Junioren A – Von den Leiden eines Berichterstatters

Die Junioren A beenden ihre zweite Partie gegen den SHC Bettlach vorzeitig mit 15:0.

Zuweilen kommt ein Chronist in eine Situation, in der nicht weiss, wie er einen Spielbericht angehen soll. Wie ist über ein sportliches Aufeinandertreffen von zwei höchst ungleichen Gegnern zu berichten? Der Schreiber findet sich rasch in einem heiklen Balanceakt wieder. Der Bericht soll keinesfalls arrogant wirken. Er soll die Leistungen beider Teams würdigen. Nun, eine Möglichkeit wäre, ausgiebig über die Naturwunder des Austragungsorts zu berichten. Bei einem Fussballländerspiel Kiribati gegen Deutschland, würde das jeden Bericht retten. Bloss Bettlach liegt nicht in der Südsee sondern bloss am Jurasüdfuss. Somit fällt diese Lösung des Problems ausser Betracht. Also vielleicht ein paar Worte über die abenteuerliche, mühsame Anreise? Würde bei Kiribati wieder hervorragend funktionieren. Bei einer 45-minütigen Autofahrt von Belp nach Bettlach hingegen, stehen nicht sonderlich viele Highlights an. OK, was dann? Den rauchenden Kopf durchlüften, einen Kaffee oder zwei hinunter kippen und einen Null-Acht-Fünfzehn-Bericht schreiben.

 

Ohne Vermessen zu sein, der Sieger dieser Partie stand schon zum vorherein fest. Die Skorpione würden die drei Punkte mit nach Belp nehmen. Das war klar, bevor die Schiedsrichter den ersten Ball einwarfen. Jedes andere Ereignis wäre eine Sensation mit einer Eintretenswahrscheinlichkeit eines 6ers im Lotto. Immerhin, es soll schon regelmässig Leute geben, die im Lotto gross abräumen. So gesehen, lag vieles drin.

 

Ein realistisches Ziel für die Platzherren für dieses Spiel war es, eine vorzeitige Beendigung der Partie zu verhindern. Das Ziel der Skorpione musste sein, die Partie nach 40 Minuten zu beenden. Nun ganz erfüllt hat niemand sein Ziel. Den Solothurner fehlten am Ende 164 Sekunden. Somit muss unter dem Strich die Leistung der Platzherren besser beurteilt werden als die Leistung der Gäste.

 

Das Spiel der Bettlach war von Anfang an klar auf die Defensive ausgerichtet. Die offensiven Aktion der Platzherren in diesem Spiel liessen sich an einer Hand abzählen. Die beiden Torhüter der Gürbetaler, Lukas Baumgartner und Yule Oesch verbrachten einen sehr ruhigen Vormittag, Die Belper Feldspieler nahmen den Gegner nicht sonderlich ernst. Entsprechend locker, zu locker, gingen sie die Partie an. Rasch liefen sich die Belper in der Abwehr der Platzherren fest. Diese standen relativ nahe bei ihrem Tor und machten so den Raum im Slot eng. Die Gürbetaler Angreifer liessen sich in diesen engen Raum hineinziehen, so dass es kaum mehr möglich war, in der gefährlichen Zone Pässe zu spielen. Oft lauerten zwei Stürmer Skorpione – gerne auch noch ein Verteidiger – auf einen Querpass, während der dritte Stürmer den Ball in der Zone der Bettlacher spazieren führte. Da "lauern" hier als Synonym für "herumstehen" verwendet wird, fand der Ballträger der Gürbetaler kaum freie Anspielstationen, da die Passroute durch eine beachtliche Ansammlung von Beinen und Stöcken blockiert war. Die Alternative wäre ein Pass auf den zweiten Verteidiger gewesen, der meist unbedrängt aber doch eher lustlos an der blauen Linie abhing. Der Pass kam selten und wenn er kam, so verfehlte der darauf folgende Schuss das Tor der Solothurner weit oder traf schön mittig auf den Torhüter der Platzherren.

Dabei hätte es durchaus Möglichkeiten gegeben. Und diese umfassten bei weitem nicht nur präzisere Schüsse von der blauen Linie. Solche wären natürlich mehr als willkommen gewesen. Mehr Bewegung im Sturm, schnelle Positionswechsel, das Spiel in die Breite ziehen und Lücken aufreissen, das wäre der Weg zum Torerfolg gewesen. Dieser Weg wurde aber von den Belpern an diesem schönen, leicht nebligen Samstagvormittag am weit hinunter verschneiten Jurasüdfuss nur selten beschritten. Vielmehr lief das Spiel in vielen Phasen beinahe in Zeitlupe ab. OK, es ist nicht so einfach, sich gegen einen derart inferioren Gegner zu motivieren. Trotzdem, bei einer Mannschaft mit den Ansprüchen der Skorpione, darf, ja muss man das erwarten.

Eine kurze Zusammenfassung des Spielverlaufs:

  • 4. Spielminute Wechselfehler Bettlach, Belp geht in der 6. Spielminute im Powerplay in Führung.
  • Belp müht sich ziemlich lustlos mit der gut aufgestellten Hintermannschaft der Gastgeber ab und erzielt im Startdrittel noch einen (1) weiteren Treffer.
  • Im Mitteldrittel mühen sich die Belper weiter ab.
  • In den zweiten 20 Minuten fallen vier (4) Tore für die Skorpione. Symptomatisch ist, dass gerade die auf dem Papier stärksten Spieler sich kaum als Torschützen hervortun.
  • 6:0 nach 40 Minuten, das Heimspiel war zu diesem Zeitpunkt mit 25:0 bereits beendet. Sehr gute Defensivarbeit der Bettlacher Hintermannschaft.
  • Im Schlussdrittel mühen sich die Skorpione weiter ab. Bis zum Seitenwechsel fallen drei (3) weitere Tore.
  • Die Skorpione bewegen sich nun etwas mehr. Drei Treffer innerhalb einer Minute sind die Folge. 12:0 nach 51:49, vielleicht reicht es ja doch noch zum vorzeitigen Spielende.
  • Bettlach mobilisiert nun noch einmal alle Kräfte. Doch die Dämme sind gebrochen. Drei weitere Male zappelt der Ball im Netz der Platzherren. Nach 57:14 ist die Partie beendet.

Dieses Spiel war wahrlich kein Ruhmesblatt für die Berner. Den aufopfernd kämpfenden Platzherren wäre zu gönnen gewesen, wenn sie das Spiel über die Zeit gebracht hätten. Immerhin, über den Sieg konnte sich kein Belper wirklich freuen. Jedem war bewusst, dass die Mannschaft weit hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben war. Dies ist wohl das einzig Positive, was aus Sicht der Gäste zu dieser Begegnung zu sagen ist. Nun stehen drei Begegnungen gegen den SHC Grenchen an. Erstmals am Freitagabend, dem 18.11. um 20:00 Uhr in Belp. Bereits am Sonntag folgt dann um 10:00 Uhr in Grenchen die zweite Partie. Nach zwei Wochen Pause treffen die beiden Teams dann am 3.12. um 14:00 Uhr zum letzten Mal in der Qualifikation in Belp aufeinander. Die Wale haben am letzten Wochenende auswärts bei den Lions gewonnen, etwas, was die Belper nur in der Verlängerung geschafft haben. Drei harte Spiele erwarten die Berner. Nun ist Leistung gefragt. Ausreden werden keine mehr akzeptiert.   

Christoph Curchod, 14.11.2016

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