NLA – Die Rückkehr der Skorpione

Im zweiten Finalspiel bringen die Skorpione die Rebells an den Rand einer Niederlage. Am Ende gewinnt aber Oberwil Spiel und Meisterschaft.

"Die Rebells deklassieren Finalgegner", so lautete die Schlagzeile der Zuger Zeitung nach dem ersten NLA-Finalspiel. Ein Titel, welcher der Partie vom 23. April durchaus gerecht wurde. Die Skorpione hatten sich in Zug eine ziemliche Klatsche geholt. Ein Anstemmen gegen die Niederlage war nicht sichtbar. Mit dem verletzungsbedingten Ausfall von Sandro Wittwer rückte zudem ein Sieg in Spiel 2 in scheinbar unerreichbare Ferne. Doch sollte ein Skorpion nie abgeschrieben werden. Die Biologie lehrt uns, dass selbst ein angeschlagener, verletzter Skorpion keines Falls unterschätzt werden darf. Er kann jederzeit unerwartet und blitzschnell mit seinem Giftstachel zustechen.

 

Am 29. April herrschte in Belp prachtvolles Streethockey Wetter. Im Vormittagsspiel hatte sich die 1. Ligamannschaft der Skorpione in ihrem zweiten Playoff Halbfinalspiel gegen die Seetal Admirals durchgesetzt. Als dritte Mannschaft des SHC Belpa 1107 nach der NLA und den Junioren A qualifizierte sich das Team von Coach Reto Schori für den Final. Gegner wird der SHC Diabla aus Dorénaz sein.

 

Um 14 Uhr, nach den Klängen des Schweizer Psalms, fiel der Ball zum zweiten NLA-Finalspiel. Die Absicht der Gäste war klar. Das Spiel rasch entscheiden. Die Gürbetaler sollten gar nicht erst auf die Idee kommen, es läge noch etwas drin. Die Berner hielten dagegen, doch waren die Innerschweizer in der Startphase die spielbestimmendere Mannschaft. Der erste Treffer in dieser fair geführten jedoch strafenreichen Partie fiel in der 12. Spielminute. Severin Meier bezwang den Belper Schlussmann Sven Hofmann im Powerplay zum 0:1. In der 17. Spielminute doppelte Christoph Stocker nach. Eine Strafe gegen Jim Zingg war eben abgelaufen. Mit diesem 2-Tore-Vorsprung glaubten die Zuger wohl, ihr Tagwerk erfüllt zu haben. Mit ernsthafter Gegenwehr der Berner rechneten sie offenbar nicht mehr. Daran änderte der Anschlusstreffer von Marc Müller eine Minute vor Drittelsende nichts. Auch dieses Tor fiel in Überzahl.

 

Zu Beginn des zweiten Drittels bohrte sich der Stachel des Skorpions schnell und unerwartet tief ins Fleisch der Rebells. Die Belper zeigten, dass die keinesfalls gewillt waren, den Zugern den Pokal kampflos zu überlassen. 30 Sekunden waren im Mittelabschnitt gespielt als Stevie Alvo für die Gürbetaler ausglich. Es sollte für die Platzherren noch besser kommen. In der 27. Spielminute brachte Fabian Bohnenblust die Berner im Powerplay mit 3:2 in Führung. Nur 40 Sekunden später spielten Mikel Fairclough und Dennis Nydegger die Hintermannschaft der Innerschweizer aus und erhöhten auf 4:2. Die Rebells waren nun vollkommen aus dem Tritt geworfen. Sie bekundeten Mühe, wieder ins Spiel zurück zu finden. Der Skorpion-Express hingegen nahm weiter Fahrt auf. Eine Minute nach dem 4:2 erhöhte Fabian Bohnenblust auf 5:2. In der 35 Minute war es wiederum Bohnenblust, der die Führung weiter ausbauen konnte. Die Rebells fanden nur langsam wieder ins Spiel zurück. In der 37. Spielminute konnte Andrew Hildreth auf 6:3 verkürzen. Dann wurde das Spiel etwas chaotisch. Nach Strafen gegen Pascal Kohler und Thomas Hohl ging es auf und neben dem Spielfeld hektisch zu. Der Trainer der Innerschweizer echauffierte sich über den Entscheid der Schiedsrichter derart heftig, dass er mit einer Matchstrafe bedacht die Garderobe aufsuchen musste. Den Gürbetalern bot sich in einem 5-minütigen Überzahlspiel die Möglichkeit, den Sack zuzumachen. Doch gerade im Powerplay war die Absenz von Sandro Wittwer schmerzlich zu spüren. Irgendwie kamen die Belper hier nicht richtig auf Touren. Mehr als eine Minute agierten die Belper mit 5 gegen 3, ohne zählbaren Erfolg.

 

Zu Beginn des Schlussabschnitts schien das Spiel dann doch zu Gunsten der Skorpione zu kippen. Nach 41:05 erhöhte Stevie Alvo bei fünf gegen vier auf 7:3 für die Platzherren. Bald darauf nahm aber das Unheil langsam und unaufhaltsam seinen Lauf. Nach 42:17 konnte Adam Rousal in Unterzahl auf 4:7 verkürzen. Der Schuss des tschechischen Nationalspielers wurde von einem Belper Verteidiger unglücklich ins eigene Netz abgelenkt. Ein 3-Tore-Vorsprung kann im Streethockey eine gute Basis für einen Sieg sein. Er kann aber auch rasch dahinschmelzen. Dies besonders dann, wenn der Gegner die Oberwil Rebells sind. Die Innerschweizer hatten inzwischen wieder zu ihrem Spiel gefunden. Der Ausschluss ihres Trainers hatte den Kampfgeist der Zuger wieder geweckt. Sie zwangen die Berner nun immer mehr in deren Zone. Die Gürbetaler mit ihrem knappen Kader mussten nun ihrem Effort im Mittelabschnitt Tribut zahlen. Eine Strafe gegen Alessio Faina ermöglichte es den Rebells, auf 4:6 heran zu kommen. Torschütze in der 47. Spielminute war Yves Stucki. Die Innerschweizer glaubten nun wieder an einen Sieg. Langsam aber stetig wurden die ausgepowerten Skorpione niedergerungen. In der 48. Minute brachte Yanick Müller die Gäste auf einen Treffer heran. Zehn Sekunden nach dem letzten Seitenwechsel erzielte Thomas Hohl den Ausgleich. Noch einmal bäumten sich die Belper auf, stemmten sich gegen die Niederlage und versuchten, das Saisonende um eine Woche hinaus zu schieben. Doch die Innerschweizer waren nicht mehr zu bremsen. Nach 54:20 brachte Hohl seine Farben wieder in Führung. Die Skorpione gaben nicht auf, waren bemüht ihre Stachel noch einmal in die Beine der Rebells zu rammen. Der Glaube an eine erneute Wende war da. Doch letzten Endes war es die langjährige Erfahrung der Zuger, welche die Partie endgültig entschied. Rund zweieinhalb Minuten vor Spielende erhöhte Raphael Melliger auf 9:7. Mit jeder Sekunde, die danach von der Uhr hinunter tickte, zerrannen die Chancen der Gürbetaler auf ein erneutes Comeback etwas mehr. Die Partie und die Serie waren bereits entschieden als Patrick Döbeli acht Sekunden vor Spielende mit seinem 10:7 den Schlusspunkt unter die NLA Saison 2016/17 setzte.

 

Der SHC Belpa 1107 gratuliert den Oberwil Rebells zum Gewinn der Schweizermeisterschaft. Die Innerschweizer waren sowohl während der Saison als auch in den Playoffs die klar beste Mannschaft. Die Skorpione haben gezeigt, dass sie den Rebells gefährlich werden können, wenn diese nicht ihre volle Leistung bringen. Wenn aber die Innerschweizer ihr volles Potenzial und ihre volle Erfahrung ausschöpfen, dann sind sie um eine Klasse besser als die Belper. Damit soll nicht die Niederlage schön geredet werden. Es ist vielmehr eine Tatsache, der die Gürbetaler ins Auge blicken müssen. Die junge Mannschaft um Coach Ronny Strähler kann trotzdem auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Eine Saison, in der die jungen Spieler viel Erfahrung gewinnen konnten. Eine Saison, in der die Mannschaft immer wieder Charakter zeigt, sich nie unterkriegen liess; so auch im letzten Spiel der Saison. Die Skorpione kamen eindrücklich in die Serie zurück. Aber die Rebells erwiesen sich am Ende als zu stark, zu erfahren… noch…

Der Meistertitel der NLA konnte 2017 nicht gewonnen werden. Es wäre auch, wie schon in der Vorschau geschrieben, eine grosse Überraschung gewesen. Aber die Gürbetaler haben noch drei heisse Eisen im Feuer um 2017 noch einen Titel zu gewinnen. Die Junioren A und die 1. Liga Mannschaft stehen im Final ihrer Kategorie. Die Junioren B haben die Qualifikation gewonnen und ziehen direkt ins Halbfinal ein. Die Junioren C sind zwar auch noch im Meisterschaftsrennen, aber hier wäre eine Qualifikation für den Final mindestens so überraschend, wie bei der NLA. Schliesslich starten in diesem Sommer die Senioren des SHC Belpa zum durchaus erfolgreichen Projekt "Titelverteidigung".

Christoph Curchod, 04.05.2017

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