Ask not what your country can ......

Eine Gesellschaft kann längerfristig nur gut funktionieren, wenn ihre Mitglieder zusammen arbeiten...

Santa Maria, Val Müstair 21. Oktober 2010

Ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country! (JFK, 20. Januar 1962)

Eine Gesellschaft kann längerfristig nur gut funktionieren, wenn ihre Mitglieder zusammen arbeiten, wenn alle – mehr oder weniger – am selben Strick ziehen. Ein jeder Einzelne muss bereit sein, auch Leistungen für die Gemeinschaft zu erbringen und nicht nur Leistungen zu beziehen oder verlangen. Auf genau diesem Prinzip basiert die westliche Gesellschaft in der wir gross geworden sind und die wir trotz einigen Vorbehalten allen anderen Gesellschaftsformen vorziehen. Wenn dieses Grundprinzip einmal nicht mehr gegeben ist, die Bereitschaft sich für die Allgemeinheit einzusetzen bei vielen Menschen fehlt, dann ist unsere Gesellschaft als Ganzes gefährdet. Kennedy hat diese Entwicklung frühzeitig erkannt und anlässlich seiner Inaugurationsrede vor knapp fünfzig Jahren im eingangs zitierten Satz auf den Punkt gebracht. Bloss, aufhalten konnte er diese Entwicklung damit nicht. Heute ist unsere Gesellschaft egoistischer denn je. Eine Mehrheit der Bevölkerung ist nur noch auf ihren eigenen Vorteil aus und vergisst dabei, dass nur die Gesellschaft als Ganzes in der Lage ist, unsere Lebensweise aufrecht zu erhalten. Indem wir uns aber egoistisch nur unseren eigenen Interessen zuwenden, zerstören wir unsere Zukunft und sorgen damit selbst dafür, dass wir unsere Ziele nie erreichen können. Wir schlagen uns also – im übertragenen Sinn – unsere eigene Hand ab.

Wer glaubt, dass ich diesen wunderschönen Herbsttag einfach zum Spass in der Hotelbibliothek vor dem Laptop verbringe, um ein bisschen über Kennedy zu philosophieren, der irrt sich. Die aktuelle Situation beim SHC Belpa 1107 hat mich in ein Wirrwarr verschiedener Gefühle gestürzt: Enttäuschung, Wut, Unverständnis, Entsetzen, um nur einige zu nennen.

Was ist geschehen?

Der SHC Belpa 1107 findet keine Trainer für seine Junioren B und C. Noch vor wenigen Wochen sah alles gut aus. Es schienen genügend Trainer vorhanden zu sein. Bei den Junioren A fehlte ein Cheftrainer: Ich wechselte deshalb von den Junioren B und C zu den Junioren A, da für die Jüngeren eine Lösung gefunden worden war. Nun, dem ist leider nicht so. Bei den Junioren B und C fehlen Trainer. Ich komme mir gelinde gesagt etwas verschaukelt vor. Aber das ist in der aktuellen Situation irrelevant. Es stellt sich die Frage, ob man die Junioren B und C Mannschaften aus der laufenden Meisterschaft zurückziehen und somit einen Zwangsabstieg in die erste Liga in Kauf nehmen muss, wenn sich nicht rasch eine Lösung findet.

Eine Katastrophe für den Verein, welche er nur schwer überleben würde. Aber auch eine Bankrotterklärung gegenüber der Belper Bevölkerung, welche mit grossem Mehr dem Bau eins neuen Streethockeyplatzes zugestimmt hat, nicht zuletzt auch wegen der vom SHC Belpa 1107 geleisteten guten Juniorenarbeit. Wenn nun jemand argumentiert, dass wir den Erfolg vor allem dem FC zu verdanken habe, widerspreche ich nicht. Nur, den Imageschaden, den würde der SHC Belpa 1107, seine Exponenten und der Streethockeysport als Ganzes tragen müssen.

Die erste Mannschaft hat ein Kader von beinahe fünf Linien, die Junioren A sind so breit besetzt wie noch nie zuvor. Es sollte doch möglich sein, aus diesen Personen genügend Leute zu rekrutieren, welche bereit sind, Verantwortung für die Junioren B und C zu übernehmen. Vielleicht gemeinsam mit einzelnen Elternvertretern, die ebenfalls willens sind, sich mehr zu investieren.

Aber wenn man bei aktuellen und ehemaligen Spielern – denn auch davon gibt es eine ganze Anzahl – herumfragt, so stösst man überall auf Ablehnung. Keine Zeit, kein Interesse und überhaupt, sollen doch die anderen…

Nun, ich habe mich gestern beim Gedanken ertappt, ich könnte doch die Junioren C und B wieder übernehmen. Irgendwie und mit etwas Hilfe könnte man das schon aneinander und an meinen Verbandsaufgaben vorbeibringen…

Ich muss alle Profiteure im SHC Belpa 1107, die gedacht haben, sie kämen so elegant darum herum, sich über ihre Verhalten Rechenschaft ablegen zu müssen, enttäuschen. Bis hierher und nicht weiter. Ich bin Teil der Gemeinschaft des SHC Belpa 1107 – zumindest wenn ich nicht in meiner Funktion als Vorstandsmitglied der SSHA agiere. Ja ich bin sogar ein stolzes und engagiertes Mitglied dieser Gemeinschaft. Aber wenn ich – zusammen mit wenigen Gleichgesinnten – das Engagement erhöhe, dann bleibt die Gemeinschaft nur scheinbar am Leben. Denn ein Gemeinwesen, dass nur von einigen wenigen – Dummen, bin ich versucht zu sagen – getragen wird, ist kein Gemeinwesen mehr, sondern die Ausbeutung von wenigen durch viele.

Ich weiss, zwei Trainings unter der Woche und ein Spiel am Wochenende sind kein Pappenstil. Aber Ihr, die Spieler, nehmt das auf Euch, weil Euch das Spiel Spass macht, weil Euch der Sport gefällt und wohl auch, weil Ihr so mit Kollegen zusammen sein könnt. Damit Ihr aber diesen Spass haben könnt, damit Ihr auf höchstem nationalem Niveau Streethockey spielen könnt, braucht es im Hintergrund eine ganze Maschinerie, die funktioniert. Das beginnt beim Vorstand, umschliesst Trainer, Buvettencrew, Eltern die zu Auswärtsspielen fahren, Zeitnehmer, Helfer bei Turnieren und Schiedsrichter. Klar haben auch diese Leute Spass bei ihrer Arbeit, aber eben es ist Arbeit oft sehr mühsame Arbeit die nur wenig Anerkennung bringt. Sie investieren sich für andere, für den Verein für Euch.

Und Ihr, engagiert Ihr Euch für andere, engagiert Ihr Euch für den Verein, oder spult Ihr bloss Eure Trainings und Spiele ab, habt Spass dabei und geht dann nach Hause?

Ich kann Euch schon hören: "Ja, selbstverständlich, Du hast absolut recht. Aber genau in meinem Fall geht das eben nicht, weil …" oder "Also ich habe mal vor einiger Zeit ein halbes Jahr die Junioren trainiert und helfe dieses Jahr beim Junioren B-Turnier mit, ich weiss gar nicht was Du von mir willst". Wenn ich mir diese und ähnliche Ausreden anhöre, dann muss ich schwer dagegen ankämpfen, dass mich nicht ein weiteres Gefühl überkommt, Verachtung.

Ich will nicht bestreiten, dass es Situationen gibt, in der sich jemand nicht weiter engagieren kann, das ist so. Wir alle haben andere Verpflichtungen und beim einen oder anderen sind es wohl so viele, dass ein zusätzliches Engagement für den Verein tatsächlich nicht drin liegt. Wenn das aber beinahe jeder Spieler für sich in Anspruch nimmt, dann ist etwas faul, dann stimmt etwas nicht.

Wenn ihr also zu der Kategorie gehört, die bisher meist einen Schritt zurück getreten sind, wenn Freiwillige gesucht wurden, die regelmässig durch die Schiedsrichterprüfung gefallen seid und die Schuld bei der SSHR gesucht haben, die nach dem Prinzip "ich will Spass haben, der Rest interessiert mich nicht" gelebt habt, die der Meinung sind, dass mit der Bezahlung des Mitgliederbeitrags die Verpflichtungen gegenüber dem Verein vollumfänglich erfüllt sind, dann ist es jetzt Zeit für einmal den Schritt nach vorne zu wagen. Euer Verein braucht Euch. Wer Teil einer funktionierenden Gesellschaft sein will, der muss sich einbringen. Engagiert Euch für Euren Verein. Wenn ihr das tut, dann werdet ihr nicht einfach ins kalte Wasser geworfen. Im SHC Belpa 1107 steckt enorm viel Knowhow. Wissen, das weiter gegeben wird. Ihr steht in Eurer Funktion als Trainer nicht allein da. Euer Verein unterstützt Euch, wenn ihr das wollt.

Wir sind alle gerne Teil einer Organisation, die funktioniert, die uns gewisse Mühen abnimmt und Hindernisse aus dem Weg räumt. Das ist aber nur möglich, wenn alle am selben Strang ziehen, wenn alle bereit sind, auch Verantwortung zu übernehmen, willens sind, andere Mitglieder des Vereins zu unterstützen. Das umfasst nicht nur die Bereitschaft, eine Mannschaft zu trainieren oder sich seriös auf eine Schiedsrichterprüfung vorzubereiten und diese zu bestehen. Das beinhaltet zum Beispiel auch, dass ein Juniorenspieler bereit ist, in der 2. Ligamannschaft zu spielen und sich nicht systematisch davor drückt.

Die Katastrophe ist noch nicht eingetreten, aber sie zeichnet sich am Horizont klar und deutlich ab. Sie ist reell, kein Trugbild einiger überengagierter Personen. Die Katastrophe muss nicht eintreten, noch können wir sie verhindern. Dazu muss jeder bereit sein, seinen Teil dazu beizutragen. Dann werden sich Lösungen finden. Davon bin ich überzeugt. Ihr alle verfügt über ein grosses Potenzial das brach liegt, macht es für den Verein für Eure Kollegen nutzbar. Wer aber jetzt das Gefühl hat, er könne immer noch die anderen die anstrengende Arbeit erledigen lassen, wer den Verein sehenden Auges und skrupellos in die Katastrophe abgleiten lässt, der sollte sich nicht wundern, wenn plötzlich diejenigen wenigen, welche sich bisher im Hintergrund engagiert haben, dem Verein den Rücken zuwenden. Einfach weil sie nicht mehr länger gewillt sind, von den Profiteuren belächelt und ausgenutzt zu werden.

Es ist eine Minute vor Zwölf, Zeit zu handeln. Also lasst uns handeln, alle gemeinsam und zwar jetzt, hier und heute.

CC

Christoph Curchod, 21.10.2010

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