicht den Hauch einer Chance.
Mit dieser Führung im Rücken hätten die Belper eigentlich nun die Kotrolle übernehmen können. Doch das Gegenteil geschah. Die Skorpione wirkten plötzlich verunsichert. Nur ja nichts falsch machen, das schien nun die Devise bei einigen der Gürbetaler zu sein. Und wer sich zu sehr darauf konzentriert, ja alles richtig zu machen, begeht oft Fehler. Die Nordamerikaner hatten nun plötzlich sehr viel Platz. Der Druck auf das Tor von Sven Hofmann wuchs. Mit etwas Glück konnten die Belper den Zweitore-Vorsprung in die Pause retten. Allerdings um den Preis einer Strafe. Während der ersten beiden Minuten der zweiten Spielhälfte würden die Berner auf Fabian Bohnenblust verzichten müssen.

Die Kanadier setzten sich im Powerplay denn auch rasch in der Zone der Belper fest. Ihr Überzahlspiel sah gut aus, war aber nicht wirklich gefährlich. Die Belper Box stand gut. Die Strafe wurde überstanden. Doch allzu lange musste Express der vertanen Ausgleichschance nicht nachtrauern. Nach einer knappen halben Minute mit fünf gegen fünf musste Pascal Kohler in der Kühlbox Platz nehmen. Die Belper überstanden auch diese Unterzahl schadlos. Dies hätte nun eigentlich mehr Sicherheit in das Spiel der Skorpione bringen sollen. Doch das war nicht der Fall. Nach wie vor gab es Abstimmungsprobleme. Dies führte immer wieder zu brandgefährlichen Szenen vor Hofmann. Dieser zeigt eine hervorragende Leistung und hielt seine Farben im Spiel. Die Nordamerikaner waren nun klar überlegen. Aber die Schweizer blieben jederzeit gefährlich. Auch Slavin wurde noch einige Male geprüft. Aber wie Hofmann liess auch er keine weiteren Treffermehr zu.
Am Ende siegten die Skorpione ohne wirklich zu überzeugen mit 2:0. An diesem frühen Nachmittag ging nicht die bessere Mannschaft als Sieger vom Feld, sondern die glücklichere. Das Spiel der Belper hat eindeutig noch Luft nach oben. Die Berner können mehr als sie gezeigt haben. Es ist immer gut, wenn ein Spieler weiss, dass er gewisse Defizite hat. Dies ist bei den Bernern zweifelsohne der Fall. Dabei darf aber nie vergessen gehen, dass auch der Gegner Schwächen hat. Es ist deshalb wichtig, dass jeder das spielt, was er kann. Während des Spiels denkt ein erfolgreicher Spieler nie an seine Schwächen. Er macht das Spiel, das er machen muss, ohne viel zu überlegen. Er kämpft setzt sich voll ein und ergänzt die Aktionen seiner Mitspieler in idealer Weise. Beherzigen die Skorpione dies, so werden sie an der Plzen Challenge 2018 weit kommen, sehr weit.

Christoph Curchod, 09.02.2018

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