Junioren A - Die Rückkehr der glorreichen Sieben

Dank einem hart erarbeiteten Sieg in Kernenried liegt die Halbfinalqualifikation zum Greifen nah.

Die kalte Bise blies unbarmherzig über die leicht gewellte Landschaft von Kernenried. Die jungen Bulldozers waren bereits vor Ort. Sie warteten auf ihre Gegner aus dem Gürbetal. Der tief hängende Hochnebel verdeckte die Sonne. Die Sicht war getrübt durch die kalte diesige Luft. Die Blicke der Rieder ruhten auf dem winterlich kahlen Underholz. Von dort würden die Skorpione kommen. Schliesslich tauchten die Belper auf. Schemenhaft, von den nackten Bäumen halb verdeckt. Ein Auto, ein zweites und etwas später noch ein drittes wurden vor dem Rieder Schulhaus abgestellt. Torhüter Lukas Baumgartner stieg aus und sieben Feldspieler. Da musste doch noch etwas kommen. Ja, da war noch Jona Wegmüller, aber nein, der war verletzt. Sieben Gürbetaler, die mussten doch zu schlagen sein. Dreizehn Bulldozer, das würde reichen, um die sieben Skorpione platt zu walzen. Erfreut und wohl mit der Gewissheit, die Partie zu gewinnen, begaben sich Rieder in ihre Garderobe. Gleichzeitig bezogen die nicht wirklich motivierten Gäste die ihre. Die Liste der Absenzen war lang und die Gründe vielfältig: Arbeit, Verletzung, Wiedereinstieg nach Verletzung, Langzeitverletzung und Vorbereitung einer Austauschwoche irgendwo in der Westschweiz. Der Versuch, einen weiteren Junior B aufzubieten, scheiterte ebenfalls an der Vorbereitung dieser Austauschwoche. Die Ausgangslage für die Belper war also eher suboptimal. Nur zögerlich machten sich die Skorpione auf zum Einlaufen. Irgendwie war es in der warmen Garderobe bequem. Sollte man da wirklich in den beissenden Biswind hinaus?

Während des Aufwärmens blieb der Staff in der Garderobe. Jona Wegmüller und Christoph Curchod sorgten sich. Drohte hier etwa eine klare Niederlage? Das wäre schlecht, denn um im Rennen um den Qualisieg zu bleiben, brauchten die Belper mindestens einen Punkt. Einmal warmgelaufen waren dann die Skorpione schon etwas motivierter. Hatte es in der vergangenen Saison nicht ähnliche Situationen gegeben? War da nicht mal ein Spiel in Zug? Ein Spiel, in dem die Berner bis kurz vor Schluss ein Unentschieden gehalten hatten? Oder war da nicht ein Spiel im vergangenen Herbst in Sierre, als die Lions nur mit wenigen Spielern antraten. Die Belper mühten sich damals sehr mit den Wallisern. Sie liessen sich von der Vorstellung blenden, das Spiel schon vor dem ersten Bully gewonnen zu haben. So langsam dämmerte es in den Köpfen der Skorpione: Ein Team mit sieben motivierten Feldspielern kann seinen Gegner zumindest fordern, wenn denn der Einsatz stimmt.

Beide Mannschaften starteten eher vorsichtig in die Partie. Niemand wollte unnötige Risiken eingehen. Entsprechend wenige Torchancen sahen die der Kälte trotzenden Zuschauer in den ersten Spielminuten. Die Partie verlief ausgeglichen.  Einer der ersten Torschüsse der Begegnung fand gleich den Weg ins Tor, und zwar ins Tor der Rieder. Die Gürbetaler hatten einen Angriff der Rieder abgefangen. Der Ball gelangte von Dennis Nydegger über Silvio Bruni zu Marc Widmann. Dieser zog ab. Kurz vor dem Tor lenkte Mikel Fairclough die orange Kugel unhaltbar für Jan Niffenegger ins Netz. In der Folge agierten die Gäste recht offensiv und versuchten, die Bulldozers tief in deren Platzhälfte unter Druck zu setzten. Nun, mit nur sieben Spielern ist dies nicht unbedingt die beste aller Taktiken. Mit der Dauer des Drittels liess die Spritzigkeit der Belper etwas nach. Trotzdem wurde weiter stark foregecheckt. Es kam, wie es kommen musste. Bei einem rasch vorgetragenen Angriff der Platzherren kamen die Gäste unisono einen Schritt zu spät. Pascal Stucki legte den Ball quer zum mitlaufenden Sascha Arni. Dieser liess Baumgartner keine Chance. Die Partie war wieder ausgeglichen. Die Belper überliessen in der Folge den Bulldozers deren Zone. Sie setzten die Rieder Hinterleute nur noch dann unter Druck, wenn sie eine reelle Chance sahen, den Ball zu gewinnen. Naja, manchmal waren sie immer noch einen Tick zu offensiv. Die Platzherren bekundeten sichtlich Mühe mit der nun tiefer gestaffelten Gürbetaler Defensive.  In der 20. Spielminute erkämpften sich die Skorpione den Ball. Silvio Bruni bediente Marc Widmann, der liess zwei oder drei Bulldozers  aussteigen und brachte die Kugel quer vors Tor. Dort stand Silvan Schürch, der die Kugel den Ball unhaltbar für den Rieder Schlussmann im Netzhimmel versenkte.

Zu Beginn des Mitteldrittels rechneten die Gäste mit einem Grossangriff der Platzherren. Doch dieser blieb aus. Im Gegenteil, in der 22. Spielminute liess Niffengger eine nicht ganz unhaltbar scheinenden Schuss von Fairclough zum 3:1 passieren. Würden die Bulldozers jetzt reagieren? Nicht gross. Sie setzten sich zwar vorübergehend in der Zone der Gürbetaler fest, waren aber dabei nicht sonderlich gefährlich. Die Belper überstanden diese kurze Druckphase. Sie hielten in der Folge an ihrer eher defensiven Ausrichtung fest. Und sie wurden belohnt. Stefan Zürcher brachte den Ball zu Nydegger, der die Gäste gar mit drei Treffern in Führung brachte. Nun nahm Coach Beat Büttikofer sein Timeout. Die Platzherren setzten danach die Gürbetaler Hintermannschaft unter Druck. Die Belper konnten sich nicht aus ihrer Zone lösen. Nydegger erkämpfte sich schliesslich den Ball und ... legte ihn Tobias Andres im Slot auf die Schaufel. Ein Pass zu Pascal Stucki und schon hiess es 2:4. In der Folge ebbte der Druck der Platzherren langsam ab. Sie tauchten aber immer wieder vor Baumgartner auf. Aber die Gäste räumten in der eigenen Zone meist resolut auf. Sie gelangte auch wiederholt in die Zone der Platzherren, jedoch ohne Erfolg. In der 36. Spielminute konnten schliesslich die Kernenrieder jubeln. Baumgartner liess einen nicht gänzlich unhaltbaren Flachschuss von Pascal Tschamper am nahen Pfosten passieren. Würden die Kräfte der Belper reichen, um noch einmal zu reagieren? Ja, sie reichten aus. Zwei Minuten nach dem Anschlusstreffer versenkte Zürcher den Ball nach Vorabreit von Nydegger im Netz. Doch die Platzherren steckten diesen Rückschlag schnell weg. Rund 40 Sekunden vor Drittelsende verkürzte Severin Fund auf 4:5. Er war zwar markiert, konnte aber ein Zuspiel von Loic Bütikofer annehmen und unhaltbar in die weitere Ecke einschieben. Merke, es reicht nicht, nur den Gegenspieler zu kontrollieren. Es ist wichtig, auch dessen Stock zu  kontrollieren.  

Die Skorpione hatten die Pause nötig. Sie mussten sich soweit wie möglich erholen, um die letzten 20 Minuten zu überstehen. Je länger der Schlussabschnitt dauerte, desto seltener tauchten die Belper vor Niffenegger auf. Sie zogen sich nun vermehrt in ihre Spielfeldhälfte zurück. Die Räume in der Mittelzone wurden eng gemacht. Die Bulldozers sollten nicht in der Lage sein, mit Tempo in die Zone einzudringen. Hierin waren die Gürbetaler recht erfolgreich. Was sie aber nicht schafften, war, die Platzherren daran zu hindern, in ihre Zone einzudringen. Die Belper wehrten sich mit allen Kräften. Schüsse wurden geblockt. Der Ballführend wurde attackiert, sobald er in den gefährlichen Bereich vor dem Tor eindrang. Wenn die Rieder doch zum Abschluss aufs Gehäuse kamen, so stand dort Baumgartner, der den Torerfolg zu verhindern wusste. In der 48. Spielminute musste Fairclough die Strafbank aufsuchen. Die Gürbetaler überstanden auch diese kritische Situation. Doch die Arbeit in der Box zehrte weiter an den schwindenden Kräften. Der Ausgleich der Platzherren schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch die Skorpione hatten Blut geleckt. Diesen Sieg wollten sie sich nicht mehr nehmen lassen. Sie waren bereit, alles zu geben und bis zum letzten zu kämpfen. Dabei kam ihnen zuweilen das Glück zu Hilfe. Doch die Gastgeber wirkten phasenweise etwas phantasielos. Sie versuchten es mit hartem Körperspiel. Doch hierzogen sie gegen die robusten Gürbetaler meist den Kürzeren. Sie versuchten es mit Einzelaktionen, erfolglos. Weitschüsse führten auch nicht zum Ziel. Dann, nach 56:16, die goldene Chance. Fairclough steigt beim Forechecking zu heftig ein und nimmt auf der Strafbank Platz. Die Rieder setzen sich in der Zone der Gürbetaler fest. Die Box steht. Die Platzherren können die Box nicht aufreissen. Sie können nicht in die Box eindringen. Die Belper halten dagegen, mit allem was sie haben. Florian Mattes, Nydegger, Zürcher und Bruni verteidigen den Vorsprung. Die Sekunden ticken unbarmherzig für die Rieder von der Uhr. Fairclough kommt zurück. Büttikofer ersetzt Niffenegger durch einen sechsten Feldspieler. Die Belper Hintermannschaft hält. Noch rund eine halbe Minute ist zu spielen. Anspiel vor dem Tor der Gürbetaler. Es gelingt den Riedern nicht, den Ball zu monopolisieren, ihn in die gefährliche Zone zu bringen. Sie versuchen es hintenrum. Fairclough geht dazwischen Er erobert die Kugel. Er zieht in Richtung des verwaisten Gehäuses der Platzherren und zieht daran vorbei. Diesen Treffer hätte, um ein altes Klischee zu bemühen, eine 99jährige Urgrossmutter mit einem Rollator erziehlt. Aber nicht weiter tragisch, Fairclough ist weiter im Ballbesitz. Wertvolle Sekunden werden gewonnen. Kernenried kann sich nicht mehr aus der Zone lösen. Das Spiel ist aus. Die sieben Gürbetaler haben die Bulldozers niedergerungen. Jeder hat dabei alles gegeben. Jeder ist für jeden gelaufen.

Mit diesem Sieg übernimmt der SHC Belpa 1107 wieder die Tabellenspitze der Junioren A. Doch noch ist keine Entscheidung gefallen. Am kommenden Wochenende stehen noch zwei schwere Spiele an. Am Samstag um 10:00 in Horgen gegen Union Zürich und am Sonntag um 16:30 in Belp gegen die Bulldozers. Der Sieg an diesem kalten Samstag ist süss, aber er wäre vergebens, würden die Skorpione nun glauben, den Qualisieg schon in der Tasche zu haben. Denn was dann geschehen kann, dass haben die Belper heute in Kernenried gesehen.

Noch immer streicht die kalte Bise über die leicht gewellte Landschaft von Kernenried. Langsam verschwinden die sieben Skorpione und ihr Schlussmann im winterlich kahlen Underholz.

Christoph Curchod, 24.02.2018

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