NLA – Mission impossible?

Der SHC Belpa 1107 verliert das erste Playoff-Finalspiel in Zug gegen die Rebells klar und deutlich mit 1:9.

 

Eine Mannschaft im Aufbau, die sich letzten Endes doch überraschend für den Final qualifiziert hat, trifft auf den Serienschweizermeister. Die Ausgangslage für die Finalserie war klar und wurde vor zwei Wochen hier eingehend analysiert. Zum Glück für den Schreiber, denn sonst müsste er sich hier wohl den Vorwurf gefallen lassen, eine klare Niederlage zu beschönigen. Nun, beschönigt wird nichts. Mit Oberwil ging am Sonntag die klar bessere Mannschaft als Sieger vom Feld. Die Gürbetaler waren ihren Gegnern in vielen Belangen unterlegen. Mit etwas "Fortune" wäre das Resultat wohl nicht ganz so klar ausgefallen, aber über den Sieger in dieser Partie gab es über die 60 Minuten gesehen kaum einen Zweifel. Es könnte an dieser Stelle recht überzeugend argumentiert werden, die Skorpione seinen in erster Linie im Final um zu lernen. Dieses Argument könnten die Berner durchaus in Feld führen. Aber, wer mit dieser Einstellung in den Final geht, der hat schon verloren. Eine junge Mannschaft, die auf der blauen Linie steht, der Nationalhymne lauscht und sich erst in diesem Moment bewusst wird, was sie erreicht hat, was sie geleistet hat, die muss anders an einen Final heran gehen. Ihr Credo müsste lauten: "OK, niemand hat uns vor der Saison hier erwartet, wir auch nicht. Aber da wir nun einmal da sind, lassen wir uns darauf ein, geben alles und kämpfen für einander." Diese Einstellung war zwar in den Köpfen der meisten Skorpione vorhanden, aber sie manifestierte sich zu wenig auf dem Spielfeld.

 

Das neue Stadion in Zug wird toll. Noch ist es nicht ganz fertig, aber es wird mit Sicherheit die beste Freiluft-Streethockey-Arena der Welt. Und wenn dann noch einmal das mobile Dach fertig gestellt ist, dann, ja dann…. Aber ich weiche aus, schreibe über Architektur, wohl um mich von der doch recht schmerzlichen Aufgabe zu drücken, den Spielverlauf zu schildern. Nun denn:

 

Die Oberwil Rebells hatten sich für die Finalserie mit dem US Nationalspieler Jordan Senecal verstärkt. Ihm sollte in der Partie eine entscheidende Rolle zukommen, auch weil ihn die Gürbetaler irgendwie nicht auf der Rechnung hatten. Mit dieser Verstärkung sollten die Belper nicht zu sehr hadern. Schliesslich standen der Verpflichtung von Tyler McFadden bloss an dessen berufliche Verpflichtungen im Weg. Die Rebells starteten schwungvoll in die Partie. Sie stellten von Anfang an klar, wer der Herr im Haus ist. Die Belper versuchten dagegen zu halten. Bald war klar, um bestehen zu können, mussten die Gürbetaler ein absolut fehlerfreier Spiel hinlegen. Jeder Fehler konnte zu einem Treffer der Rebells führen. Und so nahm dann das Unheil seinen Lauf. Die Belper verschliefen einen fliegenden Wechsel, die Rebells kamen zu einem gefährlichen Überzahlangriff auf Sven Hofmann. Die unmittelbare Torgefahr konnte mit einem Foulspiel abgewendet werden. Aber die Gürbetaler mussten nun zwei Minuten in Unterzahl überstehen. Sie überstanden nur 1:51, danach konnte Thomas Hohl einen Pass von Raphael Melliger nur noch ins leere Netz einschieben. Die Innerschweizer bestimmten auch in den nachfolgenden Minuten das Spielgeschehen. Die Gürbetaler waren aber durchaus in der Lage, gefährlich vor Stephan Sidler im Tor der Rebells aufzutauchen. Doch dann begann die grosse Show des US-Nationalspielers Jorden Senecal. In der 10. Spielminute wurde er von Goran Nisevic lanciert. Der Ball lag auf seinem Stock. Auf der anderen Seite des Balls befand sich die Stockschaufel eines Belper Verteidigers. Hofmann war bereits ausgespielt. In einem kurzen, kräftigen "von zwei Seiten auf den Ball drücken" setzte sich der Nordamerikaner durch. Es hiess 2:0 für die Gäste. In den folgenden Minuten hatten die Gürbetaler wohl ihre beste Phase in dieser Begegnung. Sie tauchten wiederholt gefährlich in der Zone der Platzherren auf. Ein Treffer lag in der Luft, er fiel aber nicht. Aber auch in dieser Spielphase, in der die Belper den Zugern weitgehend ebenbürtig waren, kam es in der Verteidigung zu Aussetzern. Es gab Abstimmungsfehler bei der Deckungsarbeit. Oft wurde ein Ball ohne Not durch die Mitte befreit oder direkt auf einen Stock eines Zugers. So spielt eine Mannschaft, die sich vor einer Niederlage fürchtet, die sich zu sehr unter Druck setzt, nicht eine Mannschaft, die im Final ist, um diesen zu geniessen und ihr Bestes zu geben. Mit 2:0 für die Platzherren gingen die beiden Teams in die Pause. Die Gäste hatten es verpasst, den möglichen Anschlusstreffer zu erzielen. Aber noch bleiben 40 Minuten um eben genau das zu tun.

 

Aber ein Mann hatte etwas dagegen: Jorden Senecal. In der 22. Spielminute erzielte er nach einer grossartigen Einzelleistung das 3:0 für die Rebells. Nicht dass die Belper nun aufgegeben hätten, aber sie waren zu oft einen Schritt zu spät. In der 27. Spielminute schlug Senecal erneut zu und erzielte in Überzahl das 4:0. Damit war das Spiel eigentlich entschieden. Wobei auch bei diesem Spielstand ein oder zwei Treffer die Gürbetaler zurück ins Spiel gebracht hätte. Doch diese setzten sich wohl nun zu sehr unter Druck, wollten die Wende unbedingt erzwingen. Aber die Wende kam nicht, die individuellen Fehler der Skorpione nahmen zu, nicht ab. Trotzdem, das 4:0 nach 40 Minuten liess immer noch Raum für eine Wende. Die Rebells hatten zudem einen Gang zurückgeschaltet und waren in Zwei Powerplays erfolglos geblieben. Wenn es gelänge, zu Beginn des Schlussdrittels rasch zu treffen, dann….

 

Nun, zu Beginn des Schlussabschnitts fiel dieser schnelle Treffer, erzielt durch Melliger in der 43. Spielminute. Dann ein weiterer Rückschlag für die Gürbetaler. Sandro Wittwer macht einen fürchterlichen Misstritt. Er fiel – abgesehen von einem kurzen Auftritt im Powerplay – für den Rest des Spiel aus. Er wird den Belpern auch beim Heimspiel am kommenden Samstag fehlen. Die Belper fokussierten sich nun etwas zu sehr auf die Verletzung von Wittwer. Als sie wieder begannen, sich auf das Spiel zu konzentrieren war dieses endgültig entschieden. Patrick Döbeli und Jan Wismer hatten inzwischen auf 7:0 erhöht. Hofmann räumte seinen Platz für Lukas Baumgartner der einen guten ersten NLA-Playoff-Final-Auftritt hatte. Die beiden Treffer, die er noch zulassen musste waren zwei Perfekte Schüsse. Einer Abgefeuert von Mathias Beiersdörfer von der blauen Linie und einer von Yves Stucki mehr oder weniger aus vollem Lauf. Dafür, dass auf der Belper Seite der Matchuhr keine "0" stehen blieb, war Fabian Bohnenblust besorgt. Von Alessio Faina eingesetzt durchbrach er die Zuger Hintermannschaft und erzielte trotz Faulspiel, ein Penalty war angezeigt, den verdienten Ehrentreffer für die Gürbetaler. Das Schlussresultat von 9:1 ist ein klares, brutales Verdikt. Das Schöne an den Playoffs ist allerdings, egal wie hoch oder wie knapp eine erste Partie endet, in der Serie liegt der Verlierer bloss mit 1:0 hinten. Der Final ist noch nicht entschieden.

 

Am kommenden Samstag geht um 14 Uhr in Belp die zweite Partie dieser Serie über die Runden. In den Reihen der Gürbetaler wird Wittwer fehlen. Ist die Sache aussichtslos? Sicher nicht, im Sport ist alles möglich. Belp muss konzentriert aber mental entspannt in die Partie einsteigen. Der Siegeswille ist nach wie vor in den Köpfen vorhanden. Er darf aber nicht dazu führen, dass sich die Spieler verkrampfen, dass jeder das Gefühl hat, er müsse das Spiel entscheiden. Geschieht das, dann ist die Serie am nächsten Samstag kurz nach 16 Uhr beendet. Nun ist das Kollektiv gefragt, der Teamgeist. Jeder muss für jeden alles geben. Miteinander müssen Fehler bereinigt werden. Miteinander muss das Momentum gefunden, die Serie geöffnet werden. Die Fähigkeiten dazu haben die Gürbetaler. Wahrlich, die Wetten stehen gegen uns, die Erfolgschancen sind gering. Sollte uns dies aber davon abhalten, alles zu geben, das letzte aus uns heraus zu holen, bis zum Umfallen zu kämpfen? Nein, wir spielen mit allem was wir haben. Wenn wir dann am Ende verlieren sollten, können wir erhobenen Hauptes das Spielfeld verlassen. Bloss, wieso zur Hölle sollten wir das Spiel nach einem solchen Auftritt verlieren?

Christoph Curchod, 25.04.2017

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