NL A – Das hätte man auch leichter haben können

Der SHC Belpa verschenkt in Bettlach einen sicheren Sieg und erkämpft sich dann in extremis doch noch alle drei Punkte.

Nachdem sich am Vormittag die Junioren in einer eher mühsamen Partie gegen ihre Solothurner Altersgenossen mit 15:0 durchgesetzt hatten, trafen am Nachmittag die beiden Fanionsteams aufeinander. Die Ausgangslage für diese Begegnung hätte kaum spannender sein können. Mit den Oberwil Rebells und dem SHC Grenchen-Limpachtal haben sich zwei Teams in der NLA weit von ihren Verfolgern abgesetzt. Dahinter folgen, auf halbwegs sicherem Gelände, die Sierre Lions. Dahinter duellieren sich der SHC Bettlach und der SHC Belpa 1107 um den Strich. Nun, es ist kein endgültiger Strich. Am Ende qualifizieren sich sechs Mannschaften für die Playoffs. Aber gerade mit Blick auf die Playoffs ist es doch wichtig, über dem Strich zu sein. Denn dann winken sechs Spiele gegen die zurzeit besten Teams der Liga. Der Fünfte hingegen tritt zweimal gegen Bonstetten-Wettswil und zweimal gegen die Kernenried Bulldozers an. Spiele, die zwar ohne grosse Problem zu gewinnen sind, aber eine Mannschaft nicht wirklich auf die Playoffs vorbereiten.

 

Die Skorpione hatten ihr Heimspiel Anfang Oktober nach einem 1:4 Rückstand in der 41. Spielminute noch 6:4 gewonnen. So etwas sollte nicht noch einmal geschehen. Die Vorgaben von Coach Strähler waren klar. Rasch die Kontrolle über das Spiel erobern und möglichst rasch eine Entscheidung herbeiführen. Die Belper waren optimistisch, dass dies klappen würde. Entsprechenden wurden zu den sechs üblichen Junioren gleich noch drei weitere auf das Matchblatt gesetzt. Im Vertrauen darauf, dass diese auch noch zum Einsatz kommen würden, sobald die Partie zugunsten der Berner entschieden wäre.

 

Nun, das Spiel begann wie geplant. Die Belper erkämpften sich rasch eine deutliche Feldüberlegenheit und trugen das Spiel meist vor das Gehäuse von Dean Brodard. Auch mit dem Tore schiessen klappte es zu Beginn hervorragend. Mikel Fairclough brachte die Gäste in der 2. Spielminute auf Zuspiel von Alessio Faina in Führung. Auch danach wussten die Gürbetaler zu überzeugen und erkämpften sich immer wieder gute Torchancen. Allerdings warteten die mitgereisten Fans vergebens auf weitere Treffer. So gut die Gürbetaler sich vor das Tor der Gegner kombinierten, so kläglich scheiterten sie im Abschluss. Die Platzherren verhielten sich keinesfalls passiv. Sie tauchten mehrmals gefährlich vor Torhüter Sven Hofmann auf, bleiben aber ebenfalls ohne Torerfolg. Mit einer viel zu knappen 1:0-Führung gingen die Skorpione in die erste Pause.

 

Im zweiten Spielanschnitt ein ähnliches Bild. Die Belper waren weitgehend spielbestimmend, wenn auch nicht mehr so dominant wie in den ersten 20 Minuten. Schliesslich fiel er doch noch, der hochverdiente zweite Treffer für die Belper. Fairclough traf auf Zuspiel von Sandro Wittwer und Fabian Bohnenblust in der 29. Spielminute im Powerplay. Damit schien das Belper Schiff wieder auf Kurs. Der dritte Treffer wurde angestrebt. Dabei blieben die Platzherren aber immer gefährlich und eroberten sich sukzessive mehr Spielanteile. Der 1:2 Anschlusstreffer durch Christoph Ryser in der 37. Spielminute wurde als Betriebsunfall abgetan. Kurz darauf musste der tschechische Söldner in den Diensten der Solothurner, Robert Filipek, die Strafbank aufsuchen. Die Gelegenheit für die Gäste, ein klares Zeichen zu setzen und die Führung wieder auszubauen. Das klare Zeichen blieb aus. Mit einem knappen 2:1 Vorsprung gingen die Skorpione zum zweiten Mal in die Kabine.

 

Die Platzherren hatten nun endgültig gemerkt, dass die Gürbetaler zu schlagen waren. Dank einer Strafe gegen Fairclough konnten sie den Schlussabschnitt in Überzahl beginnen. Die Skorpione überstanden diese Unterzahl zwar, jedoch nur um den Preis einer weiteren Strafe gegen Wittwer. Und dieses Mal waren die Offensivbemühungen der Platzherren von Erfolg gekrönt. Nach 42:57 glich Geronimo Weissmann zum 2:2 aus. Das Spiel war neu lanciert. Die Belper schienen vom Ausgleich, der so gar nicht in ihr Spielkonzept passt, etwas geschockt, das Spiel glich sich mehr und mehr aus. In der 46. Minute bot sich den Skorpionen in der Form einer Strafe gegen Bettlach die Chance wieder in Führung zu gehen. Das Powerplay war jedoch nicht sonderlich überzeugend. Coach Strähler nahm ein Time-out. Dieses zeigte die erwünschte Wirkung. Wittwer erkämpfte den Ball an der Band, legte der Bande entlang zurück auf Fairclough und der lancierte Marc Müller, der im Slot vergessen worden war. Schon lagen die Skorpione wieder vorn. Doch waren sie auch wieder auf der Siegesstrasse? Nicht wirklich, denn nun folgten einige bittere Minuten. Unbemerkt von allen hatte sich Torhüter Hofmann im Mittelabschnitt eine Knieverletzung zugezogen. Diese verschlimmerte sich im Verlauf des Schlussdrittels. Gut eine halbe Minute nach der Belper Führung rollte ein normalerweise vollkommen harmloser Ball in Richtung Hofmann. Dieser wollte in die Knie um zu parieren, kam aber aufgrund der Schmerzen nicht schnell genug runter. Der erneute Ausgleich für die Platzherren war die Folge. Hofmann machte danach für Nick Leuenberger Platz zwischen den Pfosten. Aber irgendwie war nun der Wurm im Spiel der Gürbetaler drin und zwar gründlich. Da wurde auf der Bank eine intensive Diskussion darüber geführt, dass Leuenberger unbedingt eine Trinkflasche brauche. Leider übersah man ob der Diskussion, dass nur vier Belper auf dem Spielfeld standen. Da die Schiedsrichter das auch übersehen hatten, agierten die Belper nur mit vier Mann. Das ging noch gut. Ein erneuter Unterbruch, die Flasche und der fünfte Mann konnten in Position gebracht werden. Nur war die Konzentration nun vollkommen weg. Das Bully ging verloren und Fabio Kiener brachte seine Farben erstmals in Führung. Gespielt waren knapp 49 Minuten. Die Gürbetaler taumelten. Der ganze Schwung der beiden ersten Drittel war weg. Plötzlich sah alles nach einem Sieg der Platzherren aus. Die Skorpione versuchten, sich ins Spiel zurück zu kämpfen, fanden aber den Tritt nicht. Ja es sollte noch schlimmer komme. In der 57. Spielminute verwertete Christoph Ryser eine Strafe gegen Marc Müller zum 5:3 für die Platzherren. Würden sich die Belper jetzt zusammenraufen? Würden sie es noch können?

 

Es sah nicht so aus. Im Gegenteil, in der 58. Spielminute schien die Niederlage festzustehen: Maeder läuft in einen Check von Fabian Bohnenblust und verliert dabei den Helm. Gegen Belp wird eine Strafe angezeigt. Das Spiel läuft weiter. Der Ball kommt zu Maeder. Der setzt sich den Helm irgendwie auf und spielt den Ball. Pfiff der Schiedsrichter. Statt mit einer zweiminütigen Überzahl für die Platzherren geht das Spiel mit fünf gegen fünf weiter. Glück gehabt. Immerhin, die Skorpione sind jetzt plötzlich wieder hell wach.

Leuenberger macht einem sechsten Feldspieler Platz. Offensivbully für die Belper. Alessio Faina bringt den Ball zu Müller. Drehschuss und Belp ist wieder dran. Zu Spielen sind noch mehr als zwei Minuten. Die Belper rennen an, mit sechs gegen fünf. Leuenberger hat wieder auf der Bank Platz genommen. Die Zeit beginnt den Gürbetalern langsam davon zu laufen. 35 Sekunden bleiben zu spielen als Filipek nach einem heftigen Cross-Check die Strafbank aufsuchen muss. Dann geht es schnell. Alessio Faina gewinnt das Bully. Der Ball gelangt via Müller zu Wittwer. Der Belper Block hält, Schuss, Ausgleich! Nun wankt Bettlach. Die Skorpione haben wieder Fahrt aufgenommen, suchen die Entscheidung noch vor dem Ende des dritten Drittels. Wieder erkämpfen sich die Gürbetaler ein Offensivbully. Wieder gewinnt es Alessio Faina. Wieder kommt der Ball zu Wittwer. Wieder steht der Belper Block gut. Schuss und die Belper Führung. Seit dem Ausgleich sind bloss 19 Sekunden vergangen. Für die letzten 12 Sekunden weicht nun Brodard einem sechsten Feldspieler. Doch die Solothurner sind nicht mehr in der Lage zu reagieren. Quasi mit der Schlusssirene stechen die Skorpione erbarmungslos in einer scheinbar ausweglosen Situation zu. Belp gewinnt die Partie in extremis mit 6:5 und macht einen grossen Schritt in Richtung viertem Platz.

 

Ob all der Euphorie, ob des sensationellen Schlussspurts darf Eines nicht vergessen werden. Er war eigentlich völlig unnötig. Die Gürbetaler hatten es in der Hand gehabt, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Ja sie hätten es vorzeitig entscheiden müssen. Unzureichende Chancenauswertung, ein vorübergehender Mangel an Konzentration und eine Verletzung von Hofmann haben die Gürbetaler beinahe um den Sieg gebracht. Gegen einen Gegner wie Bettlach, kann man diese Kette von Ausrutschern an einem guten Tag gerade noch korrigieren. Gegen den SHC Grenchen-Limpachtal wäre eine solche Häufung von Fehleinschätzungen und Pech gleichbedeutend mit einer sicheren Niederlage. Und eben auf diesen Gegner treffen die Skorpione auswärts am nächsten Sonntag.

Ronny Strähler, 15.11.2016

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