Junioren A: Review Sommertraining

Nach Anlaufschwierigkeiten gemeinsam auf den Belpberg.

Würde ein Trainer gefragt, welches für Ihn die wichtigsten Trainings sind, das Sommertraining würde weit oben rangieren. Das wäre mit Sicherheit auch bei den Spielern so, allerdings müsste hierzu die Tabelle auf den Kopf gestellt werden. Sommertrainings haben auf den ersten Blick nicht viel mit Streethockey zu tun, scheinen also überflüssig, verzichtbar. Technik, Taktik das sind die Dinge, die ein Streethockeyspieler kennen und beherrschen muss, aber laufen, Liegestütz, Sprints, ist das wirklich nötigt? Nun, bei vielen Spielern steht deshalb - wenig überraschend, genau bei den Spielern, die es am nötigsten hätten - das Sommertraining bei ihrer persönlichen Verzichtsplanung weit oben. Aber ernsthaft, wieso werden die Spieler im Sommer geschlaucht?

Ausdauer Ein Spiel dauert 60 Minuten. Wir werden wohl meist genügen Spieler haben um mit zweieinhalb oder drei Linien zu agieren. Die Spitzenteams, wie Kernenried, Oberwil oder Grenchen-Bettlach werden das auch haben. Hier wird es dann plötzlich zentral, wer in den letzten 20 Minuten noch Kräfte mobilisieren kann, noch fit genug ist, um im richtigen Moment den entscheidenden Pass mit der nötigen Härte zu spielen. Sicher Technik, doch wird dem besten Techniker der Pass misslingen, wenn er nach Sauerstoff japsend in die gegnerische Zone eindringt. Wichtig ist auch, dass sich die Spieler rasch erholen, d.h. nach einer anstrengenden 45 Sekunden Shift nach anderthalb Minuten wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Schliesslich hat ein Coach, wenn er weiss, dass seine Spieler über eine gute Kondition verfügen, mehr Möglichkeiten, gegen Spielende Umstellungen vorzunehmen, die Linien zu reduzieren. Kurzum, eine gute Ausdauer ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Geschwindigkeit Schnelle Gegenstösse sind mitunter einer der gefährlichsten Waffen im Streethockey. Ich denke, was die Torgefährlichkeit angeht, werden sie nur noch von einem guten Powerplay übertroffen. Dabei ist es wichtig, dem Gegner ein, zwei Meter abzunehmen und diesen Vorsprung bis zum Abschluss zu halten. Es gibt aber noch einen zweiten Aspekt, der Geschwindigkeit, der schnelle Antritt. Wer aus dem Stand oder aus der Drehung rasch beschleunigt, der schafft schon mal etwas Distanz zwischen sich und dem Gegenspieler, ist bei einem Gegenangriff rascher auf seiner Position als ein Spieler, der zwar schneller ist aber nur langsam in die Gänge kommt. Schliesslich ist Schnelligkeit für die Junioren A des SHC Belpa 1107 in der kommenden Saison noch aus einem anderen Grund zentral. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, viele Gegenspieler werden grösser und kräftiger sein. Gerade im Angriff ist deshalb eine hohe Geschwindigkeit essenziell, so dass unnötige kräfteraubende Zweikämpfe vermieden werden können.

Kraft Kraft ist aus zwei Gründen wichtig. Wer im Zweikampf seinen Gegner weg drücken kann, soviel Druck auf den Stock geben kann, des es nicht ohne weiteres möglich ist, im den Stock anzuheben, der hat zweifellos einen Vorteil in diesem Zweikampf. Der zweite Aspekt ist aus meiner Sicht noch essenzieller. Wer über eine gut entwickelte Muskulatur verfügt, gerade auch im Rumpf- und Rückenbereich ist weniger anfällig auf Verletzungen, kann auch schon mal einen Check oder eine Körpercharge wegstecken, die einen untertrainierten Spieler zu Boden oder in die Banden werfen würden.

Nun, die Traininspräsenz im Sommertraining war, sagen wir einmal, suboptimal. Klar es waren Schulferien und wer im Urlaub weilt, soll diesen auch geniessen. Aber diejenigen, die in Belp waren, hätte ich eigentlich schon erwartet. Einige sind regelmässig gekommen, wenn sie da waren, aber nicht alle und gerade diejenigen mit den grössten Defiziten waren dann auch die mit den häufigsten Abwesenheiten. Ich war versucht, ein Fake-Stocktraining anzusetzen, im Wissen, dass dann genau diese Spieler auftauchen würden; und dann "Sorry [sardonisches Grinsen] Jungs, heute ist Aarelauf angesagt". Nun das Dauerhochwasser hat bis vor kurzem diesen Plan verunmöglicht, da die Laufstrecke zumindest an einer Stelle ziemlich heftig überflutet war. Keine Angst, die Geschichte ist vom Tisch, zumindest vorläufig.

Belpberg Ich glaube es war 2004 als der damalige Spielertrainer Mike Müller während der Saisonvorbereitung den Satz "Wir Belper rennen auf unseren Berg" äusserte. Der Satz war in zweierlei Hinsicht bemerkenswert, zum einen war die Idee geboren und zum andern war der Zürcher Müller mit diesem Satz endgültig im Kanton Bern angekommen. Nun letzten Endes führte dann der Lauf im entscheidenden Moment nicht auf den Belpberg, sondern an die Aare zum Grillieren. Aber die Idee war geboren und ich wusste, dass ich das irgendeinmal mit einer Mannschaft durchziehen würde. Zum einen weil es sowohl Kraft und Ausdauer fördert zum andern auch, weil ein gemeinsames "Beissen" für die Weiterentwicklung des Teamgeists wichtig ist. Das Ganze scheiterte aber zunächst an mir selber: Denn der Trainer sollte da schon mithalten, aber mit meinen 140+ Kilos, die ich auf die Waage brachte, ein Ding der Unmöglichkeit. Letztes Jahr dann der erste Versuch, der etwas kläglich scheiterte; einer der Spieler nahm eine falsche Abzweigung. Zudem waren beim ersten Versuch lange nicht alle Spieler mit dabei. Ganz anders in diesem Jahr, lediglich zwei Absenzen, 14 Spieler anwesend, zur Sicherheit wurden KArten ausgeteilt, auf denen die Route verzeichnet war, nur für den Fall..... Nun, die ganze Strecke wurde nicht gelaufen. Auf den beiden steilsten Teilstücken, von der Breite bis auf das Plateau oberhalb der Hohburg und vom Mooshus bis zum Chutzen war schnelles Laufen auch ok. Der Einsatz war vorbildlich. (Fast) jeder gab vollen Einsatz und legt die Strecke in einem für Ihn hohen Tempo zurück. Weniger als 50 Minuten (inklusive 5 Minuten Pause zum Dehnen und 5 Minuten warten nach dem Aufstieg via die Hohburg) nachdem wir das Mühlemattschulhaus (525m) verlassen hatten, standen die meisten auf dem Chutzen (893m): 4.7 km, 400 Höhenmeter. Keine schlechte Leistung, die meisten hätten es ohne die Pausen wohl in 40 Minuten geschafft, einige noch schneller. Wer weiss, vielleicht werden wir zum Abschluss des Sommertrainings im nächsten Jahr alle die ganze Stecke hochlaufen, dies wäre dann schon beinahe NLA Niveau. Nach einem kurzen Durchatmen und warten auf die Nachzügler nahmen wir die nächsten anderthalb Kilometer unter die Beine bis nach Schönebrünne wo uns Jan zu Chipps, Speckzopf und Rivella einlud. An der Stelle noch einmal herzlichen Dank. Die letzten drei Kilometer runter zum Mühlemattschulhaus gingen rasch und ohne grössere Schwieirgkeiten vorbei. Von Belp aus erscheint der Belpberg hoch, steil, eine riesen Herausforderung. Aber so gross ist die Herausforderung gar nicht. Es ist weniger schlimm als es aussieht. Plötzlich steht man oben auf dem Plateau und ist erstaunt, wie schnell, mwie einfach es ging, wie viel der eigene Körper zu leisten vermag. Wir waren oben, gemeinsam, als Team, wir haben uns gegenseitig angespornt, jeder hat mit seinem Einsatz seine Mitspieler motiviert ebenfalls konstant Einsatz zu geben. Wir haben als Team agiert. Genau das müssen wir in der nun anstehenden Saison tun, auch wenn der eine oder andere Gegner ein grösseres Hindernis zu sein scheint als der Belpberg. Aber sind wir japsend und nach Luft ringend auf dem Chutzen eingetorkelt? Nein, da wären einige Höhenmeter mehr drin gelegen. Auch wenn jetzt das Stocktraining beginnt, Kraft und Schnelligkeit werden einen festen Platz im Trainingsprogramm haben. Und wenn ihr mal an einem freien Abend vor dem Fernseher herumhängt oder sonst nicht wisst, was machen, 45 Minuten Joggen gehen wirkt Wunder.

CETERUM CENSEO Die Junioren haben als erste den Belpberg bezwungen. Wer tut es als nächstes? Die NLA, die 1. Liga, die Senioren, oder werden wir auch die Zweiten sein?

Christoph Curchod, 20.08.2014

© 2020 SHC Belpa 1107