Junioren A – Direkte Halbfinalqualifikation geschafft, aber…

Trotz ungenügender Leistung können am Samstag drei Punkte aus Horgen mitgenommen werden. Am Sonntag folgt für eine vergleichbare Leistung die verdiente 1:8 Klatsche gegen die Bulldozers.

Vor Wochenfrist verschwanden die glorreichen Sieben an dieser Stelle im Underwald. Nun, am vergangenen Wochenende beschlich den Verfasser teilweise des Gefühl, der neblig-gaue Wald hätte die sieben Belper buchstäblich verschluckt….

 

Die SK I Meisterschaft 2017/18 war eine enge Angelegenheit. Vor den letzten beiden Spielen gegen die Union Zürich und die Bulldozers präsentierte sich die Ausgangslage für die Gürbetaler wie folgt: Zwei Niederlagen in der regulären Spielzeit würden den Absturz auf Platz vier bedeuten. Für Rang zwei und die direkte Qualifikation für die Halbfinals reichte bereits ein Punkt. Um die Qualifikation zu gewinnen brauchte es, je nach Ausgang der Samstagspartien, am Sonntag gegen Kernenried zwischen null und zwei Punkten.

Die Skorpione sind zurzeit ziemlich ersatzgeschwächt. Dies kann und soll jedoch nicht eine Ausrede oder eine Erklärung für die Leistung in den beiden Spielen vom vergangenen Wochenende sein. Die Spieler, die mit dabei waren zeigten nicht annährend die Leistung, zu der sie in der Lage sind. Dies traf insbesondere auf die Schlüsselspieler zu.


6:5 Sieg in Horgen

Am Samstagmorgen fuhren die Belper mit acht Feldspielern und einem Torhüter nach Horgen. Da gegen Union Zürich vier gegen vier gespielt werden muss, war die gleichbedeutend mit zwei kompletten Linien. In der Partie gegen die Zürcher nahmen die Gürbetaler klar die Favoritenrolle ein. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Raphael Enzler nah einer längeren Verletzung in die Reihen der Zürcher zurückgekehrt war. Vor dem Spiel interessierten sich die Berner allerdings mehr für das Volleyball Turnier, das in der Horgener Turnhalle stattfand als für die eigentliche Matchvorbereitung. Dies wurde dann nur sehr halbpatzig abgespult.

Wenig überraschend starteten die Gürbetaler schlecht in die Partie. Die Belper versuchten sich in Einzelkationen. Einzelvorstösse und Dribbling prägten ihr Spiel. Allerdings lag die Schuld hierfür nicht nur im Egoismus der ballführenden Spieler, sondern auch daran, dass sich die anderen Spieler viel zu wenig bewegten. Die Wichtigkeit des Laufens ohne Ball wird ohnehin überschätzt. Zumindest konnte ein unbeteiligter Beobachter des Spiels der Skorpione zu diesem Schluss kommen. Trotzdem starteten die Gäste verblüffend gut in die Partie. Sie spielten zwar wie eingangs gesagt schlecht. Bloss die Platzherren spielten noch schlechter und liefen noch weniger. So stand es dann nach fünfeinhalb Spielminuten 2:0 für die Berner. Mit etwas mehr Einsatz wäre problemlos ein hoher Sieg drin gelegen. Aber wieso soll man sich unnötig anstrengen, wenn ein minimalistisches Spiel reicht. Die Quittung für diese Einstellung sollte dann gut 24 Stunden später folgen. In Horgen reichte es irgendwie noch. In der 12. Spielminute konnten die Zürcher, die bis zu diesem Zeitpunkt kaum in Erscheinung getreten waren, erstmals in Überzahl agieren. Die Gäste hatten sichtlich Probleme mit dem ungewohnten Boxplay. Die verteidigenden Spieler standen falsch. Enzler konnte aus dem hohen Slot ungestört abziehen und aus 1:2 verkürzen. Die Gäste bequemten sich zu einer kurzen Tempoverschärfung und erhöhten eine gute Minute später auf 1:3. In der 16. Spielminute dann die zweite Strafe gegen die Gürbetaler. Die Box hatte immer noch Orientierungsschwierigkeiten. Ella Müller lenkte ein Zuspiel von Simon Cremer unhaltbar in Tor der Gäste ab. Diese konnten kurz vor Drittelsende ihrerseits in Überzahl agieren. Der alte Zweitorevorsprung war wieder hergestellt.

 

In der Pause wurde das Verhalten im Boxplay bei 4 gegen 3 erläutert. Das Mitteldrittel war gut drei Minuten alt, als die Gürbetaler die Möglichkeit hatten, sich weiter im Boxplay zu üben. Offenbar waren einzelne Spieler zum Schluss gekommen, dass die vom Coach vorgeschlagene Variante nix taugte. Auf alle Fälle wurde so weiter gespielt als ob nichts gewesen wäre. Enzler bediente Jérôme Baur. Dieser konnte etwa vom Anspielkreis aus unbedrängt abschliessen und zum 3:4 verkürzen. Da zu diesem Zeitpunkt eine weitere Strafe gegen die Berner angezeigt war, ging das Boxplay nahtlos weiter. Vielleicht war es ja noch etwas früh am Morgen, auf alle Fälle war die Aufnahmefähigkeit der Gäste weiterhin stark eingeschränkt. Nur 42 Sekunden nach dem Anschlusstreffer konnte Simon Cremer den Ausgleich erzielen. Der Treffer war eine Kopie des 4:3.

Wirklich geweckt hat dieser Ausgleich die Belper nicht. Sie bemühten sich nun etwas mehr und kamen auch zu mehr Abschlüssen. Doch meist ging der Schuss daneben oder wurde zur leichten Beute für Nick Schnyder und später Anina Kaiser im Tor der Platzherren. Daneben gab es immer wieder sinnlose Dribblings der Skorpione zu bestaunen. Kurzum, die Gäste taten alles dafür, den Gastgeber aufzubauen. Bloss hatten die Zürcher nicht wirklich Lust daran, das Gasgeschenk anzunehmen und verpassten es, dem Spiel eine Wende zu geben. Einziges Highlight aus der Sicht der Berner. Eine weitere Strafe wurde ohne Gegentreffer überstanden. Nun endlich, agierte die Box so, wie sie sollte. Das war es dann aber auch. Mit dem Unentschieden ging es in die zweite Pause.

 

Zu Beginn des Schlussabschnitts liessen die Berner kurz ihr Können aufblicken und gingen in der 41. Spielminute erneut in Führung. Damit begnügten sich die Gäste aber und schalteten vom ersten Gang wieder in den Leerlauf. In der 48. Spielminuten wurde ihnen die Rechnung präsentiert. Bei einem schnellen Gegenstoss der Zürcher fühlte sich kein Skorpion wirklich verantwortlich. Simon Cremer liess sich nicht zweimal bitten und erzielte den erneuten Ausgleich.

Nun, gerade verlieren wollten die Berner denn die Partie doch nicht. Sie erhöhten nun das Tempo. Doch die Zürcher hielten dagegen und Anina Kaiser brachte die Belper Stürmer mit einigen Weltklasseparaden schier zur Verzweiflung. Dreieinhalb Minuten vor Spielende fand dann doch noch ein Ball den Weg in die Maschen. Die Belper siegten in diesem Spiel mit 6:5. Damit war die direkte Halbfinalqualifikation gesichert. Die Partie hätte aber durchaus auch zugunsten der Platzherren ausgehen können. Diese Erkenntnis fehlte bei vielen der Skorpione. Man hatte schliesslich gewonnen. Man hatte schliesslich eine ganz schöne Anzahl Skorerpunkte gesammelt. Und sowieso, der Torhüter hätte alle fünf Treffer verhindern müssen.

 

1:8 Klatsche gegen die Bulldozers

Am Samstagnachmittag gewannen die Bulldozers ihr Spiel in Gals klar und diskussionslos mit 13:5. Um die Qualifikation für sich zu entscheiden konnten sich die Belper nun am Sonntag eine Niederlage mit einem Treffer unterschied leisten.

Wie erinnern uns. Am letzten Wochenende hatte die glorreichen Sieben in Kernenried wieder einmal zugeschlagen. Damals hatten die Bulldozers ihre Gegner zweifellos unterschätzt. Nun, das würde ihnen sicher nicht noch einmal passieren. Ganz anders sah die Situation bei den Gürbetalern aus. Aufgrund der Leistung der Rieders waren die Belper zum Schluss gekommen, dass die Dozers nicht wirklich ein ernst zu nehmender Gegner waren. Dass der Sieg vom vergangenen Samstag primär psychologische Ursache hatte, wurde ignoriert. Im Gegenteil, nun waren es die Belper, die ihre Gegner unterschätzten. Mit sieben Feldspielern hatten die Gürbetaler den Bulldozers drei Punkte abgetrotzt. An diesem späten Sonntagnachmittag standen neun Feldspieler zur Verfügung. Da sollte es doch kein Problem sein, die Rieder erneut zu schlagen. Oder doch?

 

Die Gäste brauchten in diesem Spiel unbedingt einen Sieg, um die Qualifikation zu gewinnen. Es lag deshalb auf der Hand, dass die von Anfang an versuchten, die Belper unter Druck zu setzen. Sie taten dies sehr effizient. Die Belper zogen sich in ihre Spielfeldhälfte zurück und beschränkten sich auf die Verteidigung und lauerten auf Konterchance. Allerdings wirkten die Skorpione etwas zu passiv. Sie waren oft einen Schritt zu spät und wirkten nicht so spritzig wie die Gäste. Den Bulldozers war klar anzusehen, dass sie diese Partie gewinnen wollten. Bei den Gürbetaler entstand der Eindruck als wollten die Spieler mit minimalem Einsatz das Maximum herausholen. Wie schon am Vortag gab es viel zu viele Dribblings. Kaum eines war erfolgreich, denn die Rieder fingen die Belper Einzelvorstösse geschickt ab. Wie schon am Vortag war ein Teil der Einzelaktionen darauf zurückzuführen, dass die balllosen Spieler der Platzherren viel zu wenig Laufarbeit verrichteten. Die Gäste waren meist in der Zone der Gürbetaler, tauchen aber nur selten wirklich gefährlich vor dem Tor der Skorpione auf. Diese hatten einige gute Konterchancen und ebenfalls Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Der Startabschnitt endete torlos. Alles in allem hatten sich die Platzherren nicht allzu schlecht verteidigt. Die Bulldozers waren weiterhin zwei Treffer vom Qualisieg entfernt. Mit einer etwas aggressiveren Defensivarbeit und phantasievolleren Gegenstössen sollten die Gürbetaler eigentlich in der Lage sein, den ersten Platz zu verteidigen. Würden in den ersten zehn Minuten des Mittelabschnitts keine Treffer fallen, so war damit zu rechnen, dass die Gäste langsam nervös würden und sich Fehler in ihr Spiel einschlichen.

 

Aber es kam anders. In der 24. Spielminute brachte Michel Bütikofer seine Farben in Führung. Der Widerstand der Belper Hintermannschaft gegen diesen Treffer lag irgendwo im Bereich zwischen überschaubar und hilflos. Nun, dieser Gegentreffer war unnötig aber noch kein Weltuntergang. Er hätte die Hintermannschaft der Gürbetaler dazu motivieren können, konsequenter einzusteigen. Tat er aber nicht. Die Gürbetaler agierten stattdessen zu ungestüm und holten Strafen. Nach zwei Strafen und zwei Gegentoren durch Pascal Tschamper und Severin Fund lagen die Platzherren nach 32:21 mit 0:3 zurück. Eine Reaktion erfolgte nicht, zumindest nicht auf dem Spielfeld. Naja, stimmt so nicht ganz. Nun zerfiel das Spiel in noch mehr Einzelaktionen. Die Brechstange wurde hervor genommen. Bloss, sie blieb wirkungslos, denn sie wurde wahl- und planlos eingesetzt. In der Defensive stimmte die Zuteilung noch weniger als zuvor. Die Belper begannen als Mannschaft zu zerfallen. Die Rieder konnten nun nach Belieben Schalten und Walten. Donat Schürch in der 36. Spielminute und Pascal Stucki eine Minute später erhöhten auf 5:0. Den Schlusspunkt unter dieses katastrophale Belper Drittel setzte Pascal Tschamper in Überzahl mit dem 6:0. Eigentlich wäre es so einfach gewesen. Eine saubere Analyse des Spiel vom Vortag gegen die Union Zürich und eine entsprechende Leistungssteigerung hätten wohl ausgereicht, um das Rennen um den Qualisiegh zumindest bis zum Spielende offen zu halten. Die Analyse wurde noch in Horgen gemacht, aber sie wurde ignoriert. Bisher waren alle Spiele gewonnen worden. Naja, die gegen die Rebells nicht, aber das kann ja passieren. Alle anderen Partien wurden zu Gunsten der Skorpione entschieden, egal ob die taktischen Vorgaben befolgt wurden oder nicht.

Nun gut, es blieben noch 20 Minuten zu spielen. Vielleicht war ja doch noch etwas möglich. Die Gastgeber stellten um. Mit neuem Schwung starteten sie in das dritte Drittel. Die Rieder waren sichtlich überrascht und wurden nun immer öfter in ihre Zone zurück gedrängt. In der 44. Spielminute erzielten die Platzherren ihren ersten Treffer. Sie strebten sofort den zweiten an. Wer weiss, wie die Partie ausgegangen wäre, hätten die Belper erneut getroffen. Bloss sie trafen nicht. Die Abschlüsse waren weiter zu ungenau und Jan Niffenegger war in diesen entscheidenden Minuten ein sicherer Rückhalt für das Team. Langsam ebbte der Belper-Angriffsschwung ab. Je länger der zweite Treffer nicht fiel, desto zerfahrener wurde das Spiel der Platzherren. Aber die Belper brauchten ja nicht nur einen Treffer, sondern deren vier. Knapp vier Minuten vor Spielschluss wurde der Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzt. Aber auch zu sechst gelang es den Platzherren nicht, den Ball gefährlich vor das Tor der Rieder zu bringen. Hier waren sechs Einzelkämpfer auf dem Spielfeld, keine Mannschaft. Schliesslich konnten sich die Gäste lösen. Pascal Stucki versenkte den Ball im verwaisten Netz der Belper. Damit war zweieinhalb Minuten vor Spielende alles klar, wenn denn zu diesem Zeitpunkt noch irgendetwas offen gewesen wäre. Den Schlusspunkt zum 1:8 setzte Severin Fund. Einen positiven Punkt gibt es aus Sicht der Skorpione dann doch noch zu erwähnen. Janis Philipp bestritt am Sonntagmachmittag sein erstes Junioren A Spiel. Im Gegensatz zu anderen Spielern gibt es an seiner Leistung und seinem Einsatz nichts zu bemängeln.

 

Die Platzherren verloren die Partie auch in dieser Höhe verdient mit 1:8. Einen Gegner derart unterschätzen, das darf keiner Spitzenmannschaft passieren. Natürlich ist es in dieser Saison nicht nur den Skorpionen passiert, sondern auch den Rebells und den Bulldozers, aber das entschuldigt die Aussetzer vom Samstag und vom Sonntag nicht.

Hinzu kommt das völlig ungenügende Zusammenspiel. Dieses wurde im Verlauf der Saison nicht besser, sondern schlechter. Hier muss Gegensteuer gegeben werden. Immerhin, dank der direkten Halbfinalqualifikation hat die Mannschaft hier jetzt fünf Wochen Zeit um wieder in Schwung zu kommen. Nötig ist es:

Qualifikation Phase I: 10 Spiele, 10 Siege, Torverhältnis 129:12

Qualifikation Phase II: 6 Spiele, 3 Siege, Torverhältnis 28:28

Spiele gegen die wahrscheinlichen Playoffgegner: 4 Spiele, 1 Sieg, Torverhältnis 14:24

Schliesslich fällt die Halbfinalserie, wahrscheinlich gegen die Oberwil Rebells, genau mit den Frühlingsferien zusammen. Nun denn, es steht eine interessante Zeit bevor. Die Skorpione haben sich selbst in eine etwas ungemütliche Position manöveriert. Sie verfügen aber über die Fähigkeiten, die nötig sind, sich vom Rand des Abgrunds zurück zu kämpfen und den Titel zu verteidigen. Allerdings wer glaubt es wäre genug, nur davon zu sprechen respektive davon zu schreiben und zu glauben das würdeschon reichen, der irrt sich gewaltig. Die ruhige chillige Zeit der Qualifikation ist endgültig vorbei. Nun heisst es liefern, Leistung zeigen, alles geben. 

Christoph Curchod, 05.03.2018

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