NLA – Bedingungsloser Einsatz in Grenchen

Die ersatzgeschwächten Gürbetaler verlieren nach hervorragender kämpferischer Leistung in Grenchen zu hoch mit 6:11.

Grenchen liegt im Kanton Solothurn, dies ist schon länger bekannt. Am vergangenen Sonntag schien es aber – zumindest aus der Sicht einiger Belper Spieler – eher in Mexiko zu liegen. Oder hat man schon von einem beinahe epidemischen Ausbruch von Montezumas Rache im Kanton Solothurn gehört. Die Gürbetaler waren bereits ersatzgeschwächt ans Derby nach Grenchen gefahren. Jim Zingg, Teighan Meier und Iwan Kohler werden in den Reihen der Gürbetaler noch eine Zeit lang fehlen. Doch dann während der Anreise der nächste Ausfall. Francesco Faina wurde plötzlich von Fieberschüben und Übelkeit heimgesucht. Keine Chance, dass er zum Spiel auflaufen konnte. Nach dem Einlaufen erwischte es Florian Bohnenblust. Auch er konnte nicht am Spiel teilnehmen. Während des Mittelabschnitts musste auch Sandro Wittwer sich kurz in die Büsche verziehen. Er konnte zwar die Partie zu Ende spielen, war aber auch nicht zu 100% fit. Kurzum, irgendwie steckte bei den Gürbetalern in dieser Partie der Wurm drin, im wahrsten Sinne des Wortes. Nun gut, wie ersetzt man solch unerwartete Ausfälle? Coach Strähler verpflichtete kurzfristig Silvio und Marc Bruni fürs Spiel. Damit befanden sich mit der Ausnahme von Tim Jaberg, NLA Lizenz noch nicht freigeschaltet, und den beiden Torhütern alle Juniorenspieler, die am Vormittag gespielt hatten auf der NLA-Aufstellung. Kurzum, die Ausgangslage der Gürbetaler war vor diesem Spiel gegen den Erzrivalen nicht gerade rosig. Trotzdem, die Skorpione waren bereit, alles zu geben, bis zum letzten zu kämpfen. Übelkeit? Interessiert mich nicht. Eine offene Wunde am Knie? Kann man kleben. Bereits am Vormittag 45 Minuten Hockey gespielt? Dann bin ich wenigstens gut aufgewärmt.

 

Wenig überraschend waren es die mehr oder weniger komplett angetretenen Grenchner, die von der ersten Sekunde an für Tempo sorgen und so versuchten, das Spiel auf Ihre Seite zu zwingen. Die Belper hielten mit geschicktem Stellungsspiel, viel Einsatz und einem hervorragend agierenden Sven Hofmann dagegen. Die Begegnung war kaum eine Minute alt, als Sandro Wittwer sich durch die Hintermannschaft der Wale tankte und die Gäste mit 1:0 in Führung brachte. Nur wenig später musste Michal Slanec für die Gastgeber auf die Strafbank. Die Chance für die Gürbetaler, die Führung auszubauen. Doch irgendwie klappte es auf dem vergleichsweise engen Spielfeld der Solothurner mit dem Powerplay der Berner noch nicht so ganz. Die Möglichkeit, den Vorsprung zu vergrössern, verstrich ungenutzt. Nun folgte die Reaktion der Platzherren. Sie versuchten, die Gürbetaler in deren Zone einzuschnüren, was ihnen phasenweise auch gelang. Doch die Belper wehrten sich geschickt und erarbeiteten sich immer wieder Konterchancen. Nachdem die Gäste zwei Strafen überstanden hatten, war die Reihe wieder an einem Grenchner auf der Strafbank Platz zu nehmen. Pardon, sich neben das Zeitnehmerhäuschen zu stellen. Nun funktionierte das Überzahlspiel der Gäste. Alessio Faina und Sandro Wittwer spielten sich auf der rechten Angriffsseite den Ball mehrfach zu, dann ein schneller Querpass auf Marc Müller auf der linken Angriffsseite, Schuss und die Gürbetaler lagen mit zwei Toren vorn. Noch war das Auftaktdrittel nicht beendet. Eine weitere Strafe wurde ausgesprochen, dieses Mal gegen Belp. Nun war auch das Powerplay der Platzherren erfolgreich. Stefan Rindlisbacher erzielte in der 19. Spielminute den Anschlusstreffer. Mit einer knappen und aufgrund der kämpferischen Leistung durchaus verdienten 2:1 Führung gingen die Gürbetaler in die Kabine.

 

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts erhöhten die Platzherren den Druck. Man spürte, wie sie angespornt von ihren fanatischen, wenn auch wenig fachkundigen Zuschauern, den Ausgleich suchten. Ihre Bemühungen wurden belohnt. Nach 22:39 glich Michal Slanec die Partie aus. Würden die Gürbetaler nun unter dem Dauerdruck der Platzherren einknicken? Die Antwort folgte umgehend. Alessio Faina schickte Fabian Bohnenblust auf die Reise und der bezwang den Grenchner Schlussmann Simon Stucki nach 22:51 und brachte die Skorpione erneut in Führung. Dann war wieder eine Strafe gegen die Platzherren fällig. Das Powerplay der Gürbetaler funktionierte wieder ausgezeichnet. Alessio Faina traf nach 24:29. Belp lag wieder mit zwei Treffern vorn. Eine nächste Strafe wurde ausgesprochen. Dieses Mal erwischte es wieder die Gäste. Das Powerplay der Wale war ebenfalls effizient. Yannick Sterchi erzielte in der 28. Spielminute den Anschlusstreffer. Grenchen schnürte nun die Gürbetaler immer mehr in deren Defensivzone ein. Die Kräfte der Gäste begannen langsam zu schwinden. Zu oft gelang es nicht mehr, den Ball über die rote Linie zu spielen und so das Offside wieder her zu stellen. Es kam, wie es kommen musste. Trotz energischer Gegenwehr gelang den Platzherren schliesslich der Ausgleich. Nach 31:04 traf Dominik Rohrbach zum 4:4. Lange sah es so aus, als würden die Gürbetaler das Unentschieden in die Pause retten können. Ja sie hatten sogar erneut Chancen, wieder in Fürhung zu gehen. Eine Strafe gegen Robin Nydegger ermöglichte es den Solothurnern kurz vor der Pause noch einmal in Überzahl zu agieren. Kris Röthlisberger brachte seine Farben in der 39. Spielminute erstmals in Führung. Mit einem knappen 4:5 Rückstand gingen die Skorpione in die zweite Pause. Verloren war noch nichts, aber mit dem knappen Kader und den zahlreichen angeschlagenen Spielern lag eine schwierige, schier unlösbare Aufgabe vor den Bernern. Nun gut, Belper lassen sich nicht fallen. Belper finden sich nicht kampflos mit einer Niederlage ab. Das überlassen wir andern.

 

Im Schlussabschnitt suchten die Platzherren die rasche Entscheidung. Die Belper stemmten sich leidenschaftlich dagegen, doch mussten sie den langsam schwindenden Kräften Tribut zahlen. Ihre Aktionen waren oft wenig präzis. Es schlichen sich vermehrt Stellungsfehler und unnötige Ballverluste ein. Ein solcher ermöglichte den Platzherren in der 42. Spielminute einen raschen Gegenangriff. Kris Röthlisberger konnte unbehindert von der blauen Line abziehen und versenkte den Ball unhaltbar in der oberen linken Torecke.

Das Schicksal nah nun scheinbar unaufhaltsam seinen Lauf. In der 47. Spielminute erhöhte Petr Rybon mittels Penalty auf 7:4. Als Marc Aegerter nach 47:07 den Ball gar zum 8:4 einschoss, schien das Spiel entschieden. Oder doch nicht? Die Gürbetaler jedenfalls kämpften weiter. Kurz vor dem letzten Seitenwechsel kombinierten sich Sandro Wittwer, Dennis Nydegger und Marc Müller mit einer Serie von Traumpässen durch die Grenchner Hintermannschaft und verkürzten auf 5:8. Kurz nach dem Seitenwechsel bezwang jedoch Yannick Sterchi den inzwischen eingewechselten Nick Leuenberger nach schöner Vorarbeit von Michal Slanec zum 5:9. War's das nun endgültig? Nein, den noch nicht ganz. Kurz nacheinander fanden sich zwei Grenchner auf der Strafbank wieder. Das Powerplay der Gürbetaler funktionierte trotz tiefstehender Sonne nach wie vor gut. Marc Müller verkürzte auf Zuspiel von Sandro Wittwer auf 6:9. Belp konnte noch beinahe 1:50 mit 5 gegen 4 agieren. Ronny Strähler ersetzte Nick Leuenberger bei nächster Gelegenheit durch einen sechsten Feldspieler. Doch nun konnten die Platzherren von eine mächtigen zusätzlichen Unterstützer profitieren. Die tiefstehende Sonne stand genau hinter dem Gehäuse von Stucki. Die Belper Angreifer waren kaum mehr in der Lage den Ball zu sehen. So ging dieser verloren und Yannick Sterchi konnte nach 54:34 zum nunmehr endgültig entscheidenden 10:6 für die Wale einschieben. Noch ein weiteres Mal Blicken die Skorpione im wahrsten Sinne des Wortes voll in die Sonne. Dies erlaubte es Matthias Jäggi mit seinem 11:6 den Schlusspunkt unter diese Partie zu setzen.

 

Alles in allem ein verdienter Sieg der Solothurner über die Berner. Der Sieg fiel aber aufgrund ihrer tollen kämpferischen Leistung wohl um zwei oder drei Treffer zu hoch aus. Aber Hut ab vor der Leistung der Gürbetaler, die nie aufgaben und bis zum Schluss kämpften. Zu erwähnen, sind hier auch insbesondere die Nachwuchsspieler, die nach einem anstrengenden Morgenspiel mit jeweils um die 45 Minuten Einsatzzeit am Nachmittag noch einmal bis zu 25 Minuten in der NLA spielten. Am kommenden Wochenende gastiert der SHC Bonstetten-Wettswil in Belp. Dies wird ein ganz anderes Spiel. Erstmals seit dem Spiel gegen die Bulldozers, steigen die Skorpione wieder als Favorit in eine Begegnung. Ein Sieg ist im Hinblick auf den Strichkampf von grosser Wichtigkeit. Und sonderlich komplett wird auch die NLA Mannschaft des SHC Belpa 1107 nicht sein. Irgendjemand sollte wirklich einmal mit den Drehbuchautoren sprechen……

 

Ronny Strähler, 21.11.2016

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