Junioren B - 5. Schlussrang

Nach einer Häufung taktischer Fehler im letzen Spiel der Vorrunde gegen die tschechische U14 müssen die Skorpione zum Spiel um Rang 5 antreten. Dort gewinnt Belp eine Partie mit 3:2 nach Penaltyschiessen.

Auf internationaler Ebene werden taktische Fehler brutal bestraft

Die Gürbetaler hatten sich für das Spiel gegen die tschechische U14 viel vorgenommen. Mit einem Sieg wäre es im Spiel um Rang 3 zu einer Revanche gegen West Coast Express gekommen. Ein kleiner Spaziergang vor dem Frühstück sollte dafür sorgen, dass die Belper wach und voll konzentriert an ihre Aufgabe heran gehen konnten.

Zu Beginn der Partie sah es recht gut aus für die Berner. Die Tschechen wurden früh unter Druck gesetzt. Die Verteidiger rückten auf. Die U14 hatte Mühe damit, sich aus ihrer Zone zu lösen. Die Belper Stürmer erkämpften sich Bälle in der gegnerischen offensiven Zone. Eine erste Überzahlsituation brachte indes wenig Zählbares. Hier war wieder zu bemerken, dass sich die Skorpione das Spiel 5 vs 5 nicht wirklich gewohnt waren. Danach suchten die Belper wieder das Pressing aufzuziehen. Das sah zu Beginn nicht schlecht aus. Doch bald schlichen sich Stellungsfehler ein. Die Aufteilung stimmt nicht mehr ganz. Und das wird auf internationalem Topniveau sofort bestraft. In der 6. Spielminute gingen die Tschechen mit 1:0 in Führung. Die Belper wollten noch mal dagegen halten, machten Druck. Doch die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen. Die Spieler waren mental nicht mehr fit. Statt sich an die noch wenig gewohnte taktischen Vorgaben zu halten fielen einzelne immer wieder in das 4 vs 4 zurück. Damit erhielten die Gegner den nötigen Raum, um die Führung in der 8. Spielminute auf 2:0 auszubauen. Dieser Treffer brach den Belpern das Genick. Der Glaube die Partie noch gewinnen zu können zerbrach jäh. Und während die Skorpione noch mit hängenden Köpfen den letzten Treffer zu verarbeiten suchten, zappelte der Ball erneut im Netz. Die Gürbetaler waren nun völlig von der Rolle. Die Tschechen konnten nach Belieben schalten und walten. Widerstand gab es kaum mehr. Die Müdigkeit der vergangenen Tage machte sich nun bei jeder Bewegung bemerkbar. Ein System war nicht mehr zu erkennen. Bis zu Pause kassierten die Schweizer noch 5 weitere Treffer. Die zweiten 15 Minuten wurden von beiden Teamss nicht mehr mit vollem Einsatz gespielt. Sie hatten bloss noch Erledigungscharakter. Auf beiden Seiten fiel je ein Treffer. Den Ehrentreffer für die Belper ging auf das Konto von Magnus Diener.  

 

Eine Rutschpartie mit Happyend

Das Spiel um Rang 5 wurde in der Freiluftarena ausgetragen. Auf Wunsch des Gegners, des EV Weiden wurde der Beginn der Partie um 90 Minuten vorgezogen. Zehn Minuten vor dem Anpfiff trafen dann die Deutschen tatsächlich vor Ort ein. Aber zeitgleich mit den Bayern traf auch eine kleine Regenwolke über dem Spielfeld auf. Es regnete während einigen Minuten recht stark. Dies führte dazu, dass der Kunststoffbelag sich in eine Eisbahn verwandelte. Zum Glück hatten die Weidener ihre Schlittschuhe nicht dabei. Sonst wäre es möglicherweise für die Belper schwierig geworden. Nun, der Regen liess rasch nach, am Horizont zeigte sich schon wieder die Sonne. Mit einer Verspätung von rund 15 Minuten begann die Partie. Das Feld war aber kaum bespielbar. Ein abruptes Bremsen, ein Blitzstart ein rascher Richtungswechsel, nichts davon war möglich. Allein schon der Versuch dazu führte unweigerlich zu einem Ausrutscher und dazu, dass sich der betreffende Spieler liegend auf dem blauen Belag wiederfand. Die Belper konnten in der 7. Spielminute in Führung gehen. Marc Widmann traf im Powerplay auf Zuspiel von Til Bucher. Ansonsten war vom Startdrittel nicht viel zu vermelden. Beinahe jeder Spieler macht einmal recht unsanft die Bekanntschaft mit der Spielfeldoberfläche. Ein schönes Spiel konnte unter diesen Umständen nicht zustande kommen. 1:0 nach 15 Minuten und keine Verletzten, das war die Bilanz des Startabschnitts. Inzwischen hatte der Niederschlag aufgehört, die Sonne drückte leicht durch die Wolken. Der Platz war nach der Pause wieder trocken. Nur entlang der Banden gab es noch einige wenige rutschige Szenen. Die meisten Spieler agierten aber zu Beginn des zweiten Drittels noch so als ob das Spielfeld nach wie vor rutschig wäre. Einer der ersten der erkannte, dass der Boden wieder griffig war, war Nick Hlubek. Nachdem er von Jan Schlechten den Ball erhalten hatte, liess er die ganze Abwehr der Weidener stehen und erhöhte auf 2:0. Damit gaben sich die Gürbetaler bei denen in diesem Spiel alle Spieler zu Einsätzen kamen zufrieden. Sie liessen nach. Die Gegner hatten plötzlich wieder mehr Raum und trugen das Spiel immer mehr vor Lucien Christinet. Gegen Weiden wird zwar nicht jeder Fehler bestraft, aber zu viele  Fehler führen auch gegen Mannschaften aus der zweiten Reihe früher oder später zu Gegentreffern. So auch hier, in der 22. Spielminute gelang den Bayern der Anschlusstreffer. Die Belper reagierten mit einem kurzen Strohfeuer um dann wieder in ihre Passivität zurückzufallen. In der zweitletzten Spielminute wurde eine Strafe gegen Belp ausgesprochen. Weiden ersetzten den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler. Mehrfach eroberten die Gürbetaler in ihrer Zone den Ball. Doch anstatt diesen einfach wegzuschlagen, wurde versucht, aus der Zone rauszudribbeln. Das misslang jedes Mal. Und so kam es, wie es kommen wollte, der Ball fand schliesslich den Weg in das Netz der Gürbetaler. 2:2 stand es nach 30 Minuten. Ein Penaltyschiessen musste über Sieg und Niederlage entscheiden.

Hier geschah lange nichts Entscheidendes. Die ersten Schützer beider Teams verschossen oder scheiterten am Torhüter. Als vierter Schütze für die Gürbetaler trat Magnus Diener an. Er täuschte links an, wartete bis der Torhüter zu Boden ging, zog den Ball nach rechts und schob ihn am Torhüter vorbei ins Netz. Der letzte Schütze der Deutschen versuchte Diener zu kopieren. Und tatsächlich, er schien Erfolg zu haben. Der Ball zappelte hinter Oli Chakroun im Netz. Doch halt, was macht da der Schiedsrichter für ein Zeichen. Gibt er etwa den Treffer nicht. Allgemeine Verwirrung auf und um das Spielfeld. Coach Wittwer schickte Captain Bucher auf das Spielfield um beim Schiedsrichter nachzufragen, was los sei. Der missverstand den Auftrag und lief jubelnd auf Chakroun zu. Dieser schien kurz verwirrt, stimmte dann in den Jubel mit ein. Der Rest der Belper Bank wusste nicht genau, was jetzt zu tun war. Die Deutschen sprachen energisch mit dem Schiedsrichter. Assitentscaptains Schlechten fragte schliesslich den Schiedsrichter, was geschehen war. Offenbar hatte der Deutsche Schütze den Ball zurück gezogen, weshalb der Treffer nicht zählte. Also Sieg für Belp? Oder doch nicht? Der zweite Schiedsrichter machte ein Zeichen, dass der nächste Belper Schütze anlaufen sollte. Aber wieso, die Gürbetaler lagen doch uneinholbar in Führung. Schliesslich wurde die Kommunikation klar. Belp hatte die Partie gewonnen. Es durfte also gejubelt werden.

Danach konnten die Gürbetaler den Pokal für den hoch verdienten fünften Platz in Empfang nehmen. Marc Widmann wurde als bester Spieler des SHC Belpa 1107 ausgezeichnet. Danach verabschiedeten sich die Gürbetaler mit einem Geschenk vom scheidenden Trainer Christian Wittwer.

Alles in allem kann das Turnier durchaus als Erfolg betrachtet werden. Für alle Spieler war es der erste internationale Auftritt. Sie wissen nun, dass es international mehr braucht, um erfolgreich zu sein. Einzelaktionen führen kaum zum Erfolg. Individuelle Stärken sind zwar wichtig, verpuffen aber wirkungslos, wenn sie nicht Teil des Kollektivs sind.

Bei einem zweiten internationalen Auftritt, den es für die Spieler sicher noch gegeben wird, muss dann nicht mehr bei null angefangen werden.

Und einmal mehr hat sich gezeigt, dass die 4 gegen 4 Meisterschaft wie sie in der Schweiz gespielt wird ein Auslaufmodell ist. Will man international den Anschluss nicht verlieren und damit eines der Hauptargumente um neue Spieler zu gewinnen, dann muss es zwingend auf Ebene Junioren C und Junioren B eine Grossfeldmeisterschaft mit Offside geben. Ist in einer ersten Phase der Meisterschaft kann es das ja noch geben, wenn es sich dann nicht umgehen lässt. Aber eine einseitige Ausrichtung der Meisterschaft auf die Bedürfnisse kleinen Vereine ist auf die Dauer nicht der richtige Weg. Es ist ein Mittelweg zu finden.

Christoph Curchod, 18.06.2018

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