Jahresbericht NLA Saison 2022 / 2023

Rückblick auf die vergangene Saison von NLA-Coach Christoph Curchod

Im vergangenen Sommer setzte ich mir für die Nationalliga A das Ziel, den Klassenerhalt möglichst früh zu schaffen. Konkret hiess das, ich wollte mit der Mannschaft die Playoffs erreichen. Die zweite Option war es, die Playouts zu gewinnen. Für mich war bereits damals klar, dass – sollte ich dieses Ziel nicht erreichen – ich am Ende der Saison 2022/23 meine Funktion als Trainer der ersten Mannschaft zur Verfügung stellen würde. 
 
Nun, wir holten in der Qualifikation gerade einmal zwei Punkte. Die Playouts gegen Grenchen waren nicht grundschlecht, aber wir verloren in vier Spielen. In der Ligaqualifikation gingen wir gegen Bettlach sang- und klanglos unter. Ich konnte diese entscheidenden Spiele aus gesundheitlichen Gründen leider nur als Zuschauer verfolgen, wobei meine Präsenz auf der Bank genau nichts geändert hätte. 
 
Wir wussten bereits Anfang Saison, dass es nicht einfach werden würde. Trotzdem machte sich ein gewisse Optimismus breit, dass wir die Saison 2022/23 erfolgreicher abschliessen würden als die Saison 2021/22. Nun, wie wir alle wissen war dem nicht so. 
 
Der Grund für das Scheitern ist schnell gefunden. Der Spielerkader war zu dünn. Wenn alles rund gelaufen wäre, dann hätte es vielleicht funktionieren können. Man merkt schon, bei so vielen Konjunktiven gibt es praktisch keine «marge de manoeuvre».
Die Realität holte uns rasch ein.
 
1.     Wir spielten zwar ganz ansehnlich, erzielten aber viel zu wenig Tore. Mit 36 Toren in 14 Spielen ist kein Blumentopf zu gewinnen.
2.     Wir hatten verletzungsbedingt Ausfälle. Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber bei einem dünnen Kader ist schon ein Langzeitverletzter einer zu viel.
3.     Wir hatten zwei, mit Mikel Fairclough drei Spieler im Militär, diese fehlten in den Trainings. Das sollte eigentlich kein Problem sein, bloss bei einem dünnen Kader ist schon eine militärbedingte Dauerabsenz eine zu viel.
4.     Wir waren nicht fit genug. Einige Spieler waren zweifellos in einer sehr guten körperlichen Verfassung. Andere hatten deutlich Luft nach oben. Das sollte eigentlich kein Problem sein, aber bei einem dünnen Kader spielt jeder, auch derjenige, der eigentlich nach 30 Minuten mit seinen Kräften am Ende ist.
 
Die Trainings waren monoton, langweilig und haben die Mannschaft nicht weitergebracht. Ein Fehler des Trainers? Im Normalfall sicher. Aber wie sollen im Training taktische Fortschritte im Spiel fünf gegen fünf erzielt werden, wenn in der Regel nicht einmal 10 Spieler im Training sind? Wie soll ein 90-minütiges Training gestaltet werden, dass alle profitieren aber gleichzeitig nicht schon die halben Trainingsteilnehmer nach 30 Minuten auf dem Zahlfleisch laufen, während die andere Hälfte sich langweilt und rumspielt? Ich habe die Antwort nicht gefunden. Klar, es ist möglich auch mit sechs oder sieben Feldspielern und einem Torhüter ein gutes, abwechslungsreiches Training zu organisieren, das allen Spass macht…. Einmal alle zwei Monate vielleicht. Wenn es aber zur Normalität wird, schwindet die Motivation, bei den Spielern und letzten Endes auch beim Trainer. Letzterer wird dann irgendeinmal zum Bandentörli-Didaktiker. D.h. er zählt, wenn er auf das Spielfeld kommt, die Spieler und überlegt sich, während diese sich aufwärmen, wie er das Training gestalten soll. Naja, unter den Umständen kann auch ein Trainer– zumindest ich nicht – nach einer gewissen Zeit noch so tun als wäre er hoch motiviert. 
 
Tja, so lief die Saison 2022/23 ab. Ein Spiel nach dem anderen ging verloren, die Motivation sank. Der Gaube, es doch noch schaffen zu können, verabschiedete sich im Verlauf des Winters ins Nirwana. Ich mach hier keinem der Spieler einen Vorwurf. Jeder hat gegeben, was er konnte. Aber im zweiten Jahr mit einem deutlich zu kleinen Kader und einer Niederlage nach der anderen hat irgendeinmal ein jeder Abnutzungserscheinungen. Es stellte sich für viele die Frage, warum man noch so viel Zeit investieren soll. Die meisten taten es, wohl nicht zuletzt auch aus Solidarität zu ihren Mitspielern. Hier für besten Dank. Diesen Dank weite ich gerne auch auf die Junioren aus, die uns unterstütz haben, Leon Diener, Thimo Hodel und Leon Schweingruber. 
 
So wie in den letzten beiden Jahren kann es aber nicht weitergehen. Das Kader muss breiter werden. Zumal, die erste Mannschaft des SHC Belpa 1107 spielt auch in der nächsten Saison weiter in der NLA. Swiss Streethockey hat erkannt, dass 5 gegen 5 und 4 gegen 4 eigentlich schon zwei unterschiedliche Sportarten sind und hat deshalb entschieden, dass die Skorpione weiterhin in der höchsten Spielklasse spielen können. 
Der Vorstand hat einen wegweisenden Entscheid getroffen: Die Skorpione haben in der Saison 2023/24 in der eine Mannschaft in der NLA und eine Mannschaft in der 2. Liga. Dies sollte einige Spieler, die bisher in der 1. Liga gespielt haben, dazu motivieren, die Saison 2023/24 in der Nationalliga A zu bestreiten. Die sportlichen Fähigkeiten hierzu sind bei vielen vorhanden. Ich denke auch, dass es an der Zeit ist, alte Vorbehalte und Vorstellungen zu überwinden. Man kann auch in der Nationalliga A Spass haben. Insbesondere dann, wenn in den Trainings und während der Spiele drei gute Blöcke auf dem Feld stehen.
Und schliesslich wird der Verein im Verlauf des Herbsts einen Kunststoffspielfeld erhalten. Dieses wird unseren Sport attraktiver und schneller machen. 
 
Ich wünsche meinem Nachfolger als Trainer der ersten Mannschaft viel Erfolg. Ich weiss, dass die Spieler bei seiner Arbeit unterstützen werden.
 
 
Ich denke, die Saison 2023/24 wird entscheidend, nicht nur für die 1. Mannschaft, sondern für den ganzen Verein. Werden wir in Zukunft primär «nur» noch ein Ausbildungsgefäss für Juniorenspieler sein oder wird mittelfristig in Belp wieder Spitzenstreethockey gespielt werden? Es hängt von uns ab, wie es weiter geht. Vom Einsatz jeder einzelnen Person. 
Ich werde in der Saison 2023/24 zusammen mit Jan Schlechten und Fabian Bohnenblust die U18 trainieren und so hoffentlich meinen Beitrag dazu leisten, dass es langsam aber stetig mit der Nationalliga A aufwärts geht. Ein schönes Stück Arbeit. Ich freue mich darauf. 
Christian Wittwer, 31.07.2023

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