NLA – Und jährlich grüsst das Murmeltier

Am 6. April 2024 endete die Saison der ersten Mannschaft in den Playoff Viertelfinals. Immerhin hatten die Skorpione sich die Skorpione erstmals seit 2019 überhaupt wieder einmal für die Viertelfinals qualifiziert. Letztmals die Viertelfinals siegreich beendet, haben die Gübetaler übrigens an einem 7. April.; demjenigen des Jahres 2018. Damals stiessen die Belper übrigens bis in den Final vor, wo sie gegen die Oberwil Rebells ähnlich chancenlos waren, die im Frühjahr 2024 gegen die Kernenried Bulldozers.

Was ist los im Gürbetal? Dem Meistertitel von 2013 folgten weitere Finalqualifikationen 2014, 2015, 2017 und 2018. Dann riss die Erfolgsserie der Skorpione abrupt ab, warum?
 
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Die folgenden Zeilen spiegeln die Wahrnehmungen des Verfassers wider. Sie sind nicht sakrosankt, sie dürfen diskutiert werden. Sie sind auch als Denkanstoss für eine bessere Zukunft gedacht.
 
Aber blenden wir zuerst zurück auf den 6. April 2024. Die Ausgangslage für die zweite Begegnung der auf zwei Siegspiele angesetzten Viertelfinalserie gegen die Bulldozers war klar. Nach der 2:6 Auswärtsniederlage musste ein Sieg her. Nur so konnte ein drittes, alles entscheidendes Spiel erzwungen werden. Bloss, glaubten die Skorpione noch daran, die Serie wenden zu können? Nun, das eine oder andere kurze Gespräch mit einzelnen Spielern in der ersten Aprilwoche liessen beim Autor leichte Zweifel aufkommen. Diese Zweifel wurden leider an diesem für die Jahreszeit ausserordentlich warmen Samstagnachmittag bestätigt. Von der ersten Minute an war klar, die Gäste aus Kernenried wollten die Partie unbedingt gewinnen. Die Platzherren, nun, die waren zumindest da. Wenig überraschend gingen die Bulldozers in der 3. Spielminute durch Michel Büttikofer in Führung. Die Rieder drückten und erspielten sich weitere Chancen. Doch vorläufig blieb das Schicksal den Platzherren hold. Kernenried hatte eben eine Grosschance zum 2:0 verspielt, als Silvan Schürch, auf Zuspiel von Fabian Bohnenblust und Alessio Faina einen Konter durchaus sehenswert zum 1:1 abschloss. Das entsprach zwar nicht ganz dem Spielverlauf, konnte aber die Initialzündungen für einen Sturmlauf der Gürbetaler gewesen sein. Doch der Funke sprang nicht auf die Skorpione über. Nach einigen Minuten waren die Belper wieder in ihren normalen Trott zurückgefallen. Es waren wieder die Rieder, die für die Musik sorgten. In der 18. Spielminute holten sich die Bulldozers mit einem Treffer von Christoph Brönnimann die Führung zurück. Nach vor der Pause erhöhte David Andrist in der 19. Spielminute auf 3:1. Damit war die Partie aber noch nicht entschieden. Die Gürbetaler hatten noch 40 Minuten Zeit, das Spiel zu wenden.
 
Was immer die Belper beim Pausentee besprochen hatten, es war sicher nicht das, was die Zuschauer in der Startminute des Schlussdrittels zu sehen bekamen. Nach bloss 22 Sekunden erhöhte Kevin Marti auf 4:1. Zwar wären immer noch beinahe 40 Minuten geblieben, um das Spiel zu wenden. Aber die Körpersprache der Platzherren nach diesem Treffer war klar. Spiel, Satz und Sieg Bulldozers. Über den Rest des Spiels lege ich hier den Mantel des Schweigens. Zu erwähnen gibt es eigentlich nur noch den Einsatz von Marc Stucki, der seine letzte Partie als Torhüter bestritt. Aber das verdient einen eigenen Beitrag und hat in diesem doch recht kritischen Artikel nichts verloren.
Am Ende durften die Gäste einen 10:3 Sieg feiern und absolut verdient in die Playoff Halbfinals einziehen. Der Autor wünscht den Bulldozers hier viel Erfolg. Den jungen, kämpferischen Riedern wäre der Finaleinzug und mehr zu gönnen.
 
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Aber zurück zu der Einstiegsfrage: Warum stehen die Skorpione dort, wo sie stehen? Sind die Spieler schuld, steht der Trainer in der Verantwortung oder ist es doch die Vereinsführung? Wenn es bloss so einfach wäre....
 
Einige Beobachtungen des Autors:
1. Belp hat ein Torhüterproblem. Seit dem Rücktritt von Sven Hofmann fehlt den Skorpionen ein Spitzentorhüter. Es gab mehrere Anläufe, die Situation zu bereinigen, aber bisher keinen wirklich erfolgreichen.
2. Streethockey ist athletischer, schneller geworden. Die Physis der Spieler wird immer wichtiger. Nur ist bei den Skorpionen die Bereitschaft nicht sonderlich ausgeprägt, im Ausdauer- und Kraftbereich sportartspezifisch zu arbeiten.
3. Belp hat nach wie vor einige Superspieler in seinen Reihen, aber diese können (meist) ihr volles Potenzial nicht auf das Spielfeld bringen.
4. Belp ist eine Wundertüte einem – leider zu seltenen – guten oder sogar sehr guten Auftritt folgt oft im nächsten Spiel ein Totalausfall.
5. Belp ist eher eine Ansammlung von Einzelspielern als wirklich eine eingeschworene Mannschaft.
6. Belp hat sich zu lange auf die erfolgreiche Vergangenheit konzentriert, insbesondere auf den Titel von 2013, und dabei die Planung der Zukunft etwas aus den Augen verloren.
7. Im Juniorenbereich ist die Basis (zu) schmal.
 
In der Folge konzentriere ich mich auf Punkt 5, denn er ist zentral und ist mit allen anderen Punkten verknüpft. Es scheint mir, als wäre die Mannschaft für viele Spieler in erster Linie dazu da, um ihnen die optimale Ausübung des Sports zu ermöglichen und zwar zu ihren Bedingungen, zu ihrem Besten und für Ihren persönlichen Erfolg. Aber dieser erste Eindruck täuscht wohl. Wahrscheinlich ist es primär ein Generationenproblem. In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Erwartungen, Einstellungen und Ansprüche von Jugendlichen und Heranwachsenden stark verändert. Auf die Generation Y folgte die Genration Z. Was für Y stimmt und richtig ist, stimmt für Z nicht mehr oder nur teilweise. Jeder soll von dieser Entwicklung denken, was er will. Er kann sie positiv finden oder negativ. Aber sie ist da und kann nicht rückgängig gemacht werden.
 
Ziemlich viel Theorie, werden wir praktischer: Finden sich nun Vertreter verschiedener Generationen zu einer Mannschaft zusammen, besteht eines Konfliktpotenzial. Insbesondere dann, wenn es spielerisch nicht läuft und wenn zu wenig Bereitschaft vorhanden ist, auf die andere Gruppe zuzugehen. Ich denke, das ist Teil des Problems der Skorpione. Generation Y versteht Generation Z nicht und Generation Z versteht Generation Y nicht und die Bereitschaft aufeinander zuzugehen und einen gemeinsamen Modus Vivendi zu finden besteht nur eingeschränkt. Ein Blick auf die Altersstruktur der 1. Mannschaft des SHC Belpa 1107 zeigt, wieso diese Struktur die Bildung einer homogenen Mannschaft behindert.
 
Nun, wie kann das geändert werden? Indem sich jeder und jede bewusst ist, dass wir in einer Zeit befinden, in der sich viele Dinge quasi über Nacht verändern. Wir müssen unser eigenes Verhalten immer wieder überprüfen und wenn nötig den Entwicklungen anpassen, ob es uns gefällt oder nicht. Wir müssen vom Stereotyp «Früher war es besser, deshalb müssen wir es so machen, wie wir es immer gemacht haben» ebenso abkommen wie vom Stereotyp «Alles was früher war, war schlecht».
Aber der wichtigste Punkt überhaupt ist ein anderer. Wieso spielen wir Streethockey? Weil es uns Spass macht, weil wir etwas leisten und etwas erreichen wollen. Ich denke da sind wir uns alle einig! Also stellt den Sport, das Gemeinsame ins Zentrum und das Ego zurück. Dann wird der SHC Belpa 1107 zu alter Grösse zurückfinden. Es braucht Geduld, es wird nicht über Nacht geschehen. Sprecht als Skorpione miteinander, als Gleichwertige und nicht als Vertreter der Generation Y und der Generation Z. Hört einander zu, vergesst Hierarchien, die auf dem Spielfeld bestehen und findet gemeinsam den Weg aus der Krise.
 
Geschrieben von einem Vertreter der Generation X, der gelernt hat, dass er sich immer weiterentwickeln muss und der Änderungen als positive Herausforderung und nicht als «Ablöscher» sieht.
Christoph Curchod, 16.04.2024

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