Junioren A: Drei unerwartete Punkte

Mit vollem Einsatz ringen die Gürbetaler den haushohen Favoriten, den SHC Grenchen-Bettlach, nieder und siegen am Ende mit etwas Glück aber hochverdient mit 3:2.

Die erste Frage, die sich an diesem Februar-Sonntag stellte, war, würde das Spiel überhaupt stattfinden können. In der Nacht hatte es geschneit und um Sieben in der Früh lag ein guter Zentimeter Schneematsch auf dem Spielfeld. Dieser wurde von der Mannschaft bis um halb Zehn beseitigt. Nun konnten sich die Skorpione der eigentlichen Herausforderung des Tages zuwenden, dem SHC Grenchen-Bettlach. Viele bekannte Gesichter befanden sich in den Reihen des Gegners, hatten doch die Gürbetaler in der vergangenen Saison zusammen mit dem SHC Grenchen eine gemeinsame Junioren A Mannschaft unterhalten. Während die meisten der damaligen Leistungsträger der Gürbetaler in dieser Saison zu alt waren, um Junioren A zu spielen, können alle Grenchner Leistungsträger in der laufenden Saison noch spielen. Hinzu kommen die Spieler des SHC Bettlach, auch sie in der Mehrheit mindestens ein Jahr älter und einen Kopf grösser als die Gürbetaler. Ein klare Sache für die Gäste also; alles andere als ein Sieg des SHC Grenchen-Bettlach wäre eine grosse Überraschung, auch wenn die Gürbetaler vor Wochenfrist in Zug unter Beweis gestellt hatten, dass sehr wohl zu kämpfen wissen. Einen Rückschlag mussten die Gäste am Vorabend hinnehmen: Dean Brodard, Torhüter der U16 Nationalmannschaft verletzte sich bei einem Eishockeyspiel und konnte heute seinen angestammten Platz zwischen den Pfosten nicht einnehmen. An dieser Stelle wünscht der SHC Belpa 1107 Dean gute Besserung. In dieser ausserordentlichen Situation mussten die Gäste improvisieren. Sie stellten Raphael Geider ins Tor, der - mit der Ausnahme einer Szene - eine ausgezeichnete Partie spielte. Aber selbst mit dem Ausfall von Brodard waren die Rollen vor diesem Spiel klar verteilt. Dies war offenbar auch den Spielern des SHC Grenchen-Bettlach bewusst, etwas zu bewusst vielleicht...

Wie schon gegen die Rebells begannen die Gürbetaler aufsässig und störten den Spielaufbau der Gegner erfolgreich. Die Gäste, die wohl von einer einfachen Aufgabe ausgegangen waren, wurden von den frech aufspielenden Skorpionen überrascht. Die Gürbetaler zeigten keinen Respekt vor ihren Gegnern und stiegen resolut und kompromisslos ein. Etwas zu kompromisslos, zu Beginn. Zwei kleine Strafen in den Anfangsminuten des Spiels waren die Folge. Die beiden Unterzahlsituationen wurden aber souverän überstanden. Einmal zeigte sich, dass es für ein Team, das einen Gegner unterschätzt, alles andere als einfach ist, wieder umzuschalten. Dies umso mehr, wenn dieser Gegner aufopferungsvoll kämpft und keinen Millimeter des Spielfelds freiwillig preis gibt. Es entwickelte sich ein absolut ausgeglichenes Spiel, das aus Belper Sicht lediglich einen Schönheitsfehler hatte, es wurde - wie schon zu oft - keine Tore erzielt, obwohl die Chancen dazu bestanden. Auf der Bank der Gäste machten sich langsam Unruhe und Ungeduld breit. Doch die Appelle der Trainer des SHC Grenchen-Bettlach nutze nichts, die Platzherren verhinderten erfolgreich, dass die Gäste das Spieldiktat übernehmen konnten. Mit 0:0 ging es in die erste Pause.

Im zweiten Spielanschnitt erhöhten die Gegner das Tempo, doch die Belper hielten dagegen. Wenn ab und an die Zuteilung der Gegenspieler etwas suboptimal war - da gibt es noch viel Luft nach oben - stand den Platzherren zuweilen das Glück aber in aller Regel der heurvorragend agierende Nick Leuenberger im Tor zur Seite. Die vierte Strafe gegen die Belper war dann aber doch die Strafe zu viel. In der 30. Spielminute brachte Tomas Ruetsch die Gäste mit 0:1 in Führung. Die Platzherren spielten weiter als ob nichts geschehen wäre, kämpften mit vollem Einsatz und glaubten an ihre Chancen. Obschon meist einen, im Fall von Simon Meir gar zwei Köpfe kleiner, entschieden die Skorpione viele Zweikämpfe für sich. Ging einmal ein Spieler des SHC Grenchen-Bettlach während eines Zweikampfs zu Boden, heulten Bank und Zuschauer der Gäste um die Wette und forderten lautstark Strafen gegen den SHC Belpa 1107. Irgendeinmal fiel dem Schreiber ein legendärer Zwischenruf eines ehemaligen Trainers des FC Thun ein, wobei der Schiedsrichter in Belp Ammeter hiess und nicht Meier. Aber zurück zum diesem hochklassigen Juniorenspiel. Der SHC Grenchen-Bettlach hatte soeben eine kleine Strafe überstanden als Mikel Fairclough in der 39. Spielminute sah, dass Jan Lüthi ungedeckt in Richtung Gästetor vorstiess. Er setzte ihn mustergültig ein und Lüthi schoss den Ball zum hochverdienten Ausgleich in die Maschen. Es sollte noch besser kommen. Nur 28 Sekunden später ging ein Distanzschuss von Alex Zürcher knapp am Tor vorbei, prallte zurück, traf den heraus eilenden Raphael Geider unglücklich an die Schoner und rollte über die Linie 2:1 für die Gürbetaler. Die Emotionen auf der Bank der Platzherren gingen hoch, nun war jedem klar, die Gäste waren heute zu packen. Nein, es war mehr. Jeder fühlte es, ahnte es, ja wusste es: Heute würden die Skorpione siegreich vom Spielfeld gehen.

Aber noch war ein Drittel zu spielen, noch standen den Belpern 20 harte Minuten bevor, die es zu überstehen galt. Wer nun mit einem Sturmlauf des SHC Grenchen-Bettlach gerechnet hatte, wurde enttäuscht. Nicht dass die Gäste es nicht versucht hätten, aber die Skorpione hielten dagegen und liessen es nicht zu, dass die Favoriten das Spieldiktat in die Hand nahmen. Mit drei Linien agierend hielten die Gürbetaler dagegen. Eine Linie mit zwei U16 Nationalspielern, kein Problem, auch nicht für die dritte Linie der Gürbetaler, die mit zwei B-Junioren und zwei Spielern mit Jahrgang 1999 agierte. Verstecken? Wer sich versteckt hat schon verloren. Nur wer an den Sieg glaubt und auf dem ganzen Spielfeld Präsenz zeigt, der kann sich Chancen ausrechnen, das Spiel zu gewinnen. In der 49. Spielminute schickte Mikel Fairclough Florian Bohnenblust auf die Reise, dieser zog quer vors Tor der Gäste und versenkte den Ball genau in dem Moment im Netz, in dem Raphael Geider verschieben musste. Ein Treffer wie aus dem Lehrbuch.

Kurz nach dem letzten Seitenwechsel überstanden die Gürbetaler eine weitere Strafe, der Sieg rückte in Griffnähe. Nun begannen die Belper vorsichtiger zu agieren, zu vorsichtig. Statt die Gegner wie vorher eng zu markieren, zogen sich die Platzherren in die Defensive zurück. Die Spieler des SHC Grenchen-Bettlach fanden plötzlich Freiräume, die sie vorher 55 Minuten vermisst hatten. Michel Schmid verkürzte auf Zuspiel von Joël Burri zum 2:3. Die Gäste warfen nun alles nach vorne, doch die Gürbetaler - immer noch mit allen drei Blöcken agierend - hielten dagegen. Raphael Geider räumte seinen Platz für einen weiteren Feldspieler, der Druck auf Nick Leuenberger stieg. Dann, 30 Sekunden vor Spielschluss, ein knallharter Schuss von Michel Schmid. Tor oder kein Tor? Der Schreiber weiss es nicht. Einige gut platzierte Zuschauer sagen aus voller Überzeugung der Ball sei drin gewesen, andere sind ebenso überzeugt, dass der Ball nicht drin war. Der Schreiber stand zu weit weg, um es beurteilen zu können. Der Schiedsrichter, der optimal platziert war, entschied: "kein Tor". Es blieben 30 Sekunden auf der Uhr und diese letzten Sekunden spielten die Gürbetaler in souveräner Art und Weise hinunter. Sie machten die Mitte dicht und trugen Sorge zum Ball, dies aus der Erkenntnis, dass Zeitgewinn in der Situation viel wichtiger ist als der Versuch ein Tor zu erzielen. Fünf Sekunden vor Schluss ein letztes Bully, der Ball geht hinter das Tor der Belper und bleibt dort. Die Uhr springt auf 20:00 das Horn ertönt, Jubel auf der Bank der Skorpione, betretene Gesichter in den Reihen des SHC Grenchen-Bettlach. Die Platzherren feiern drei unerwartete aber aufgrund des aufopfernden Kampfes hoch verdiente Punkte.

Trotz dieses Sieges wachen die Bäume im Gürbetal nicht in den Himmel. Der Gegner hatte das Heimteam klar unterschätzt, dies wird einer so routinierten Mannschaft nicht noch einmal geschehen; und im Rückspiel in drei Wochen wird mit Sicherheit wieder Dean Brodard zwischen den Pfosten stehen, eine weitaus grössere Herausforderung also. Doch vorläufig müssen sich die Skorpione auf ihren nächsten Gegner konzentrieren, den SHC Bonstetten-Wettswil. Eine Niederlage am kommenden Samstag gegen die Zürcher und die drei schönen Punkte vom heutigen Vormittag nutzen in der Tabelle nichts. Mit einem Sieg aber könnten sich die Gürbetaler wohl endgültig von der "Roten Laterne" verabschieden. Es gibt noch einiges zu tun. Die ersten Schritte sind getan. Es liegt ein langer, steiniger Weg vor uns. Gemeinsam werden wir ihn meistern!

Christoph Curchod, 22.02.2015

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