Junioren A – Auf nach Plzeň!

Die Junioren A bestreiten vom 10. bis zum 12. Februar ihr erstes internationales Turnier in Plzeň

Plzeň, hier wurde Schweizer Streethockey Geschichte geschrieben

Wir schreiben das Jahr 2011, im Juni finden in Bratislava die Streethockey Weltmeisterschaften statt. Die Schweiz spielt zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Nach Niederlagen gegen Deutschland und Österreich in der Zwischenrund droht der Abstieg in den B-Pool. Der kann im letzten Spiel gegen Pakistan gerade noch einmal abgewendet werden. Trotzdem, das Urteil der Streethockey Fachwelt ist einhellig und hart. Die Zeiten als die Schweiz auf dem Weg zu einer Streethockey Grossmacht waren, sind vorbei. Diesem Urteil war nichts viel entgegen zu setzen, hatten doch die Eidgenossen bereits zwei Jahre zuvor an der WM 2009 in Plzeň nur den 11. Schlussrang belegt. Doch ist das Schweizer Streethockey wirklich am Ende?

Wir schreiben immer noch das Jahr 2011. Im August findet in Plzeň der erste Worldcup der Vereinsmannschaften statt. Es ist zwar, da keine Nordamerikaner nach Tschechien reisten, faktisch nur ein Europacup, aber das bleibt letzten Endes ein Detail in der Geschichte. Ausgetragen wird der Anlass in der Streethockeyhalle in Plzeň. In eben derjenigen Halle, in der die Jung-Skorpione vom 10 bis zum 12. Februar ich erstes internationales Turnier bestreiten werden. Mit von der Partie in diesen heissen August-Tagen sind auch zwei Schweizer Teams: Die Oberwil Rebells und der SHC Belpa 1107. Nach Bratislava sieht kaum jemand die Schweizer als Favoriten an. Den Oberwil Rebells unter Tibor Kapanek werden Aussenseiter Chancen eingeräumt. Der Sieger steht eigentlich schon fest. Es sind die Nitrianskí Rytieri Nitra. Das Team ist praktisch identisch mit dem slowakischen Weltmeisterteam aus Bratislava. Die Gürbetaler werden als Punktelieferanten betrachtet, die allenfalls den deutschen Vertreter aus Heilbronn schlagen konnten. Nun, was in den folgenden Tagen in Plzeň geschieht ist eines der verrücktesten Comebacks der Sportgeschichte. Die Rebells marschierend durch die Vorrunde. Die mit einem relativ kleinen Kader angereisten Skorpione steigern sich von Spiel zu Spiel. Die Innerschweizer qualifizieren sich problemlos für den Halbfinal. Die Berner folgen ihnen nach einem dramatischen Sieg im Penaltyschiessen über Ústí nad Labem. Im Halbfinal schalten die Zuger den HBC Plzeň in der Verlängerung aus. Am Abend bezwingen dann die Gürbetaler die scheinbar unbezwingbaren Slowaken aus Nitra. Im Final am folgenden Tag stehen sich die Vertreter der Nation gegenüber, deren grosse Zeit im Streethockey angeblich vorbei ist. Das Spiel um Rang 3 zwischen Nitra und Plzeň dauert lange, geht ins Penaltry-Schiessen. Es entsteht der Eindruck, Tschechen und Slowaken wollten das unvermeidliche mit allen Mitteln hinaus zögern. Aber dann ist es soweit. Die tschecho-slowakische Dominanz im europäischen Club-Streethockey ist beendet. Oberwil besiegt Belp im Final mit 2:0. Das Schweizer Streethockey ist auf der grossen Bühne zurück und bleibt dort.

 

Der Marlin Cup 2017

Die Gürbetaler werden in gut einer Woche an diesen für das Schweizer Streethockey bedeutenden Ort zurückkehren. Das Kader der Berner ist diese Saison etwas schmal. Den regelmässigen Lesern der Spiel-Berichte dürfte dies bekannt sein. Verletzungsbedingt fallen Alex Zürcher, Jesper Diener und Manuel Reiter aus. Um diesem Problem zu begegnen, werden die Skorpione für dieses Turnier mit zwei Spielern verstärkt. Die Berner werden mit zwei Torhütern und zwölf Feldspielern nach Tschechien reisen. Auf weitere Verstärkungen wurde selbst nach den Ausfällen von Diener und Reiter verzichtet. Zu viele Verstärkungsspieler können zu einem Overkill führen. Nun, wer wird die Gürbetaler verstärken. Es sind Bastian Steiger und Raffaele Cioffo von den Oberwil Rebells. Die Berner und die Zuger gemeinsam in Plzeň, das ist doch schon einmal eine vielversprechende Ausgangslage.

Am Marlins Cup nehmen nebst den Gürbetalern vier tschechische und eine slowakische Mannschaft teil. In diesen beiden Ländern sind die Altersgrenzen bei den Junioren etwas anders als in der Schweiz. In Tschechien umfasst eine Altersstufe zwei Jahrgänge, in der Schweiz und in der Slowakei sind es deren drei. Die tschechischen Gegner spielen alle in der U17 Meisterschaft ihrer Länder, die Slowaken in der U16, während die Gürbetaler in der U18 Meisterschaft teilnehmen. Ein Vorteil für die Schweizer? Nicht unbedingt, zumindest nich gegenüber den tschechischen Teams. Mit Florian Bohnenblust, Marc Bruni und Tim Jaberg verfügen die Gürbetaler nur über drei Spieler, die nicht mehr U17 spielen könnten. Die Mehrheit der Belper-Spieler hat Jahrgang 2001. Der Altersdurchschnitt der Skorpione dürfte somit sogar tiefer sein als der Altersdurchschnitt der vier tschechischen Teams.

Die tschechischen Teams sind absolute Top-Mannschaften. Die tschechische U17 Liga ist in drei regionale Gruppen eingeteilt. Allerdings sind die Leistungsunterschiede innerhalb der Gruppen noch grösser als in der Schweiz. So hat z.B. der HBC Plzeň einen Gegner gleich mit 59:0 bezwungen, in 3 x 15 Minuten. Wie dem auch sei, unsere Gegner stehen alle samt weit oben in ihren Gruppen. Der HBC Hostivař und der HBC Plzeň führen ihre jeweiligen Gruppen ohne Verlustpunkte an. SK Hokejbal Letohrad liegt in seiner Gruppe auf dem zweiten Platz. Die Mannschaft aus Ostböhmen hat gerade einmal vier Punkte, alle gegen den Gruppenersten abgegeben. Kert Park Prahe schliesslich belegt in der Gruppe mit dem HBC Plzeň den zweiten Rang. Hinsichtlich dem slowakischen Vertreters, L2hockey Gajary Flames war es schwierig, genaue Infos zu finden. Die folgenden Angaben sind deshalb ohne Gewähr. Die L2hockey Gajary Flames haben wahrscheinlich 2016 die slowakischen U16 Extraliga gewonnen. In der aktuellen U19 Extraliga sind die Flames aber nicht vertreten. In der U16 Liga, die in Turnierform ausgetragen wird, belegen die Falmes zurzeit nur den fünften Platz. Sie dürften also einige Spieler altersbedingt verloren haben. Diese könnten aber in Plzeň Teil des Teams sein. Kurzum, die Slowaken sind nur sehr schwer greifbar. Die Flames waren aber bei mehreren Auftritten an Turnieren in Tschechien mit den tschechischen Top-Teams durchaus ebenbürtig.

Kurzum die Skorpione werden auf ein hochkarätiges Teilnehmerfeld treffen. Wo stehen die Gürbetaler? Wohl auf einem ähnlichen Niveau wie ihre fünf Gegner. Sie wissen, dass sie um jeden Ball, um jeden Zentimeter und um jedes Tor kämpfen müssen. Und sie werden dies tun. Sollte zudem das Powerplay funktionieren, die nötigen Treffer erzielt werden, ja dann ist in Plzeň sehr viel möglich.

Christoph Curchod, 01.02.2017

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