Junioren B - Lehrgeld bezahlt

Nach einer klaren und diskussionslosen 0:8 Niederlage gegen West Coast Express steigern sich die Skorpione gegen Plzeň und verlieren unglücklich mit 0:1.

Eine kanadische Lektion ...

Wie das Kaninchen vor der Schlange, so erstarrten die Gürbetaler im Startspiel vor den Kanadiern. Trotz mehrfacher Warnung liessen die Belper vom Tempohockey der Kanadier überraschen. Da lief es nicht mehr, wie in der Meisterschaft. Ein bisschen auf dem Platz herum joggen, dem Gegner Raum lassen, sich einmal locker durch dribbeln. Das mag in der Meisterschaft gut funktionieren. Wenn dort ein Fehler geschieht, dann reicht meist die individuelle Klasse eines einzelnen Spielers dazu aus, diesen zu korrigieren. Schlimmstenfalls erzielt der Gegner ein Tor, aber selbst das ist in aller Regel nicht tragisch, denn dann wird das Tempo etwas erhöht. Die Treffer lassen dann in der Regel nicht lange auf sich warten. Im internationalen Spitzenhockey ist so kein Blumentopf zu erreichen. Wenn dann noch zu viel Respekt vor dem Gegner dazu kommt, dann ist eine klare Niederlage meist nicht mehr abzuwenden. Von der ersten Sekunde an rollte der West Coast Express in Richtung Berner Tor. Die Jungs waren vom Tempo überrascht und überfordert. Die Zuteilung klappte oft nicht, uns selbst wenn einmal klar war, wer für wen verantwortlich war, dann wurde dem Gegenspieler zu viel Raum gewährt. Kurzum, die Nordamerikaner konnten  in der Belper Zone beinahe nach Belieben Schalten und Walten. Nun, die Skorpione kämpften, schafften es meist, die Kanadier in letzter Sekunde irgendwie beim Abschluss zu stören. Oli Chakroun trug das seine dazu bei, die Kanadier am erfolgreichen Abschluss zu hindern. Trotzdem, es war allen Zuschauern in der Halle klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kanadier in Führung gehen würden. In der 9. Spielminute war es schliesslich soweit, die Nordamerikaner gingen mit 1:0 in Front. In den Schlussminuten der ersten Hälfte erhöhten sie auf 4:0, gleich nach der Pause gar auf 5:0. War der Ball ausnahmsweise in der gegnerischen Zone, so versuchten die Vorderleute der Gürbetaler zwar den Gegner unter Druck zu setzen. Doch die Hintermannschaft rückte nicht nach. So war es für die Kanadier ein Leichtes, ihre freien Mitspieler in der Mittelzone zu finden und schnelle Gegenangriffe zu lancieren. Bis zum Spielend erhöhte West Coast Express auf 8:0. Sind die Skorpione für internationale Aufgaben noch nicht bereit? So einfach war die Sache dann doch nicht. Bei genauer Betrachtung fiel doch einiges auf. In Laufduellen waren die Belper Spieler ihren Gegner häufig ebenbürtig. Technisch hatten die Kanadier einiges auf Lager, aber auch die Skorpione hatten hier einiges auf Lager. Körperlich waren die Schweizer nicht unbedingt unterlegen, von den Jüngsten einmal abgesehen. Aber die Skorpione hatten zu viel Respekt und wichen Zweikämpfen aus, von den Jüngsten - Joël Pauli und Finn Bucher - einmal abgesehen. Die Puzzleteile sahen gar nicht mal so schlecht aus. Bloss sie wurden nicht zu einem Ganzen zusammengesetzt. Von einem Spielsystem war herzlich wenig feststellbar. Bis zum heutigen Tag hatten die Gürbetaler gemeint, sie wüssten, was es heisse Streethockey zu spielen. Heute wurde ihnen vorgeführt, wie Streethockey wirklich gespielt wird. Mit dem, was in der Schweizer Junioren B Meisterschaft geschieht, hat es herzlich wenig zu tun.

 

... wird beherzigt

Im zweiten Spiel trafen die Skorpione auf die Schwertfische aus Plzen. Auf dem Feld stand eine gegenüber der ersten Partie stark veränderte Gürbetaler Mannschaft. Plötzlich war ein System zu erkennen. Plötzlich stimmten die Zuteilungen,  meistens auf jeden Fall. Waren die Schweizer im Angriff, was nun durchaus öfters der Fall war, rückte die Hintermannschaft auf. Natürlich hatten die Tschechen nicht ganz die Klasse der Kanadier, aber sie sind immer noch ein erstklassiges Team. Auch wenn die Belper stark verbessert auftraten, so wurden doch weitere Baustellen sichtbar. Etwa der fliegend Wechsel:. In der Meisterschaft nicht wirklich eine Herausforderung, irgendwie klappte es dort jeweils schon. Fehler konnten in aller Regel mit individueller Klasse ausgebügelt werden. Nicht so hier. Bei zögerlichen Wechseln brannte es sofort lichterloh in der Zone der Belper. In der ersten Hälfte hatten die Gastgeber mehr vom Spiel, aber sie blieben im Abschluss erfolglos. In der 19. Spielminute konnten die Schwertfische von einem massiven Stellungsfehler in der Belper Hintermannschaft profitieren und mit 1:0 in Führung gehen. Auf die Belper wirkte der Rückstand motivierend. Sie hatten inzwischen bemerkt, dass die Tschechen durchaus in ihrer Reichweite lagen. Die Fehlerquote im Spiel der Schweizer ging nun weiter zurück. Sie kämpften nun mit vollem Einsatz. Der  übertriebene Respekt vor den Gegnern wurde abgelegt, zögerliches Verhalten in Zweikämpfen gab es nur noch sehr selten. Die Belper arbeiteten sich ins Spiel zurück. Sie gingen nun aggressiver zu Werk, zwangen die Tschechen zu individuellen Fehlern, waren plötzlich die bessere Mannschaft. Laufduelle wurden nun gewonnen, Gegner zur Seite abgedrängt. Technisch waren die Gürbetaler ihren Alterskollegen aus Plzen nun ebenbürtig. Allerdings waren die Skorpione noch immer einen Tick zu ballverliebt. In den Schlussminuten hatten die Berner gleich mehrere Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen. Aber sowohl Til Bucher, wie Marc Widmann wie Nick Hlubek scheiterten zum Teil sehr knapp. Am Ende wäre der Ausgleich mehr als verdient gewesen. Alles in allem eine gewaltige Steigerung gegenüber der Startpartie. Aber es gibt nach wie vor viele Baustellen. Julia und die Jungs haben das aber nun erkannt. Sie werden sich morgen weiter steigern. Es wird also spannend, um 11:30 gegen Spišská Bilá und um 16:30 gegen den EV Weiden. Die Slowaken werden zu einem weiteren Prüfstein für die Gürbetaler, haben sie doch am Abend West Cost Express mit 5:3 geschlagen, wobei die Nordamerikaner bei weitem nicht so kraftvoll und überzeugend auftraten wie gegen die Skorpione.

Ceterum censeo

Wenn es aus den Ergebnissen des ersten Tages eine weitere Lehre gibt, dann diese. Der Mischmodus in der Schweiz muss aufhören oder zumindest auf das absolute Minimum reduziert werden. Denn bei zu vielen Spielen gegen inferiore Gegner kann ein Team kaum mehr Fortschritte mache. Ein Topteam kann heute in der Schweizer Junioren B Meisterschaft (und auch bei den Junioren A) mit angezogener Handbremse spielen, ohne erkennbare Taktik agieren und doch die meisten Spiele problemlos gewinnen. Bei den wenigen Aufeinandertreffen der Topteams steigt zwar das Niveau aber liegt weit unter dem, was die Spieler eigentlich zu leisten vermögen.

Christoph Curchod, 15.06.2018

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