Junioren A – Furor Scorpiorum

Die Junioren drehen das erste Finalspiel gegen die Rebells in den letzten 10 Minuten.

Der Titel dieses Betrags dürfte den einen oder anderen Leser doch etwas befremden. Deshalb sei die Herleitung von "Furor Scorpiorum" hier kurz erklärt. Pate steht der Begriff "Furor Teutonicus". Dieser wird dem römischen Dichter Marcus Annaeus Lucanus zugeschrieben. In seinem Werk über den römischen Bürgerkrieg wird auch der Einfall der germanischen Teutonen im zweiten vorchristlichen Jahrhundert in die damalige römische Republik beschrieben. Die mit grosser Schnelligkeit, überragender Durchschlagskraft und ohne Rücksicht auf Verluste durchgeführten Angriffe der Teutonen riefen bei den Römern Furcht und Bewunderung hervor. "Furor" steht für "Angriffslust", "Raserei" oder auch "Kampfgeist". "Teutonicus" bedeutet "der Teutonen". "Furor Scorpiorum" heisst also "der Kampfgeist der Skorpione".

 

An einem strahlend schönen April-Sonntag fuhren die Gürbetaler nach Zug. Dort, vor der Kulisse des verschneiten Zugerbergs, warteten bereits die Rebells auf ihre Gegner aus dem Kanton Bern. In dieser Junioren A Finalserie stehen sich die beiden besten Junioren Grossfeldteams der Saison 2016/17 gegenüber. Beide Mannschaften mussten um den Finaleinzug kämpfen. Die Rebells hatten ihr Heimspiel gegen die Lions relativ problemlos gewonnen, wurden dann im Rückspiel im Wallis voll gefordert und siegten schliesslich 3:1. Übr die Schwierigkeiten der Gürbetaler im Halbfinal mit den Bulldozers wurde an dieser Stelle schon mehrfach berichtet.

Die Berner traten zu dieser Partie komplett an, sieht man von den beiden Langzeitverletzten Alex Zürcher und Manuel Reiter ab. Bei den Innerschweizern sah es etwas anders aus. Stammtorhüter Patrick Chakroun war im Urlaub. Zudem mussten die Zuger auf einige Rollenspieler verzichten. Wie schon im Vorjahr standen für die Playoffs Raffaele Cioffo und Jan Wismer wieder in den Reihen der Rebells.

 

Die beiden besten Juniorenmannschaften der Schweiz, perfektes Streethockey-Wetter und die schönste Streethockey Arena der Schweiz, das waren optimale Bedingungen für den Start dieser Finalserie. Die zahlreichen Zuschauer brauchten ihr Kommen nicht zu bereuen. Sie wurden Zeugen einer der besten Streethockey Junioren Partien der vergangenen Jahre. Beide Mannschaften waren sich absolut ebenbürtig. Normalerweise beginnt eine Finalserie mit gegenseitigem Abtasten. Nicht so diese Begegnung. Beide Teams versuchten von Anfang an, das Spiel auf ihre Seite zu zwingen. Berner und Innerschweizer waren sich ebenbürtig. Niemand konnte sich klare Spielvorteile erkämpfen. Sowohl Lukas Baumgartner im Tor der Gäste, wie Laura Michl im Tor der Gastgeber liessen sich vorerst nicht bezwingen. Allerdings liessen die beiden Hintermannschaften auch nicht viele Abschlüsse zu. In der 11. Spielminute brachte die Belper Verteidigung den Ball für einmal nicht unter Kontrolle. Die Zuger konnten sich in der gefährlichen Zone um das Tor festsetzten. Schliesslich brachte Matteo Bächler den Ball zu Bastian Steiger, der die Rebells mit 1:0 in Führung brachte. Die Belper arbeiteten hart, um die Partie noch vor der Pause wieder auszugleichen. Aber sie brachten viel zu wenige Bälle aufs Tor der Platzherren.

 

Mit dem knappen ein-Tore-Rückstand starteten die Gürbetaler in den Mittelabschnitt. Während beinahe zwei Minuten bot sich ihnen die Gelegenheit, in Überzahl den Ausgleich zu erzielen. Aber das Powerplay war eines von der eher harmlosen Sorte, wie übrigens die wenigen anderen Powerplays die beide Teams in dieser hart aber fair geführten Partie bestreiten konnten. Der weiche Ball erschwerte den Angreiffern das schnelle Kombinationsspiel und erleichterte der Box das Handwerk. Kurzum, die Überzahl verstrich, ohne dass etwas Nennenswertes geschah. In der 24. Spielminuten lancierte Dennis Nydegger Mikel Fairclough. Dieser fackelte nicht lange und schloss ab. Die Partie war wieder ausgeglichen. Das Tempo und der Einsatz waren auch im Mittelabschnitt hoch. Tore fielen aber vorerst weder auf der einen, noch auf der anderen Seite. Es waren schliesslich die Platzherren, die erneut in Führung gehen konnten. Max Müller gewann ein Offensivbully und legte den Ball perfekt zurück auf Raffaele Cioffo. Dieser bezwang Yule Oesch, der inzwischen für Baumgartner im Tor stand mit einem unhaltbaren Schuss zum 2:1. Das Spiel ging unvermindert auf hohem Niveau weiter. Beide Teams erkämpften sich weitere Torchancen. Allerdings hatte die Grübetaler brachten die Gürbetaler nach wie vor viel zu wenige Schüsse auf das Tor der Innerschweizer. Kurz vor Ende des Drittels, brach sich Silvio Bruni bei einem Sturz nach einer unglücklichen Intervention gegen Steiger das Handgelenk. Für ihn ist damit die Saison beendet. Wir wünschen ihm an dieser Stelle gute Besserung und hoffen auf eine rasche Genesung.

 

Kaum war das dritte Drittel in Gang, musste Nydegger die Strafbank aufsuchen. Die Rebells setzten sich zwar meist in der Zone der Belper fest, kamen aber kaum zu gefährlichen Abschlüssen. Belp war eben wieder komplett als die Innerschweizer doch noch einen Treffer feiern konnten. Ein Schuss von Silvan Keiser der deutlich am Tor vorbei geflogen wäre, wurde von Tim Jaberg unglücklich abgelenkt und drang unhaltbar in das Netz der Belper ein. An diesem 1:3 Rückstand hatten die Skorpione nun zu beissen. Einen Moment lang sah es so aus als könnten die Rebells einen weiteren Treffer nachlegen und die Partie vorentscheiden. Doch die Hintermannschaft der Gürbetaler fing sich wieder auf. Trotzdem, auch ein 1:3 ist nicht ohne weiteres auszuholen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Mannschaft, die im Rückstand ist, kaum Schüsse auf das gegnerische Tor bringt. Hier musste unbedingt etwas geschehen.

Und es geschah etwas. Die Gürbetaler nahmen nach 50 Minuten ein Timeout und stellten die Linien um. Und dann war er plötzlich da, wie aus dem Nichts, der Furor Scorpiorum, der im dritten Habfinalspiel die Bulldozers aus der Bahn geworfen hatte. Die Skorpione drängten die Zug in deren Zone, schnürten sie ein, erkämpften sich plötzlich jeden Ball und kamen zu Abschlüssen. Die Rebells waren überrascht und konnten nicht sofort reagieren. Nach 51:29 und zwei Treffern von Nydegger hiess es 3:3. Nun nahm der Coach der Platzherren ein Timeout. Die Rebells waren nun wieder in der Lage, dagegen zu halten. Aber die Skorpione hatten nun mehr Spielanteile und tauchten wiederholt gefährlich vor Michl aus. Aber auch die Rebells erarbeiteten sich gefährlich Torchancen. Jeder Treffer konnte das Spiel nun entscheiden. Doch vorläufig fiel kein weiteres Tor. Mit guter Defensivarbeit und etwas Glück hielten beide Mannschaften ihr Tor rein.

Alle Beteiligten stellten sich schon langsam auf die Verlängerung ein, da viel doch noch ein Treffer. Jona Wegmüller brachte den Ball vors Tor der Platzherren. Dieser blieb dort liegen. Stefan Zürcher setzte nach und brachte den Ball irgendwie über die Linie. Die Skorpione lagen erstmals in dieser Partie in Führung. Zu spielen waren noch 45 Sekunden. Ziel der Belper war es nun, das Spiel möglichst weit weg vom eigenen Tor zu halten, so dass die Innerschweizer ihren Torhüter nicht ersetzen konnten. Diese Aufgabe fiel Nydegger, Fairclough, Wegmüller, Zürcher und Florian Bohnenblust zu. Sie erledigten dies souverän. Dabei kam ihnen ein übermotivertes Einsteigen von Jan Wismer zu Gute, das 21 Sekunden vor Spielende mit einer kleinen Strafe sanktioniert wurde. Steiger reklamierte und erhielt eine Disziplinarstrafe. Trotz Unterzahl und dem Fehlen der beiden Schlüsselspieler gelang es den Rebells noch einmal, zwölf Sekunden vor Schluss ein Bully vor dem Tor der Gürbetaler zu erzwingen. Der nötige Bully-Gewinn blieb aus. Die Gürbetaler erkämpften sich den Ball, die vier Rebells setzten nach. Dadurch entstanden Lücken. Durch eben eine solche setzte Simon Meir Fairclough ein. Dieser konnte allein auf Michl ziehen und zwei Sekunden vor Spielende die Sache endgültig klar machen.

 

Mit etwas Glück und dank druckvollen zehn letzten Spielminuten gewannen die Skorpione die erste Finalpartie mit 5:3. Die Rebells sind aber noch lange nicht geschlagen. Die spannende, hochstehende Serie wird am kommenden Samstag, dem 6. Mai um 14:00 Uhr in Belp fortgesetzt. Können die Belper den Sack zumachen, oder kämpfen sich die Rebells zurück in die Serie?

Christoph Curchod, 01.05.2017

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