NLA – Zwei Aufsteiger, zwei mühsame Siege

Innerhalb von Wochenfrist schlägt das Fanionteam der Skorpione ohne zu überzeugen die beiden Aufsteiger aus La Chaux-de-Fonds und aus Martigny.

Am Sonntag, dem 15. Oktober reisten die Gürbetaler bei strahlendem Herbstwetter in den Neuenburger Jura. Nach einer Verzögerung von mehreren Jahren konnte in La Chaux-de-Fonds im vergangenen Sommer endlich das Grossfeldprojekt realisiert werden. Das Spielfeld befindet sich hinter dem alt ehrwürdigen Fussballstadion „La Charrière“. Es ist gut gelungen. In den nächsten Monaten soll die Infrastruktur um das Terrain herum noch etwas verbessert werden. Aber der Platz ist top. Die NLA Mannschaft der Skorpione besteht zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Juniorenspielern. Diese hatten am Vormittag in Martigny gespielt und gewonnen; wir haben darüber berichtet. Unmittelbar nach dem Spiel im Unterwallis machte sich ein Kleinbus mit sechs Spielern auf den Weg nach La Chaux-de-Fonds. Tort traf er gerade noch rechtzeitig ein. Die Gürbetaler hatten mehrere Absenzen zu beklagen, konnten aber doch drei Linien auf das Feld bringen.

Auf ihrem Heimplatz sind die Neuenburger stark. Das hatten sie bereits gegen Oberwil bewiesen. Die Berner waren also gut beraten, den Gegner ernst zu nehmen. Aber das klappte nicht so ganz. Während des ganzen Spiels agierten die Gürbetaler zu offensiv. Immer wieder konnten die Platzherren gefährlich mit drei gegen zwei kontern. Zudem bestanden immer wieder Abstimmungsprobleme in der Belper Hintermannschaft.

Das Spiel war noch keine fünf Minuten alt, da lagen die Gäste schon mit zwei Treffern in Rückstand. Vasco Rodrigues nutze eine Strafe gegen Jona Wegmüller zum Führungstreffer nach 4:19 aus. 12 Sekunden später wurde ein an und für sich harmloser Weitschuss von Laurent Calame gleich zweimal abgelenkt und fand den Weg ins Netz hinter Sven Hofmann. Dieser Rückstand weckte die Gürbetaler auf. Der Rest des Startdrittels gehörte den Gästen. Alessio Faina verkürzte in der 8. Spielminute auf Zuspiel von Robert Filipek in Überzahl auf 1:2. Marc Müller glich in der 13. Spielminute aus. Faina brachte seine Farben wenig später in Führung. Diese erhöhte Fabian Bohnenblust nach 15:37. Es sah also so aus, als hätten die Gürbetaler aus dem frühen Rückstand die Lehren gezogen.

Doch dem war nicht so. Die eingangs erwähnten Mängel im Belper Spiel blieben bestehen. Mit zwei Toren Vorsprung wähnten sich die Gäste auf der sicheren Seite. In der 24. Spielminute konnte Grégroy Ferrington in Überzahl auf 3:4 verkürzen. Die Neuenburger machten nun Druck, die Berner wehrten sich mehr schlecht als recht. Der Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch dann fasste sich Filipek ein Herz, schoss und stellte den alten Zweitorevorsprung wieder her. Doch der hielt nicht lange Bestand. Eine weitere Strafe gegen die Gäste. Diese gewannen das Anspiel. Über Brian Jutzi kam der Ball zu Benoît Fleury der Hofmann zum 4:5 bezwang. Die Belper reagierten rasch auf diesen Anschlusstreffer. Knapp zwei Minuten waren seit dem Tor der Jurassier vergangen als diese Dennis Nydegger im Slot vergassen. Von Pascal Kohler mustergültig eingesetzt, bezwang Nydegger den Schlussmann der Platzherren zum 4:6. Dies sollte der letzte Treffer der Gürbetaler an diesem Sonntagnachmittag sein.

Früh im Schlussabschnitt konnte Patrick Gerber für die Platzherren, wieder in Überzahl, den erneuten Anschlusstreffer erzielen. Die Neuenburger suchten vehement den Ausgleich. Die Belper blieben weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, schafften es aber irgendwie, den Sieg über die Zeit zu retten. Sven Hofmann liess nichts mehr anbrennen und rettete den Skorpionen mit seinen Paraden die drei Punkte. Hinzu kam, dass die Platzherren zwar mit viel Energie und Einsatz spielten und schnell kombinierten. Jedoch blieben sie vor dem Tor bei nummerischem Gleichstand eher ungefährlich.

 

Nun, wenn die Belper eine Lehre aus dem Spiel im Jura ziehen sollten, dann die, dass man einen Aufsteiger nicht unterschätzen sollte. Den Beweis, dass sie diese Lektion gelernt hatten, konnten sie bereits eine Woche später erbringen. Am Samstag, dem 21.10. stand um 18 Uhr das Heimspiel gegen den SHC Martigny auf dem Programm.

 

Eins vorweg: Die Gürbetaler hatten ihre Lektion nicht gelernt. Auch gegen die Walliser blieben sie über weite Strecken hinter ihren Möglichkeiten zurück. Dabei sollte man die Martinacher auf keinen Fall unterschätzen. Die Mannschaft ist eine interessante Mischung aus alten, erfahrenen Spielern (Grégory Dumas und Yves Rappaz) jungen, leistungshungrigen Spielern (Samuel Orsinger, Adrien Mottiez, Kevin Golay) und zwei sehr guten ausländischen Verstärkungen (Jakub Kolarik und Lukas Madera). Trainiert wird die Equipe von Eric Golay. Die schneidigste Waffe der Walliser war in der Vergangenheit ihr Überzahlspiel. Wer gegen die Martinacher gewinnen will, der holt besser nicht zu viele Strafen. Auf den Seiten der Gürbetaler fehlten erneut mehrere Spieler unter anderem Sven Hofmann und Sandro Wittwer.

Das Spiel begann bei schönem, warmem, wenn auch recht windigem Herbstwetter. Die Sache mit den Strafen war wohl nicht bis in die Köpfe der Gürbetaler vorgedrungen. Nach knapp vier Minuten musste ein erster Skorpion die Strafbank aufsuchen. Das Überzahlspiel der Gäste kam nicht so recht in Schwung. Aber kurz vor Ablauf wurden sie ihrem Ruf doch noch gerecht. Kevin Golay brachte auf Zuspiel von Samuel Orsinger seine Farben in Führung. Die Gürbetaler, bei denen wiederum vieles Flickwerk war, konnten in der 10. Spielminute ausgleichen. Marc Müller traf auf Zuspiel von Lukaš Hudeček zum 1:1.

Kurz nach der ersten Pause erzielte Robin Nydegger auf Zuspiel von Francesco Faina den Führungstreffer für die Gürbetaler. Die Dinge schienen nach den Startschwierigkeiten ihren normalen Lauf zu nehmen. Doch weit gefehlt. Die Gäste aus dem Wallis hatten viel zu viel Raum. Dieser wurde noch grösser als ein Belper in der 26. Spielminute auf die Strafbank musste. Nach 26:39 konnte Raphael Privet für die Unterwalliser ausgleichen. Gut drei Minuten später bezwang Jabuk Kolarik Nick Leuenberger im Tor der Belper zur 3:2 Führung für die Gäste. Zwei Minuten später musste eben dieser Kolarik die Strafbank aufsuchen. Nach eignen Anlaufschwierigkeiten stand das Überzahlspiel der Platzherren. Auf Zuspiel von Alessio Faina konnte Hudeček ausgleichen.

In den folgenden Minuten sah es dann so aus, als ob die Gürbetaler unter Beweis stellen wollten, dass das Powerplay der Martinacher doch nicht so gut sei, wie sein Ruf. Eine erste Strafe gegen Müller wurde mehr oder weniger schadlos überstanden. Doch dann kam es krüppeldicht. Nach 36:22 musste Mikel Fairclough auf die Strafbank. 33 Sekunden später leistete ihm Teighan Meier dort Gesellschaft. Nur wenige Sekunden später nahm auch noch Rober Filipek dort Platz. In so einer Situation sind schon Spiele verloren gegangen. Nach 37:27 brachte Betend auf Pass von Madera die Walliser erneut in Führung. Dem SHC Martigny bot sich nun während 90 Sekunden die Möglichkeit, die Führung mit fünf gegen drei weiter auszubauen. War es Glück, war es Leuenberger, war es die Belper Box oder war es der Beweis, dass das Powerplay doch nicht die ultimative Stärke der Martinacher ist, schwierig zu sagen. Fakt ist, die Gäste liessen diese grosse Chance, sich tormässig von den Gürbetalern abzusetzen ungenutzt verstreichen. Ja es sollte aus Walliser Sicht noch schlimmer kommen. Belp war eben wieder komplett als Marc Müller sieben Sekunden vor Drittelsende auf Zuspiel von Hudeček die Partie wieder ausglich. 

Die gehäuften Ausschlüsse hatten die Gürbetaler wach gerüttelt. Im dritten Spielabschnitt waren sie nun die spielbestimmende Mannschaft. Dazu mach auch beigetragen haben, dass nun vermehrt Gästespieler auf der Strafbank Platz nehmen mussten. In der 48. Spielminute brachte Faina auf Zuspiel von Müller die Platzherren in Überzahl in Führung. Die Walliser bäumten sich noch einmal auf, einen Moment lang sah es so aus als könnten sie noch einmal ins Spiel zurückkommen. Eine weitere Strafe stoppte diese Bemühungen jäh. Allerdings hatte die erste Überzahlformation der Gürbetaler in der Folge Mühe, sich in der Zone der Gäste festzusetzen. Diese kamen zu gefährlichen Kontern. Schliesslich war es die zweite Überzahlformation der Gürbetaler, die die Weichen endgültig in Richtung Sieg stellte. Nach einem Anspiel in der eigenen Zone stiessen die Belper rasch vor. Fairclough bediente Jonathan Bütikofer. Dieser konnte den Ball zum 6:4 im gegnerischen Netz versenken. Die Gäste waren nun sichtbar frustriert, haderten mit sich und den Schiedsrichtern. So kam es, dass die Gürbetaler schon bald wieder in Überzahl agieren konnten. Fina traf in der 55. Spielminute auf Zuspiel von Filipek zum alles entscheidenden 7:4. Der Widerstand der Gäste war nun gebrochen. Gut zwei Minuten vor Spielende setzt Faina mit dem 8:4 den Schlusspunkt unter eine Partie, in der die Gürbetaler erneut unter ihren Möglichkeiten blieben.

 

Das Fazit der ersten vier Saisonspielen ist durchzogen. Vier Spiele 12 Punkte, davon je drei gegen Sierre und Grenchen, einzige ungeschlagene Mannschat in der NLA, das kann sich sehen lassen. Nur, überzeugt haben die Gürbetaler während dieser ersten 240 Minuten der Saison 2017/18 nur selten. Wäre das Glück etwas anders verteilt gewesen, hätten die Belper Schlussleute nicht in den entscheidenden Momenten ihre Farben im Spiel gehalten, dann könnten die Gürbetaler auch mit drei, vier oder fünf Punkten weit hinten in der Tabelle liegen. Es liegt noch viel Arbeit vor Coach Ronny Strähler um aus dieser Truppe wieder eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Dass es ihm gelingen wird, steht aber irgendwie ausser Zweifel. Aber es muss schnell gehen. Denn am kommenden Samstag treffen die Skorpione im Cup Sechzehntelsfinal auf die Oberwil Rebells. Für Spannung ist nächsten Samstag im rundum erneuerten Stadion der Rebells, jawohl hier kann wirklich von einem Stadion gesprochen werden, auf alle Fälle gesorgt. Und auch von einem anderen Gesichtspunkt ist die Begegnung zwischen den Zugern und den Belpern interessant. Denn beide Teams setzten diese Saison sehr stark auf jungen Spieler.

 

Christoph Curchod, 23.10.2017

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