Junioren B - Ein durchzogener Tag in Plzeň

Das Gelernte schon wieder beinahe vergessen

Das Gelernte schon wieder beinahe vergessen

Am späten Vormittag trafen die Belper auf den MŠK Spišká Belá. Das Spiel wurde auf einem schönen Aussenspielfeld gleich hinter dem Stadion von Viktoria Plzeň ausgetragen. Die Slowaken hatten ihre bisherigen drei Spiele gewonnen. Trotzdem, mit einer konzentrierten Mannschaftsleistung wie am Vorabend gegen die Gastgeber lag dieses Team durchaus in der Reichweite der Gürbetaler. Nur, irgendetwas stimmte im Spiel der Berner nicht. Die Konzentration vom Vorabend war irgendwie verschwunden. Hatten die Schweizer etwa das Gefühl sie hätten nun ihre Lektion gelernt und müsste die neu erworbenen Fähigkeiten nicht mehr anwenden. Es sah so aus. Die Slowaken wurden über weite Strecken zu wenig eng markiert. Plötzlich gab es in der Verteidigung wieder so etwas wie ein Libero. Das heisst da war ein Spieler auf dem Feld, der in der Zone vor dem eigenen Gehäuse stehen blieb, auch wenn er keinen Gegenspieler decken musste. In der Folge war immer ein Slowake ungedeckt. Dieses Spiel ohne den letzten Einsatz wurde früh bestraft. In der 3. Spielminute konnten die Slowaken mit 1:0 in Führung gehen. Nun, es war nicht alles schlecht im Spiel der Gürbetaler. Zuweilen funktionierte das mit der Manndeckung. Zuweilen rückte die Verteidigung auf, wenn die Belper im Angriff waren. Und dann geriet die slowakische Hintermannschaft in Schwierigkeiten. Die Belper konnten den Ball erobern und Druck auf das gegnerische Tor entfalten. Nur geschah dies viel zu wenig. Und je länger die Gürbetaler in dieser Partie ohne Torerfolg blieben je weniger hielten sie sich an das System. Die Spieler fielen immer mehr ins alte Fahrwasser zurück. Die Einzelaktionen nahmen zu. Nur, Einzelaktionen gegen Tscheche, Kanadier oder Slowaken, das  klappt selten. Vielleicht kommt man am ersten Spieler noch vorbei, selten sogar noch beim zweiten. Aber bei Spieler Nummer drei ist Endstation. Das sollte im dritten Spiel gegen eine Weltklassemannschaft nun eigentlich bekannt sein. Pässe sind gefragt, aber solche die den Namen Pass verdienen, präzise harte Zuspiele, Schüsse schon beinahe. Zuckerpässchen, den Ball zum Mitspieler hinüber streicheln, das mag in der Junioren B Meisterschaft klappen. In Plzeň klappt das nicht. In der 13. Spielminute griffen die Skorpione unwirsch an. Der Ball ging verloren. Die Zuteilung in der Defensive stimmt nicht mehr. Die Slowaken kamen durch und schon lag der Ball zum 0:2 im Netz der Skorpione. Dieser Treffer und das fehlen eigener Tore drückte auf die Stimmung einzelne Spieler glaubten offenbar nicht mehr an einen Erfolg, begannen zu zweifel und schalteten einen Gang zurück. Aufgeben im Hockey, bei zwei Toren Rückstand? Sich schonen, sich zurückhalten. Das geht nicht. Das hat nichts mit unserem Sport zu tun. Das kann man zurzeit in Russland beobachten. Ein Hockeyspieler kämpft, stemmt sich gegen die Niederlage, bis zum Schluss. Das hat Schweizer Teams auf der internationalen Bühne schon immer ausgezeichnet. Und so soll es bleiben. Nun heute um die Mittagszeit war es leider nicht ganz so. In der zweiten Halbzeit taten die Gürbetaler zu wenig. Die Strafe folgte auf dem Fuss. Spišská Bilá erhöhte das Score in regelmässigen Abständen. Nach 25 Minuten stand es 0:4. Oli Chakroun macht Platz für Lucien Christinet. Dieser schlug sich wacker und liess bis zum Spielende nur einen weiteren Gegentreffer zu. Hingegen blieben die Skorpione auch in ihrer dritten Partie ohne Torerfolg. Ein Pfostenknaller von Marc Widmann in Unterzahl kurz vor Spielende war das höchste der Gefühle.

Licht aber auch viel Schatten gegen den EV Weiden

Am Nachmittag trafen die Belper auf den EV Weiden. Die deutschen Eishockeyspieler dürften wohl die klar schwächste Mannschaft an diesem Turnier sein. Eine gute Gelegenheit für die Gürbetaler um an ihrem Spielsystem zu arbeiten und sich auf die weiteren Spieler vorzubereiten. Und die Berner taten dies zu Spielbeginn ganz ordentlich. Die Zuteilung stimmte. Die Verteidiger rückten auf, die Deutschen wurden in ihrer Zone rasch unter Druck gesetzt. Die Partie war knapp zwei Minuten alt, als ein Weidener Spieler die Strafbank aufsuchen musste. Die Skorpione setzen sich sofort in der gegnerischen Zone fest. Nick Hlubek setzte Marc Widmann ein und der bezwang den deutschen Schlussmann zum 1:0. Kurz darauf musste ein Belper auf der Strafbank Platz nehmen. Er erhielt jedoch wenig später Gesellschaft von einem der bayerischen Spieler. Die Schiedsrichter leiteten die Partie doch recht kleinlich. Bei vier gegen vier drückten wiederum die Gürbetaler. Widmann und Hlubek bereiteten vor, Magnus Diener schloss ab. Nach 3:43 lagen die Belper mit 2:0 in Front. Die Schweizer dominierten die Partie nun nach Belieben. Aber im Verlauf der nächsten Minuten liessen die Berner unerklärlicher Weise nach. Langsam schlichen sich Zuteilungfehler ins Spiel der Skorpione ein. Die Verteidiger rückten nicht mehr konsequent auf. Das Spiel der Schweizer verflachte. Noch waren sie das überlegene Team. Doch je länger das Spiel dauerte desto besser fassten die Deutschen Fuss. In der 13. Spielminute konnten die Skorpione in Überzahl spielen. Das Powerplay funktionierte schlecht. Zwar spielten die Berner in der gegnerischen Zone, aber sie brachten den Ball nicht wirklich unter Kontrolle. Die Gegner konnten zum Gegenstoss ansetzten. Die Belper setzten lustlos nach, es kam zu einem gefährlichen Abschluss. Nun endlich beschleunigten die zurückeilenden Skorpione.Zu stark. Der Captain knallte von hinten in den Angreifer. Dieser flog in die Bande und der Captain der Gürbetaler durfte für 2 plus 10 Minuten auf der Strafbank Platz nehmen. Die Deutschen erkannten nun, dass sie diese Belper schlagen konnten und kamen besser ins Spiel. Vorerst erschwerten sie sich ihre Aufholjagd aber damit, dass sie immer wieder Strafen holten. Bloss, dass Überzahlspiel der Gürbetaler wurde von Mal zu Mal schlechter. Im zweiten Spielabschnitt klappte bei den Belper kaum mehr etwas. Es war kein System zu erkennen, nicht einmal ansatzweise. Der Anschlusstreffer der Deutschen schien nur noch eine Frage der Zeit. In der 25. Spielminute musste ein Belper die Strafbank aufsuchen. Die Box der Gürbetaler war schlecht. Sie nahm alle möglichen geometrischen Formen an, bloss nie die eines Quadrats. Nach 25:24 konnte der EV Weiden den hochverdienten Anschlusstreffer bejubeln. Die Reaktion der Gürbetaler fiel verhalten aus. Zwar stand man nun etwas besser, aber nur etwas. Eine Strafe gegen Weiden nach 27:00 schien die Möglichkeit zu eröffnen, den Vorsprung wieder auszubauen. Doch weit gefehlt. Zwei Sekunden später musste auch ein Belper auf der Strafbank Platz nehmen. Das Spiel wogte nun hin und her. Schliesslich kam der Ball von Pascal Schwitter zu Silvan Schürch. Dieser fackelte nicht lange und zog von der roten Linie voll durch. Der Schuss, mit dem der deutsche Schlussmann offensichtlich nicht gerechnet hatte, fand den Weg ins Netz. Die Skorpione lagen mit 3:1 in Führung. Wars das? Die Gürbetaler agierten nun wieder konzentrierter. Gleichzeitig machte Weiden nicht den Eindruck als ob sie sich noch einmal ins Spiel zurückkämpfen könnten. In der Schlussminute ersetzten die Deutschen ihren Torhüter durch einen sechsten Feldspieler. Sie setzten sich in der Zone der Gürbetaler fest, konnten aber keine gefährliche Situation erzwingen. Schliesslich eroberte Til Bucher den Ball. Dieser legte zu Jan Schlechten der nahe der eigenen Torline stand. Dieser brachte den Ball durch den freien Raum aus der eigenen Zone. Immer weiter rollte die orange Kugel. Über die rote Linie und über die gegnerische blaue Line. Der Kurs des Balls war perfekt. Er landete mitten im Gehäuse des EV Weiden. Damit war die Partie endgültig gelaufen. Was bleibt ist die Frage, wieso es zu diesem eklatanten Leistungsabfall ab der Mitte der ersten Halbzeit kam.

So geht es weiter

Um 10:15 treffen die Skorpione auf die Tschechische U14. Hier brauchen die Gürbetaler einen Sieg, um sich für das Spiel um Rang drei zu qualifizieren. Ein solche liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Allerdings muss die Einstellung stimmen. Das Team muss als ganzen funktionieren. Von der ersten bis zur letzten Spielminute. Die Jungs sind in der Lage und Willens diese Leistung zu zeigen. Ja und dann winkt bei einem Sieg als Belohnung das Spiel um Rang drei gegen West Coast Express. Den Kanadiern ist der 8:0 Auftaktsieg gegen die Gürbetaler irgendwie nicht gut bekommen. Sie haben mit einer Niederlage gegen Spišská Belá und zwei Unentschieden gegen Plzeň und die U14 die Finalqualifikation verpasst. Ja wenn es soweit kommen sollte, dann kann es nur eines geben. Einsatz bis zum letzten, konzentrierte Arbeit über 30 Minuten. Es wird schwierig, aber es ist zu schaffen, gegen die U14 und gegen West Coast Express. 

 

Christoph Curchod, 16.06.2018

© 2020 SHC Belpa 1107