Junioren A - Vom katastrophalen Start zum klaren Sieg

Die Skorpione verschlafen den Start gegen die Wale komplett, kämpfen sich ins Spiel zurück und feiern einen verdienten 19:5 Sieg.

Der SHC Belpa 1107 erlebt zurzeit den wohl schwärzesten Januar der Vereinsgeschichte. Nichts läuft, in der NLA, bei den Junioren A und den Junioren B. Ohne grosse Gegenwehr verloren diese drei Teams alle Spiele im Jahr 2019. Einzig die Junioren C vermochten bisher diese rabenschwarze Serie zu durchbrechen. Das Spiel zwischen den Skorpionen und den Walen war wegweisend für die Gürbetaler. Eine Niederlage und nicht nur der dritte Qualifikationsrang würde in weite Ferne rücken, nein, auch die Qualifikation für die Playoffs wäre plötzlich akut gefährdet. Wie oft vor Schlüsselspielen trafen sich die Belper zum gemeinsamen Frühstück bei ihrem Coach. Dort wurden die Erwartungen und die Marschrichtung festgelegt. Die Belper beabsichtigten mit drei Linien die Solothurner von Anfang an unter Druck zu setzen, Fehler zu erzwingen und Tore zu schiessen.

Das Wetter war ideal, um Streethockey zu spielen. Die Temperaturen gingen gegen zehn Grad und der ursprünglich angesagte Regen begann erst eine gute halbe Stunde nach Spielschluss. Sowohl Grenchen wie Belp wollten in dieser Begegnung ihren Junioren B Einsatzzeit bei den Junioren A gewähren. So liefen die Gäste mit vier und die Platzherren mit sieben Junioren B auf. Allerdings sollten die Pläne der Gürbetaler schon bald einmal geändert werden müssen. Die Solothurner, die mit zehn Feldspielern anreisen, hatten hier kaum Optionen. Noch bevor das Spiel begann, sahen sich beide Teams mit dem Problem konfrontiert, dass nur ein Schiedsrichter angereist war. Offenbar hatte es beim Schiedsrichteraufgebot bei der SSHR ein Missverständnis gegeben. So stieg nach gegenseitiger Absprache Daniel Feuz ins Schiedsrichtertrikot. Er machte seine Sache sehr gut.

Alles andere als gut verlief der Start der Gürbetaler. Nach 49 Sekunden musste Marc Widmann die Strafbank aufsuchen. Die Belper Box agierte zu offensiv. Die vier Skorpione hatten sich wohl vorgenommen, einen Shorthander zu erzielen. Sie attackierten die Grenchner zu dritt in der Mittelzone, das Offside war schon aufgehoben. Das gewünschte Tunrover konnte nicht erzwungen werden. Im Gegenteil, Dominic Tschirren brachte den Ball an den drei forecheckenden Bernern vorbei zu Fabrice Feuz. Dieser bezwang Lucien Christinet nach 1:45 zum 0:1. Nun, das war zwar ärgerlich, aber noch nicht wirklich problematisch. Indes, das was in den folgenden Minuten geschah, reite sich nahtlos in die bisherige Januar-Leistung des SHC Belpa 1107 ein. Die Spieler standen auf dem Spielfeld, waren aber irgendwie abwesend. Den Gästen wurde zu viel Raum gewährt. Und die Solothurner wussten diesen zu nutzen. Nur 29 Sekunden nach dem Führungstreffer erhöhte Yannic Brugger auf 0:2. Nun wurde es auf der Bank der Platzherren erstmals ziemlich laut. Doch die lauten Worte des Coaches vermochten die Spieler nicht aus ihrer Lethargie heraus zu rütteln. Träge und ohne Biss bewegten sich die Skorpione auf dem Spielfeld. Die Gäste wussten die ihnen gewährten Freiheiten zu nutzen. Nach 4:22 erhöhte Fabrice Feuz auf 0:3. Die Belper Zuschauer währten sich im falschen Film. Ein Timeout musste her. Im Tower des Flughafens Belp begann plötzlich das rote Warnlicht für heftige Seitenwinde zu blinken. Die Gürbetaler gingen nun etwas konzentrierter ans Werk, blieben aber weiterhin weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Im Tower des Flughafens ging nun die Seitenwind Warnung in regelmässigen Abständen wieder los. Die Lotsen standen vor einem Rätsel, denn bei jeder Warnung wurde der Wind stärker. Die Leidtragenden auf dem Spielfeld waren die Spieler der dritten Belper Linie. Dominic Schwitter, Julia Christinet, Silvan Schürch, Pascal Schwitter, Joël Pauli und Finn Bucher hatten keine Verantwortung für den Rückstand und doch mussten sie  nun unter der Wolldecke Platz nehmen. In der 11. Spielminute sahen die Belper Zuschauer einen ersten Lichtblick. Mikel Fairclough durchbrach die Solothurner Abwehrreihen legt den ganzen Frust in den Schuss und bezwang den ausgezeichneten Grenchner Schlussmann Nicolas Jordi zum 1:3. Bloss, mehr als ein kurzes Aufflackern war die Aktion von Fairclough nicht. Denn nur 40 Sekunden später agierte die Belper Hintermannschaft wieder einmal halbherzig. Nico Taboada brachte die Gäste mit 1:4 in Führung. Auf dem Tower des Flughafens richteten die Lotsen ihre Ferngläser in Richtung Giessenbad und hielten nach dem Tornado Ausschau, den ihnen ihr System meldete. Nun endlich legten die Belper ihre Trägheit ab und gingen konzentrierter ans Werk. Die Gäste wurden zunehmend in ihre Zone zurück gedrängt. in der 13. Spielminute verkürzte Magnus Diener zum 2:4. Die Berner waren nun wach, das Spiel verlagerte sich immer mehr in die Zone der Solothurner. Doch im Abschluss waren die Gürbetaler weiterhin zu verspielt. Zudem verteidigte Jordi sein Gehäuse souverän. Erst in der Schlussminute fiel der dritte gürbetaler Treffer. Fairclough war in Überzahl erfolgreich. Am Ende eines zu Beginn katastrophalen Startabschnitts hatten sich die Belper ins Spiel zurück gekämpft. Gespannt warteten die Zuschauer auf den zweiten Abschnitt. Und im Tower des Flughafens Belp versuchten die Lotsen, die unerklärlichen Windwarnungen, die plötzlich aufgehört hatten zu begreifen.

Im Mittelabschnitt sorgten die Gürbetaler für die Musik. Die Gäste wurden nun in ihrer Zone eingeschnürt. Die zweite Linie der Belper bekam die erste Linie der Solothurner immer besser in Griff. Die erste Linie der Gürbetaler spielte die zweite Linie der Grenchner schwindlig, blieb aber vorerst im Abschluss ungenügend. Schliesslich wussten sich die Gäste nur noch mit einem Foul gegen den Ansturm der Skorpione zu wehren. Das Überzahlspiel der Platzherren war für einmal stark und zielgerichtet. Nach 22:20 glich Jona Wegmüller die Partie aus. Und dann begann auch die erste Linie zu treffen. Zwischen der 26. und der 28. Spielminute brachten Simon Meir und Marc Widmann, letzterer mit zwei Treffern, die Gürbetaler mit 7:4 in Führung. Nun nahm der Coach der Gäste sein Timeout. Er stellte um. Seine erste Linie spielte nun auf die erste Linie der Platzherren, während er versuchte, mit seiner Junioren B Linie die zweite Linie der Gürbetaler zu neutralisieren. Nun, seine Umstellung brachte die Angriffsmaschinerie der Platzherren ins Stocken. Der Leser, die Leserin mit etwas besseren Regelkenntnissen wird sich fragen, wie das denn möglich war. Denn eigentlich hat doch die Heimmannschaft das Recht, als zweite zu wechseln. Nun der Coach der Gürbetaler stellt sich auf den - zuweilen etwas sturen - Standpunkt, dass jeder seiner Linien in der Lage ist, jede gegnerische Linie zu neutralisieren. Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass auch jede Linie das zeigt, wozu sie in der Lage ist. Die erste Linie der Skorpione hatte sich rasch an die erste Linie der Wale gewöhnt. Mehr Probleme hatte da die zweite Linie. Wie steigt ein Nationalliga A Spieler, in der zweiten Linie standen nicht weniger als drei NLA Stammspieler und die beiden anderen spiele auch regelmässig auf diesem Niveau, gegen einen B Junioren oder eine B Juniorin ein. Was tut ein Spieler wie Fairclough, wenn ihm ein Junior B in den Laufweg rennt? Nun, er versucht auszuweichen. Bei einem Laufduell zwischen zwei so ungleichen Spielern fällt der Kleinere um, selbst wenn beide Spieler strikte in Richtung Ball laufen. Unfair ist eine solche Aktion nicht. Und so fielen dann die sich aufopfernd einsetzenden Solothurner in praktisch jedem Zweikampf zu Boden. Dies jeweils begleitet von einem lauten Aufheulen der mitgereisten Eltern. Sechs Minuten und zwei Strafen später hatten die Gürbetaler ihren Rhythmus wieder gefunden und setzten ihren Sturmlauf fort. Bis zur 39. Spielminute hatten die Platzherren auf 11:4 erhöht. Seit dem 8:4 spielten die Skorpione wieder mit drei Linien. Die dritte Linie hatte die erste Linie der Gäste meist im Griff und lies keinen Gegentreffer zu. In der 39. Spielminute mussten die Platzherren den Solothurnern einen weiteren Treffer im Powerplay zugestehen, allerdings waren diesem Tor zwei Shorthander voraus gegangen. Den Schlusspunkt unter das fulminante Mitteldrittel setzte Fairclough mit dem 12:5. Auf dem Tower versuchte man inzwischen verzweifelt, den Ursprung der immer wieder kurz aufheulenden Südostwinde zu klären...

Im Schlussabschnitt lies die Konzentration der Platzherren etwas nach. Die Gäste kamen nun wieder vermehrt zu Konterchancen und konnten sich einige Male sogar kurzzeitig vor dem Tor der Gürbetaler festsetzen. Ein weiterer Treffer blieb ihnen jedoch verwehrt. Lucien Christinet, der bei den Treffern zu Spielbeginn etwas unglücklich aussah, lief nun zu Höchstform auf. Er hielt zum Teil mit sensationellen Paraden seine Kasten rein. Die meiste Zeit über monopolisierten die Skorpione das Spiel aber in der Zone der Wale. Bis zur 52. Spielminute erhöhten die Belper auf 17:5. Und dann wurde die Partie plötzlich gehässig. Am Anfang stand ein heftiger Check in die Beine von Til Bucher. Den beiden ausgezeichneten Schiedsrichtern war die Sicht verdeckt, so dass sie die Aktion richtig sahen. Folglich konnten sie auch keine Strafe aussprechen. Es folgten ein Revanche-Check, ein Revanche-Revanche-Check etc. Schliesslich wurde die Partie unterbrochen und der Coach der Gürbetaler hatte alle Hände voll zu tun, die Gemüter auf seiner Bank wieder zu beruhigen. Dabei war es wenig hilfreich, dass einige der mitgereisten Eltern schon seit geraumer Zeit die Gürbetaler Spieler beschimpften. Auch nicht eben hilfreich war es, dass der Coach der Gäste damit begann, die Bank der Belper zu beschimpfen. Das Spiel beruhigte sich wieder. Doch nach zwei oder drei ruhigen Einsätzen kam es wieder zu kleinen Gehässigkeiten. So auch zu Beginn der Schlussminute zwischen der zweiten Linie der Gäste und der dritten Linie der Gastgeber, also den beiden Junioren B Linien. Die Gürbetaler beendeten das Spiel in Unterzahl mit einem Shorthander von Mikel Fairclough zum 19:5.

Die Partie gegen die Solothurner hatte positive und negative Seiten. Positiv ist, dass die Gürbetaler zu ihrem Spiel fanden und den Schwarzen Januar 2019 mit einem Sieg beenden konnten. Negativ war, dass sie zu Beginn der Partie unkonzentriert agierten und erst wach gerüttelt werden mussten. Die Solothurner Mannschaft hat ausopfernd gekämpft. Aber letzten Endes bestand heute ein grosser Klassenunterschied. Wenn die Skorpione gegen diesen Gegner von Anfang an Leistung gezeigt hätten, wäre die Partie vorzeitig beendet gewesen. Beinahe wäre es auch trotz des Fehlstarts gelungen. Dass dies nicht geschah, ist wohl gut. Denn obschon die Skorpione zumindest ab der 12. Spielminute eine ihrer besten Partien gezeigt haben, sind sie noch lange nicht an ihrem Limit angelangt. Hier muss in den kommenden Begegnungen mehr kommen, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen, wäre fatal. Nun haben die Junioren A eine Pause bis Anfang März. Dann geht es Schlag auf Schlag. Die letzten fünf Spiele der Qualifikation stehen an. Und danach die Playoffs. Diese sind allerdings noch nicht gesichert. La Chaux-de-Fonds liegt in der Tabelle zwar scheinbar weit zurück, doch die Neuenburger haben witterungsbedingt einige Spiele nicht austragen können.

Heute wurde ein Impuls gezündet. Diesen gilt es nun aufzunehmen. Von den Junioren B in ihrem Turnier am kommenden Samstag in Wettswil, von der Nationalliga A nächsten Sonntag in Martigny und von der Nationalliga B nächsten Samstag zuhause gegen Gals.

Christoph Curchod, 27.01.2019

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