Junioren A – Schweizermeister, mission accomplished!

Die Junioren A gewinnen auch das zweite Finalspiel gegen die Oberwil Rebells mit 5:3 und feiern einen verdienten Meistertitel.

Die Junioren A Saison 2016/17 ist vorbei. Seit dem letzten Herbst ist einiges geschehen. Die Mannschaft hat sich weiter entwickelt und ist reifer geworden. Eine lange Zeit und doch ist es mir, als hätte ich eben erst die Saisonvorschau geschrieben.

Die Stimmung im Team der Skorpione nach dem Auswärtssieg vom 30. April in Zug war gut. Die Spieler waren zuversichtlich. Zuversicht und Lockerheit sind gute Voraussetzungen, um eine Playoff-Serie zu entscheiden. Sie können aber auch zum Bumerang werden, nämlich dann, wenn eine Mannschaft glaubt, eine Serie schon gewonnen zu haben respektive wenn sie zu locker in ein entscheidendes Spiel einsteigt. So wurde dann in den Trainings in der Woche vor dem Finalspiel lebhaft diskutiert, wie der Meistertitel denn gefeiert werden sollte. Die Trainings wurden von einzelnen Spielern sehr easy genommen, besonders das Donnerstags-Training im strömenden Regen. Alles in allem war aber noch alles im grünen Bereich. Den Spielern war klar, dass es noch einmal eine geschlossene Mannschaftsleistung brauchte, um die Innerschweizer zu bezwingen. Denn einfach aufgeben, das würden die Zuger nicht.

 

Der Samstag begann um zehn Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück. Pancakes mit Nutella, Joghurt mit frischen Beeren und eine grosse Fleischplatte - die Käseplatte wurde schnöde ignoriert - versorgten die Skorpione mit der nötigen Energie für das Spiel vom Nachmittag. Kurz nach zwölf ging es dann hinter ins Belpmoos zum Streethockeyplatz. Leider war das Wetter nur bedingt nicht finalwürdig. Um 13 Uhr begann es zu regnen. Der Regen blieb dann ständiger Begleiter, zur Spielvorbereitung, während der Partie und danach. Stehen sich die Rebells und die Skorpione in einem Final gegenüber, so ist das immer etwas Besonderes. Auf dem Feld schenken sich die beiden Teams nichts, kämpfen bis zum Letzten. Aber neben dem Feld herrscht eine harmonische Stimmung. Ein lockeres Gespräch zwischen den Trainer-Staffs in der Buvette vor dem Spiel oder die Fotografin der Zuger mitten unter den Belper Fans, alles kein Problem.

 

Um 14 Uhr war es endlich soweit. Unter der Leitung der beiden Schweizer WM Schiedsrichter Marco Friedli und Alexandre Varca nahm das zweite Playoff-Finalspiel seinen Lauf. In den Startminuten war deutlich erkennbar, dass eine Mannschaft unbedingt gewinnen musste, während eine andere sich allenfalls auch eine Niederlage leisten konnte. Die Innerschweizer waren die aktivere Equipe. Die Rebells taten mehr fürs Spiel, setzten jedem Ball konsequent nach. Sie suchten eine rasche Führung. Die Gürbetaler spielten keinesfalls schlecht, doch sie agierten im Vergleich mit den Innerschweizern etwas passiv, liessen den letzten Willen vermissen, das Spiel zu gewinnen. Beide Teams erarbeiteten sich in den ersten Spielminuten Torchancen. Allerdings tauchten die Rebells häufiger gefährlich vor Lukas Baumgartner auf als die Skorpione vor Patrick Chakroun. Die Gäste wurden für ihren grossen Einsatz belohnt. In der 7. Spielminute konnten die Gürbetaler aufbauen. Der entscheidende Pass nach vorne wurde indes nachlässig gespielt und von den Rebells abgefangen. Die gesamte Belper Mannschaft war in der Vorwärtsbewegung. Die Zuger konnten profitieren. Flurin Dommann brachte die Innerschweizer auf Zuspiel von Silvan Keiser mit 1:0 in Führung. Nur eine Minute später zogen bedrohlich dunkle Wolken auf. Jesper Diener musste für zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen. Doch irgendwie erwies sich diese Strafe zusammen mit dem Gegentreffer als Wendepunkt in dieser Begegnung. Nun waren die Skorpione da. Die Strafe wurde ohne grosse Probleme überstanden. Dann, langsam aber stetig, kamen die Belper besser ins Spiel. Dieses war nach wie vor über weite Strecken ausgeglichen. Aber nun waren es die Berner, die zu den zwingenderen Torchancen kamen. In der 14. Spielminute bediente Florian Bohnenblust Janis Messerli. Der lancierte Simon Meir. Dieser zog aus dem Lauf ab und bezwang Chakroun mit einem Handgelenkschuss in die obere Torecke. In der Folge überstanden die Gürbetaler eine weitere kleine Strafe. Beide Teams hätten die Möglichkeit gehabt, noch vor der ersten Pause zu treffen. Aber es fielen keine weiteren Tore. Dies war einerseits der guten Abwehrarbeit beider Teams zuzuschreiben aber auch der Tatsache, dass die Schlüsselspieler Oberwils und Belps nicht so abschlussstark auftraten wie sonst üblich. Mit dem 1:1 Unentschieden gingen die beiden Teams in die Pause.

 

Zu Beginn des Mitteldrittels konnten die Gürbetaler noch gut eine Minute in Überzahl agieren. Das Powerplay war zwar recht ansehnlich, blieb aber letzten Endes erfolglos. Nach Ablauf der Strafe blieben die Skorpione in Ballbesitz und drückten weiter auf das Tor der Gäste. Schliesslich schoss Simon Meir aus spitzem Winkel Chakroun seitlich an. Von dessen Ausrüstung wurde der Ball, unglücklich für die Gäste, zur Belper Führung ins Tor abgelenkt. Nur wenig später kam es noch besser für die Platzherren. Wiederum setzten sich die Gürbetaler in der Zuger-Zone fest. Meir passt zurück zu Bohnenblust an der blauen Linie. Dieser fackelte nicht lange und schoss. Nach 23:19 zappelte der Ball zum 3:1 für die Berner in den Oberwiler Maschen. Mit dieser 2-Tore-Führung schienen die Belper zufrieden zu sein. Sie schalteten defensiv einen Gang zurück. Gleichzeitig wurden in der Offensive zu viele Risken eingegangen. Oft schalteten sich gleich vier Belper in einen Angriff ein. Das wäre an und für sich noch kein Weltuntergang. Nur wenn sich dann bei einem freiliegen Ball auch noch der fünfte Spieler in den Angriff einmischt, dann entsteht eine gewisse Konteranfälligkeit. Und eben von einer solchen Situation konnten die Gäste in der 26. Spielminute profitieren. Mario Imfang und Aron Iten machten sich auf in Richtung Belper Tor. Die Berner Verteidiger konnten ihnen nur noch nacheilen. Iten liess Baumgartner keine Chance und erzielte den Anschlusstreffer für die Gäste. Die Gürbetaler schalteten in diesem schnellen, hochklassigen Spiel nun wieder einen Gang hoch und bestimmten zunehmend das Geschehen. Die Rebells blieben jedoch zu jederzeit gefährlich. In der 33. Spielminute musste Jan Wismer die Strafbank aufsuchen. Das Powerplay der Gürbetaler war zu Beginn nicht sonderlich effizient. Aber letzten Endes dauert ein Überzahlspiel zwei Minuten. Und kurz vor Ablauf der Strafe legte Dennis Nydegger den Ball in den hohen Slot zu Bohnenblust. Der zog ab und erwischte den Zuger Schlussmann mit einem flachen Schuss zwischen den Schonern. Kaum war der 2-Tore-Vorsprung wieder erreicht, war sie wieder da, die überoffensive Spielweise der Platzherren. Kurz vor Drittelsende, eine Strafe gegen die Gürbetaler war eben abgelaufen, brachten die Skorpione den Ball nicht aus der eigenen Zone. Die Rebells setzten immer wieder nach. Diese Hartnäckigkeit wurde belohnt. Bastian Steiger konnte ein Zuspiel von Matto Bächler zum 3:4 über die Linie ins Tor der Belper einschieben.

 

Mit der Schlusssirene des Mitteldrittels wurde eine kleine Strafe gegen Mikel Fairclough ausgesprochen. Die Gürbetaler mussten das dritte Drittel also in Unterzahl in Angriff nehmen. Die Rebells tauchten einige Male gefährlich vor Yule Oesch auf, der turnusmässig in der 30. Spielminute für Baumgartner gekommen war. Letzten Endes verhinderte die kollektive Abwehrarbeit der Skorpione einen möglichen Ausgleich der Innerschweizer. Besser noch, ein Wechselfehler in den Schlusssekunden des Powerplays führte dazu, dass die Platzherren nun ihrerseits beinahe zwei Minuten in Überzahl agieren konnten. Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten zirkulierte der Ball in den Reihen der Berner. Nydegger auf Bohnenblust, Bohnenblust auf Jona Wegmüller, Schuss und der Ball zappelte erneut im Netz der Innerschweizer. Aber, kaum war der 2-Tore-Vorsprung wieder erreicht, war sie wieder da, die überoffensive Spielweise der Platzherren. Die Rebells erarbeiteten sich in der Folge einige aussichtsreiche Torchancen. Aber dieses Mal waren die Interventionen des Belper Coaching-Staffs auf der Bank erfolgreich. Der teilweise offensive Wahnsinn der Platzherren wurde beendet, die Verteidigungsarbeit wurde nun konzentrierter in Angriff genommen. Das heisst nicht, dass sich die Belper nun in ihre Zone zurückgezogen hätten. Sie griffen einfach nicht mehr mit vier, sondern nur noch mit drei Mann an. Das Spiel blieb hochklassig, blieb ausgeglichen. Die Rebells waren weit davon entfernt, aufzugeben. Obschon die Belper konsequent mit zwei Linien durchspielten, während die Gäste wesentlich mehr Spieler einsetzten, wirkten die Berner in dieser Phase frischer als die Zuger. Die zahlreichen Doppelwochenenden und die Meisterschaftsspiele, die nur mit sieben oder acht Feldspielern bestritten worden waren, zahlten sich nun aus. Die Skorpione verfügten über mehr Reserven als die Gäste aus der Innerschweiz. Die Belper konzentrierten sich, je näher das Spielende kam, je mehr darauf, die Zeit verstreichen zu lassen. Bewährtes Mittel hierzu war es, den Ball an der Querbande in der Zone der Zuger zu monopolisieren. Fairclough, Wegmüller und Stefan Zürcher gewannen so gemeinsam wertvolle Minuten. Das ist kein Verschreiber, zuweilen brauchten die Gäste über 30 Sekunden, um auch nur einen Spielunterbruch zu erzwingen.

 

Nach 56:33 nahm Coach Stephan Sidler ein Timeout. Bei der erst besten Gelegenheit räumte Chakroun seinen Platz für einen sechsten Feldspieler. Doch die fünf Gürbetaler standen gut. Die Gäste konnten keine Torchance erzwingen. Schliesslich eroberte Fairclough den Ball und zog in Richtung Gästetor. Er schoss aus der Spielfeldmitte und verfehlte. Er setzte nach, erkämpfte sich den Ball und schoss aufs leere Tor. Leider war bei der Eroberung des Balls nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, Fairclough musste die Strafbank aufsuchen. Gespielt war 58:25. Oberwil konnte nun den Anschluss mit sechs gegen vier Feldspielern anstreben. Nach gewissen Anlaufschwierigkeiten setzten sich die Rebells schliesslich in der Zone der Belper fest. Aber die Uhr lief gegen sie. In den letzten 30 Sekunden tauchten die Innerschweizer gleich mehrfach gefährlich vor Oesch auf. Sie scheiterten aber an Oesch, den aufopfernd kämpfenden Belper Verteidigern oder an ihrer eigenen Nervosität. Dann ein letzter Abschlussversuch, der Ball streicht links am Tor vorbei, Bohnenblust setzt nach, die erlösende Sirene erklingt. Es ist geschafft. Die Skorpione liegen sich jubelnd in den Armen. Der Schweizermeister der Junioren A 2017 heisst SHC Belpa 1107.

 

Die Skorpione haben die Serie gegen die Rebells verdient in zwei Partien gewonnen. Den entscheidenden Grundstein hierfür legten sie – im Nachhinein betrachtet – wohl in der zweiten Halbfinalpartie in Kernenried. Mit diesem Sieg ging ein Ruck durch die Mannschaft. Hatte vorher der eine oder andere am Titel gezweifelt, so wusste nun jeder Spieler, dass es möglich war. Entsprechend unbeschwert und kämpferisch trat die Mannschaft dann in den folgenden Spielen auf. Löste vor Kernenried ein Rückstand Selbstzweifel aus, so wurde nach Kernenried ein Rückstand als Ansporn verstanden, mehr zu leisten.

Der SHC Belpa 1107 dankt den Oberwil Rebells für eine tolle, hochstehende Finalserie. Beide Teams haben mit vollem Einsatz um den Titel gekämpft. Es gelang beiden Mannschaften in der zweiten Partie, die gegnerischen Schlüsselspieler zu neutralisieren. Allerdings zeigt sich in diesem zweiten Finalspiel auch etwas, was sich seit Wochen in den Trainings der Belper angekündigt hatte. Die nominelle zweite Linie der Gürbetaler steht der ersten Linie in nichts nach. Captain Florian Bohnenblust zeigte eine überragende Partie und war an allen fünf Treffern der Skorpione beteiligt. Simon Meir liess sich drei Punkte gutschreiben.

Die Gürbetaler sind sicher ein verdienter Meister. Ein Grundstein hierfür ist mit Sicherheit der Einsatz einer Mehrzahl der Spieler in der NLA. Nicht wenige Junioren gehören zu den Stammspieler des Fanionteams und /oder kommen in den Special Teams zum Einsatz. Diese positive Entwicklung hat mehrere Gründe. Sicher ist die dünne Personaldecke der NLA eine der Ursachen für den vermehrten Einsatz der Junioren. Aber, wesentlich wichtiger ist die Leistungsbereitschaft der jungen Skorpione. Die Bereitschaft öfter zu trainieren, die Bereitschaft selbst neben den eigentlichen Trainings noch an sich selbst zu arbeiten. Es soll einige Juniorenspieler geben, die auf die kommende Saison mit einem Wechsel nach Belp liebäugeln. Diesen sei eines gesagt. Bei Belp gibt es nichts umsonst und schon gar nicht einen Stammplatz in der NLA. Dies muss erarbeitet werden, mit Einsatz, Leistungsbereitschaft und der Fähigkeit, sich durchzubeissen. Wer das erfüllt, wer bereit ist, alles zu geben, der kann gern nach Belp kommen. Wer dies nicht ist, der ist dort besser aufgehoben wo er ist.

Aber lassen wir die Zukunft für den Moment Zukunft sein. Daran können wir ab Juni wieder arbeiten. Geniessen wir den Erfolg der Junioren A. Kam er überraschend? Da gehen die Meinungen wohl stark auseinander. Aus Sicht des Verfassers kam der Titel nicht überraschend. Er war vielmehr die Folge harter Arbeit und der Bereitschaft des Clubs, voll auf den Nachwuchs zu setzen.

Mit dem Ende der Saison verlassen mehrere Spieler altersbedingt die Skorpione. Allen voran Captain Florian Bohnenblust, der diese durchaus belastende Funktion drei Jahre lange hervorragend ausgefüllt hat. Aber auch Verteidiger Tim Jaberg und Assistentcaptain Marc Bruni verabschieden sich von den Jungskorpionen. Schliesslich geht auch die Juniorenkarriere des leider langzeitverletzten Alex Zürcher zu Ende. Ihnen allen besten Dank für Ihren Einsatz für die Junioren A und viel Erfolg in der NLA oder der NLB. Bedeuten diese Abgänge, dass die Skorpione nächste Saison schwächer auftreten werden? Nicht unbedingt. Denn viele Schlüsselspieler bleiben den Belpern erhalten. Zudem stossen mit Till Bucher, Flo Mattes, Silvan Schürch, Jan Schlechten, Magnus Diener und Marc Widmann einige vielversprechende Spieler zum Kader der Junioren A. Wenn der Enthusiasmus, die Begeisterung und der Leistungsgedanke auf diese jungen Spieler überspringen, dann wird es bis zum nächsten Junioren A Titel nicht wieder sechs Jahre dauern. Die Operation "Titelverteidigung" beginnt jetzt.

 

Christoph Curchod, 08.05.2017

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