NLA – Gar nicht mal so übel

Eine ersatzgeschwächte, stark verjüngte Belper Mannschaft verliert gegen die Rebells mit 3:9.

Mit Roger Schlapbach trat auf diese Saison hin ein neuer Cheftrainer seinen Dienst auf der Bank der Skorpione an. Schlapbach stand nicht das erste Mal auf der Belper Bank. Er war der erste Trainer der Gürbetaler überhaupt, als die Berner im Herbst 1990 ihr Debut in der Meisterschaft gaben. Von den Spielern, die ihm an diesem unangenehm schwül-warmen Sonntagnachmittag in Zug zur Verfügung standen, hatten damals im September 1990 als die Belper auf die Pirates Alchenstorf trafen gerade einmal zwei das Licht der Welt erblickt, Benjamin Kaltenrieder und Sandro Wittwer. Der Kader der ersten Mannschaft der Berner ist in dieser Saison ziemlich dünn. Mehrere Spieler waren am Ende der Saison 2017/18 zurück getreten oder hatten angekündigt, eine Auszeit zu nehmen. Diese konnten nicht durch Transfers ersetzt werden. Leider war es aus verschiedenen Gründen auch nicht möglich, die entstandenen Lücken mit Spielern aus der NLB-Mannschaft zu stopfen. Renato Stalder und Robin Nydegger stiessen zum NLA Team. Kevin Kiener wollte es ihnen gleich tun, zog sich aber kurz vor Saisonbeginn eine langwierige Verletzung zu. Kurzum, es musste eine andere Lösung gefunden werden. Schon in der vergangenen Saison hatten mehrere Juniorenspieler erfolgreich in der NLA Einsätze gleistet. Für die Saison 2018/19 war geplant fünf oder sechs weitere Junioren langsam an das NLA-Niveau heran zu führen. Nun, angesichts der Kadersituation des Fanion-Teams entschied der Vorstand vergangene Woche, dass dieses Heranführen nun halt etwas schneller geschehen müsse. NLA- und Junioren-A-Mannschaft wurden halb fusioniert. Alle Junioren A werden mindestens einmal pro Woche mit der NLA trainieren, die grosse Mehrheit zweimal. Gleichzeitig wurde die Zahl der Junioren-A-Trainings auf eines pro Woche reduziert. Soviel zu Ausgangslage im Gürbetal vor dem Saisonauftaktspiel. Für dieses Spiel fehlte zudem Sven Hofmann, der mit Miniskusproblemen wohl bis in den Dezember ausfallen wird. Ebenfalls abwesend waren Alessio Faina (Ferien) und Pascal Kohler (Eishockey). Schliesslich fiel auch noch Mikel Fairclough aus, er hatte sich im Vormittagsspiel den Fuss übertreten.

 

Etwas sarkastisch könnte gesagt werden, die Voraussetzungen für einen Kanterniederlage zu Saison Beginn in Zug hätten kaum besser sein können. Dazu sollte es aber nicht kommen. Die Belper waren motiviert, hatten nichts zu verlieren. Die Zuger wussten wohl nicht so ganz, was sie von dieser Gürbetaler Mannschaft halten sollten, dürften aber angesichts der doch recht juniorenlastigen Aufstellung der Gäste mit einem eher einfachen Sieg gerechnet haben. Entsprechend gelöst traten die Innerschweizer zu dieser Partie an. Doch die Belper waren nicht bereit, sich so einfach in ihr Schicksal zu fügen. Die hielten keck dagegen und überraschten die Platzherren wohl doch etwas. Die Jungen Gürbetaler rackerten sich ab, absolvierten ein grosses Laufpensum und versteckten sich keinesfalls vor den grossen Namen im Team des Schweizermeisters. In den Startminuten dieser überaus fairen Begegnung gaben die Schiedsrichter gleich den Tarif durch. Die Belper mussten zweimal, die Innerschweizer einmal in Unterzahl agieren. Treffer fielen keine. Nick Leuenberger im Tor der Gäste spielte von der ersten Sekunde an eine ausgezeichnete Partie und machte die ersten gefährlichen Zuger Abschlussversuche zu Nichte. Die Gürbetaler hatten ihrerseits einige gute Szenen. In der 11. Spielminute spielte sich der dritte Block durch die Reihen der Innerschweizer. Til Bucher, in seinem ersten NLA-Spiel, lief in Richtung der Angriffszone, spielte einen schön getimten Pass auf Jona Wegmüller. Dieser bezwang den Zuger Schlussmann Andrea Pagano mit einem satten Schuss zur doch etwas überraschenden aber nicht gänzlich unverdienten 1:0 Führung für die Belper. In nächsten Minute fanden sich die Gäste etwas zu oft auf der Strafbank wieder. Dies war wohl auch die Folge einer Tempoverschärfung der Platzherren. Eine erste Strafe wurde überstanden. Die beiden nächsten nicht. Zweimal konnte Rückkehrer Andrew Hildreth in Überzahl für die Rebells einen Treffer erzielen. Mit einem 1:2 Rückstand gingen die Belper in die erste Pause.

 

Der Mittelabschnitt war noch nicht zwei Minuten als Ken Müller für seine Farben auf 3:1 erhöhte. Die Belper liessen sich aber nicht aus dem Konzept bringen und kämpften weiter. In der 29. Spielminute erhöhte Raphael Melliger auf 4:1. Würden die Gürbetaler nun nach dem guten Start doch noch in eine Konterneiderlage hinein laufen. Nein, sie würden nicht. Unerschrocken kämpften die jungen Belper geführt von Benjamin Kaltenrieder, Sandro Wittwer, Robert Filipek und Fabian Bohnenblust weiter. In der 34. Spielminute setzte sich der dritte Block in der Zone der Zuger fest. Irgendwie kam der Ball im Bereich des Slots zu Dennis Nydegger. Der drückte ab und verkürzte auf 2:4. Die Rebells erhöhten nun die Tempo. In der Belper Hintermannschaft zeigten sich Abstimmungsprobleme. Für einige Spieler lief die Partie nun zu schnell. Es gab Stellungsfehler. Dabei geschah zweimal etwas, was auf keinen Fall in einer Partie gegen die Zuger geschehen darf. Hildreth wurde zweimal allein vor Leuenberger vergessen. Folglich gingen dann die Gäste statt mit einem 2:4 mit einem 2:6 in die zweite Pause.

 

Im dritten Drittel kam Lukas Baumgartner für Leuenberger ins Tor der Gürbetaler. Auch ehr machte seine Sache gut. Seine Vorderleute fanden sich jedoch einmal mehr etwas gar oft auf der Strafbank wieder. Neo-Zuger Raphael Enzler bei vier gegen drei und Tobias Rohdewald bei fünf gegen vier trafen. Dazwischen hatte Patrick Döbeli bei Gleichstand einen schnellen Gegenstoss verwertet. Damit lagen die Innerschweizer zu Beginn der 49. Spielminute mit 9:3 in Front. Rebells Trainer Tibor Kapanek setzte nun vermehrt seien jüngeren Spieler ein. Die Partie wurde in der Folge wieder ausgeglichener. Kurz nach dem letzten Seitenwechsel kamen die Gürbetaler zu ihrer dritten Überzahlsituation. Filipek brachte den Ball zu Marc Widmann, der den Ball in seinem ersten NLA-Spiel eiskalt im Netz der Innerschweizer unterbrachte. Dies war gleichzeitig der letzte Treffer in dieser alles in allem für alle Beteiligten unterhaltsamen Partie.

 

Klar, die Rebells gingen nicht an ihre Leistungsgrenzen. Aber sie wurden von den jungen Belpern doch mehr gefordert als sie angenommen hatten. Diese hatten keinen Respekt vor grossen Namen und spielten unbeschwert auf. So etwa B-Junior Magnus Diener, der sich recht oft mit Tomáš Kudela als Gegenspieler konfrontiert sah. Natürlich war der tschechische Weltklassespieler für Diener letzten Endes die eine oder andere Nummer zu gross. Aber in Ehrfurcht erstarren, das gab es für die Gürbetaler nicht. Silvio Bruni, tendenziell nicht ein Spieler, der den Körperkontakt sucht, stieg in einer Weise in die Zweikämpfe, die seinen Juniorentrainer doch das eine oder anderem erstaunen liessen.

Kurzum, die Partie gegen die Rebells war wohl ideal für den Saisonauftakt. Sie hat letzten Endes gnadenlos aufgezeigt, wo die Baustellen liegen. Es gibt noch einige davon. Trotzdem, die Chemie scheint zu stimmen. Eine spezielle Saison kann beginnen. Eine Saison, in der jeder auf seine Weise Fortschritte erzielen kann. Eine Saison auch, in der es den einen oder anderen Rückschlag geben wird. Aber ein Spieler wächst nicht nur am Erfolg. Rückschläge wegzustecken, ist etwas was jeden Spieler stärker macht. A propos stark: Stark sind auch die beiden nächsten Gegner der Belper. Am 14.10. treffen die Gürbetaler zu Hause auf Grenchen und am 20.10. ebenfalls zuhause auf die Sierre Lions. In beiden Spielen liegt die Favoritenrolle beim Gegner. In einer Aufbau Saison in der die Skorpione stecken, muss gegen diese beiden Mannschaften nicht a tout prix ein Sieg her. Wichtig ist, in solchen Spielen an sich zu arbeiten, Spass am Sport zu haben  und alles zu geben. Und wer weiss, wenn alles rund läuft, bleibt ja vielleicht der eine oder andere Punkt in Belp.  

Christoph Curchod, 24.09.2018

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