Junioren A - Mission impossible?

Mit gerade einmal acht Feldspielern bringen die Skorpione die Rebells an den Rand einer Niederlage. Am Ende fehlten 12 Sekunden.

Die Vorbereitung auf dieses Spiel bereitete dem Headcoach der Belper reichlich Kopfschmerzen. Mikel Fairclough, Tim Jaberg, Denis Nydegger, Alex Zürcher. Das war nicht etwa die erste Box der Belper, sondern die Verletztenliste der Gürbetaler. Da mit Timothé Imhof und Mario Brönimann zwei weitere Spieler fehlten, reisten die Berner gerade einmal mit acht Feldspielern in den Kanton Zug.

Das Wetter in der Innerschweiz präsentierte sich herbstlich grau. Das neue Spielfeld der Rebells ist toll geworden. Die Spielerbänke sind das Beste, was das Schweizer Streethockey zu bieten hat. Man darf auf die Tribünen, die Buvette und die Garderoben gespannt sein. Aber zurück zum Spiel. Die Gastgeber konnten das Matchblatt beinahe füllen. Nicht weniger als 19 Feldspieler standen den Platzherren zur Verfügung. Da sah die Belper Bank doch recht leer aus. Eine Mission Impossible für die Gürbetaler also? Nicht unbedingt, denn es gab auch einiges, das für die Gürbetaler sprach. Dank einem intensiven Sommertraining verfügen die Skorpione über eine gute Ausdauer. Auf der Torhüterposition waren die Gäste mit Lukas Baumgartner und Yule Oesch klar besser besetzt als die Rebells. Schliesslich hatten die Skorpione nichts zu verlieren, konnten also unbeschwert aufspielen. Hingegen hatten einige der Zuger das Spiel im Kopf schon als Sieg abgehakt, noch bevor der erste Ball eingeworfen wurde.

Nun, mit acht gegen 19 Spieler wäre es sicher falsch, das Heil einem aggressiven Forecheckung zu suchen. Solide Defensivarbeit war angesagt. Sauber bei den Leuten stehen und die Räume eng machen. Es war deshalb nicht überraschend, dass das Spiel meist in der Zone der Gäste stattfand. Nach knapp zwei Minuten eine erste Schrecksekunde für die Gürbetaler, Marc Bruni musste nach einer unglücklichen Intervention die Strafbank aufsuchen. Die Belper Box wehrte sich gut. Bereits nach gut eine Minute war der Spuk vorbei. Die Schiedsrichter schickte Raffaele Cioffo für die Zuger auf die Bank. Bloss, wenn seine Aktion ein Foul war, was war dann noch erlaubt? Es kam noch besser für die Belper, kurz nach Ablauf der Strafe gegen Bruni ein Wechselfehler der Gäste, doppelte Überzahl für die Berner. Dies grosse Chance, in Führung zu gehen, liessen die Belper leider verstreichen. Danach spielte sich das Geschehen wieder meist vor Baumgartner ab. Die Belper standen jedoch gut, so dass die Platzherren selten zu zwingenden Torchancen kamen. In der siebten Spielminute schnappte sich Jona Wegmüller den Ball tief in der eigenen Zone. Er lief nach vorn durch die Rebells als wäre diese gar nicht auf dem Spielfeld. Sein Abschluss war leider nicht von Erfolg gekrönt. Die Belper machten die Räume eng und eroberten den Ball zurück. Dieser kam wieder zu Wegmüller. Dieses Mal sass der Schuss. Die Skorpione lagen mit 1:0 in Führung. Die Rebells versuchten Tempo zu machen und das Spiel auszugleichen. Bloss wenn man einen Gegner auf die leichte Schulter genommen hat, dann ist es oft nicht so einfach, umzuschalten. An diesem Samstag fiel dies den Rebells um so schwieriger als dass die Belper als Team agierten. Plötzlich sprachen die Spieler auf dem Feld miteinander. Die Gegenspieler wurden eng markiert, ihre Stöcke wurden kontrolliert. Und wenn die Innerschweizer doch einmal zum Abschluss kamen, war Baumgartner zur Stelle. Er zeigte an diesem Samstag eine Weltklassepartie. Die Platzherren hatten klar mehr vom Spiel, konnten dieses aber bis zur ersten Pause nicht ausgleichen.

Die Platzherren starteten fulminant in den Mittelabschnitt. Doch die Skorpione überstanden diese Druckphase problemlos. In der 24. Spielminute Bully vor dem Tor der Innerschweizer. Der Ball kommt zu Silvio Bruni an der blauen Linie. Dieser fackelt nicht lange und drückt ab. Die Schlussfrau der Rebells sieht den Ball zu spät. Die Gürbetaler führen mit 0:2. Die Rebells suchen den Anschluss. Oft wirken sie dabei etwas phantasielos. Sie packen die Brechstange aus, doch sie rennen sich in der aufopfernd kämpfenden Abwehr der Belper fest. Diese, schon beinahe ausgepowert spüren, dass heute die Sensation drin liegt. Das beflügelt sie, setzt zusätzliche Kräfte frei. Eine Strafe gegen Stefan Zürcher wird problemlos weggesteckt. Oesch, der inzwischen für den überragenden Baumgartner zwischen den Pfosten steht, zeigt ebenfalls eine ausgezeichnete Leistung. In den Reihen der Rebells macht sich Unmut breit, die Stimmung auf der Bank der Innerschweizer droht zu kippen. Die Gürbetaler bringen den 2-Torevorsprung souverän in die zweite Pause.

Der Schlussabschnitt beginnt wieder mit einer Druckphase der Platzherren. Doch auch jetzt noch kämpfen die acht Skorpione aufopfernd weiter. In der 45 Spielminute eine etwas kleinliche Strafe gegen die Innerschweizer. Die Belper nehmen etwas Tempo aus dem Spiel, versuchen, etwas Energie zu tanken. Ein guter Entscheid, doch er führt nach dem Ende der Strafe zu einem Problem. Die Berner können nicht sofort wieder auf Kampf umstellen. Die Abwehr schwimmt, die Zuteilungen stimmen plötzlich nicht mehr. Es brennt lichterloh vor Oesch. In def 48. Spielminute nutzt Bastian Steiger die Zuteilungsprobleme in der Belper Hintermannschaft aus und erzielt den verdienten Anschlusstreffer. Noch ist nichts verloren, noch liegt Belp mit einem Tor vorne. Doch wie reagieren die Berner. Plötzlich werfen sie alles nach vorne, vernachlässige die Defensive. Nach zwei Grosschancen der Rebells nehmen die Skorpione ihr Timeout. Es zeigt die gewünschte Wirkung. Das Spiel der Gäste wird wieder konzentrierter. Jeder erfüllt wieder sauber seine Aufgabe. Die Belper gestehen den Rebells kaum Torchancen zu. Die Sensation ist zum greifen nah. Dann eine unglückliche Aktion von Simon Meir, ein Zug geht zu Boden. Eine Strafe gegen Belp ist hier sicher vertretbar. Ein kanadischer Schiedsrichter hätte wohl den Zuger auch mit rausgeschickt. Er fiel dann doch mit etwas mehr Schwung als nötig war. Doch das Spiel fand nicht in Toronto oder Vancouver statt, sondern in der Schweiz. Nun gut, eine Strafe wäre an und für sich zu überstehen. Bloss Meir fehlt in der Box, hat er doch bis zu diesem Zeitpunkt kein Bully verloren. Das erste Bully geht verloren. Der Ball kommt zu Steiger an der blauen Linie. Der zieht ab, Ausgleich für die Rebells. Noch kein Weltuntergang, noch liegen Punkte drin. Belp fängt sich rasch, wehrt sich weiter. Es riecht nach Verlängerung. Dann, 34 Sekunden vor Ende des dritten Drittels noch einmal eine Strafe gegen Belp. Dieses Mal erwischt es Manuel Reiter, der ein sensationelles Debut bei den A Junioren zeigte. Seine Strafe gleicht derjenigen gegen Meir, nur dass der Zuger noch etwas schöner abhob. Nun gut, Meir ist auf dem Feld, das Bully geht nicht verloren. Die Rebells wirbeln, die Belper halten dagegen. Etwas zu sehr, sie lassen sich aus ihrer Position bringen. Es gehen Lücken auf. Eine solche nutzt Cioffo, um den Ball ins Netz der Gürbetaler zu versenken. Die Uhr bleibt bei 59:48 stehen. Die Belper ersetzen den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler, doch vergebens. Praktisch mit der Sirene erhöht Steiger auf 4:2.

Die Skorpione verlieren nach heroischem Kampf in Zug unglücklich mit 2:4. Die Belper haben in Zug ihr bisher bestes Spiel gezeigt. Sie haben die taktischen Vorgaben umgesetzt und bis zum Umfallen gekämpft. Keiner hat aufgegeben. Trotzdem es hat nicht gereicht. Man könnte jetzt von einer ehrenvollen Niederlage sprechen. Doch dies tun nur Teams, die nicht an den Sieg glauben, die bereit sind, sich mit weniger als dem Maximum zufrieden zu geben. Andere mögen so denken. Die Skorpione tun es nicht. Eine Niederlage ist eine Niederlage und eine solche nervt, wie immer sie zustande kam. Bereits am nächsten Sonntag treffen die Gürbetaler wieder auf die Rebells. Die Verletztenliste wird kürzer sein. Für eine spannende Partie ist also gesorgt.

Christoph Curchod, 30.10.2016

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