Junioren A – Marlins Cup 2017, guter 3. Schlussrang

In einem ausgeglichenen Turnier erreichen die Skorpione das Spiel um Rang drei. Dieses wird dank einer abgeklärten Leistung klar gewonnen.

SHC Belpa 1107 vs SK Hokejbal Letohrad 2 : 3

Irgendwie war in diesem Spiel bei den Gürbetalern der Wurm drin. Mögliche Ursachen sind schnell gefunden. Da war einmal der Ausflug nach Plzen zwischen dem Spiel gegen den HBC Plzen und Letohrad. Er könnte sich negativ auf die Konzentration der Spieler ausgewirkt haben. Die Partie gegen Letohrad war die vierte innerhalb von 24 Stunden. Die Spieler waren müde und teilweise angeschlagen. Allerdings waren das ihre Gegner aus Ostböhmen ebenfalls. Oder gingen die Skorpione nach den souveränen Siegen gegen Kert Park und den HBC Plzen die Aufgabe nicht mehr ganz so konzentriert an? Nun, wahrscheinlich war es ein bisschen von allem.

Die Ausgangslage vor dem Spiel gegen den SK Hokejbal Letohrad war interessant: Ein Sieg und die Tore für den Final wären weit offen, ein Unentschieden und das grosse Rechnen würde beginnen, eine Niederlage hingegen würde bedeuten, dass der Final nicht mehr aus eigener Kraft würde erreicht werden.

In den ersten Spielminuten entstand der Eindruck, die Gürbetaler würden mit angezogener Handbremse spielen. Irgendwie schienen die Skorpione plötzlich das Vertrauen in ihre Fähigkeiten verloren zu haben. Das Pressing wurde nicht mehr konsequent umgesetzt. Die Spieler aus Letohrad wurden nicht mehr eng gedeckt, hatten zu viel Raum. Zudem agierte Letohrad aus einer verstärkten Defensive und lauerte auf schnelle Konter. In der Folge tauchten die Tschechen dann immer wieder gefährlich vor Yule Oesch im Gehäuse der Schweizer auf. Wenige Minuten waren gespielt als die Ostböhmen erstmals in Überzahl agieren konnten. Die Box der Gürbetaler stand nicht schlecht, aber auch nicht perfekt. Dies ermöglichte es Letohrad mittels Weitschuss von der blauen Linie mit 1:0 in Führung zu gehen. Die Gürbetaler bemühten sich, zu ihrem Spiel zu finden. Tatsächlich wurde die Fehlerquote etwas reduziert, mehr nicht. Die Belper versuchten, das Spiel wieder auszugleichen. Sie erarbeiteten sich wiederholt gute Torchancen, mussten aber auch den Gegenern immer wieder solche zugestehen. Schliesslich war es Bastian Steiger, der die Skorpione erlöste und das Spiel ausglich. Trotz dieses Treffers agierten die Gürbetaler nach wie vor unkonzentriert. Es kam immer wieder zu Abstimmungsfehlern. Ein solcher ermöglichte dem SK Hokejbal Letohrad die erneute Führung. Wieder mussten die Belper einem Rückstand hinterher rennen.

Mit der Fortdauer der Partie erarbeiteten sich die Gürbetaler mehr Spielanteile, wussten aber nach wie vor nicht vollständig zu überzeugen. Zudem lief den Schweizern langsam die Zeit davon. Doch dann klappte es doch noch mit dem Ausgleich. Raffaele Cioffo konnte auf der linken Seite durchbrechen, Mass nehmen und den Ball zum Ausgleich im Netz der Tschechen versenken. Doch das Spiel gegen die Tschechen stand für die Gürbetaler unter einem schlechten Stern. Wenige Minuten nach dem Ausgleich brachte die Verteidigung der Belper den Ball nicht aus der eigenen Zone. Letohrad setzte nach und ging erneut in Führung. Die Belper bemühten sich, das Spiel erneut auszugleichen, aber die Zeit lief ihnen definitiv davon. Am Ende siegte der SK Hokejbal Letohrad aufgrund einer guten kämpferischen Leistung verdient mit 3:2. Die Gürbetaler waren nun auf die Schützenhilfe des HBC Plzen angewiesen, wollten sie sich noch für das Final qualifizieren.

 

SHC Belpa 1107 vs L2hockey Gajary Flames 1 : 3

Im Auftaktspiel am Sonntagmorgen besiegte der SK Hokejbal Letohrad den HBC Plzen mit 4 : 2. Damit konnten die Skorpione ihre Hoffnungen auf eine Finalteilnahme begraben. Das Spiel gegen die Slowaken aus Gajary wurde für die Belper bedeutungslos. Egal wie es ausgehen würde, die Gürbetaler würden um Rang 3 Spielen. Etwas anders sah die Situation für die Slowaken aus. Mit einem Sieg mit einer Differenz von mindestens vier Toren könnten sie sich nach für den Final qualifizieren.

Erneut gingen die Gürbetaler nicht mit voller Konzentration ans Werk. Das kann man ihnen jedoch aufgrund der Ausgangslage nicht wirklich verübeln. Es war von Anfang an deutlich sichtbar, dass die Slowaken etwas mehr wollten als die Schweizer. Trotzdem entwickelte sich ein über weite Strecken ausgeglichenes Spiel. Die Belper leissen jedoch den Spielern aus dem kleinen westslowakischen Dorf immer wieder zu viel Raum. Dies ermöglichte es den Slowaken wiederholt, gefährlich vor Lukas Baumgartner im Tor der Skorpione aufzutauchen. Zur Spielhälfte lagen die Slowaken nicht unverdient mit 1:0 in Führung. Die Slowaken, die mit wenig Spielern angereist und zudem noch von Verletzungspech verfolgt waren, liessen sich bei den Wechseln sehr viel Zeit. Zudem musste ihr Torhüter immer wieder seine Ausrüstung in Ordnung bringen. Der Plan der Slowaken ging auf. Zum einen erhielten sie die nötigen Erholungsphasen zum anderen brachten sie die Gürbetaler so aus der Konzentration. Da Gajary nicht eben zimperlich in die Zweikämpfe einstieg, konnten die Belper in der zweiten Hälfte mehrmals in Überzahl agieren, blieben aber erfolglos. Bei fünf gegen fünf wurde das Pressing oft nur halbherzig ausgeführt. Eine Unaufmerksamkeit der Gürbetaler Hintermannschaft ermöglichte es den Slowaken, 2:50 vor Spielende die Führung auf 2:0 auszubauen. War das? Noch nicht ganz. Simon Meir gewann das anschliessende Anspiel, Mikel Fairclough brach durch und schon hiess es 2:1. Zu mehr reichte es in diesem Spiel jedoch nicht. Die Gürbetaler drückten zwar auf den Ausgleich, aber etwas zu ungestüm. Dies ermöglichte den Spielern aus Gajary mehrere gefährlich Konter. Ein solcher führte dann auch zum 3:1 Schlussresultat.

Da sich im letzten Spiel der Qualifikation der HBC Hostivar wie erwartet gegen Kert Park Praha durchsetzt, war bald klar, dass es am Nachmittag zu einem erneuten Aufeinandertreffen zwischen den Skorpionen und den Flames kommen würde.

 

Spiel um Rang 3: SHC Belpa 1107 vs L2hockey Gajary Flames 5 : 2

Wer das Spiel vom Vormittag gesehen hatte, erkannt die Gürbetaler in diesem allen entscheidenden Spiel um Rang 3 kaum wieder. Das Pressing funktioniert nun wieder beinahe perfekt. Die Flames wurden in ihrer Zone zurück gedrängt. Von der Tribüne aus wurden die Gürbetaler von den Spielern des HBC Hostivar unterstützt. Relativ rasch brachten Dennis Nydegger und Raffaele Cioffo die Berner mit 2:0 in Führung. Dieser Zwischenstand entfesselte bei den Gürbetalern die letzten Kräfte, während die Beine der Slowaken schwer wurden. Die Spieler, der Flames, die an diesem Turnier aufopfernd gekämpft hatten, sahen ihre Medaillenträume davon schwimmen. Sie stiegen nun zunehmend ruppiger ein und versuchten, die Gürbetaler mit unsauberen Aktionen zu provozieren. Die Belper, hatten diese Reaktion der Slowaken jedoch erwartet und liessen sich nicht aus der Ruhe bringen. Gegen Ende der ersten Spielhälfte ein Kopfstoss gegen einen Spieler der Gürbataler. Die Folge war eine Matchstrafe gegen die Falmes und eine fünfminütige Überzahl für die Skorpione. Relativ rasch erhöhte Raffaele Cioffo die Führung der Berner auf 3:0. Damit schienen die Berner Spieler zufireden zu sein und schalteten zwei Gänge zurück. Das Powerplay verstrich, ohne dass ein weiterer Treffer fiel. Ein Drei-Tore-Vorsprung ist zwar im Streethockey vorentscheidend, aber eben nur vorentscheidend. Die Belper Konzentration liess nach. Dies ermöglichte es den Slowaken, die eigentlich schon auf dem Zahnfleisch liefen, mehrfach gefährlich vor Torhüter Yule Oesch aufzutauchen. Einen solchen Angriff nutzten die Flames, um auf 1:3 zu verkürzen. Würde das Spiel noch kippen? Nein, die Gürbetaler erhöhten das Tempo wieder und setzten sich meist in der Zone der Slowaken fest. Jona Wegmüller brachte die Belper mit einem Weitschuss mit 4:1 in Führung. Die Flames waren nun stehend k.o. Die Gürbetaler kombinierten nach Belieben. Mikel Fairclough erhöhte auf 5:1. Danach hatten einige Belper das Gefühl, das Spiel sei zu Ende. Bei einem der seltenen Entlastungsangriffe wurden die Flames kaum mehr bedrängt und konnten den zweiten Treffer erzielen. Torzdem, die Partie war entschieden. Die Gürbetaler hatten einen überzeugenden Sieg errungen. Der Mannschaft ist ein Kompliment zu machen. Sie liess sich durch die andauernden Provokationen der Slowaken nicht aus der Ruhe bringen. Provokationen während des Spiels sind ein durchaus legitimes Mittel, um ein Spiel auf seine Seite zu zwingen. Frustfouls können gerade im Juniorenbereich vorkommen, auch wenn ein Trainer versuchen sollte, diese zu unterbinden. Was aber beim Shakehands geschah, hat nichts mehr mit Sportlichkeit zu tun. Mehrfache Anrempler und Stinkefinger gehören definitiv nicht zum Shakehand.

 

Eine erste Bilanz

Das Turnier in Plzen war alles in allem ein Erfolg. Mit etwas mehr Wettkampfglück und etwas mehr Konzentration im Spiel gegen Letohrad wäre wohl noch eine bessere Platzierung drin gelegen. Trotzdem, die Mannschaft hat gezeigt, was in ihr steckt. Die Spieler haben gesehen, was sie leisten können, wenn sie das vorgegebene System sauber umsetzen. Und sie haben gesehen, was geschieht, wenn sie es nicht tun. Dies gilt es nun in der Meisterschaft umzusetzen. Im Hinblick auf die Playoffs aber schon am kommenden Sonntag um 16 Uhr gegen die Bulldozers.

Am Ende des Turniers hatte der Coach die undankbare Aufgabe, den besten Spieler seiner Mannschaft zu nominieren. Ein schwieriges Unterfangen, hatten doch alle Spieler überzeugt. Ein jeder spielte – zumindest phasenweise – sein bestes Hockey. Da wären einmal die beiden "Beinahe-Nati-Torhüter" Lukas Baumgartner und Yule Oesch. Sie wussten beide zu überzeugen und waren dem Team ein sicherer Rückhalt. Da war das Verteidigungspaar Florian Bohnenblust und Tim Jaberg, das seine Defensivaufgaben sehr gut löste. Jaberg wuchs bei seinem ersten internationalen Auftritt von Spiel zu Spiel. Bohnenblust agierte abgeklärt. Janis Messerli spielte ein ausgezeichnetes Turnier und hat in Plzen den Schritt vom Eishockey zum Streethockey vollendet. Bastian Steiger, der zu Beginn des Turniers etwas Probleme mit seiner Rolle als "Ausländer" hatte, steigerte sich von Spiel zu Spiel und hatte einen wichtigen Anteil am dritten Schlussrang. Simon Meir übte seine Rolle als Center des zweiten Blocks souverän aus, auch wenn seine Pässe manchmal etwas zu schwach ausfielen. Mikel Fairclough konnte endlich seine in der Nationalliga A mehrfach unter Beweis gestellte Torgefährlichkeit auf auch die Junioren A übertrag. Dennis Nydegger sorgte in der Offensive für viel Gefahr vor dem gegnerischen Tor. Stefan Zürcher agierte trotz "Tomate" am Oberschenkel in seiner gewohnten unauffälligen wie souveränen Weise. Marc und Silvio Bruni trugen als Flügelzange dazu bei, dass die Gegner zu jedem Zeitpunkt unter Druck gesetzt werden konnten. Ein besonders Lob gilt auch Assistenztrainer Marc Müller. Da dem Schreiber dieser Zeilen auf der Fahr nach Plzen irgendwie die Stimme abhandengekommen war, musste Müller das Coaching während der Spiele faktisch alleine übernehmen. So, aber jetzt habe ich noch immer nicht geschrieben, wer eigentlich der beste Spieler war.

Ich hatte den Veranstalter gebeten, den Preis für den besten Spieler zu teilen. Denn aus meiner Sicht stachen zwei Spieler aus dem sehr guten Team hervor: Raffale Cioffo und Jona Wegmüller. Cioffo sorgt im Sturm immer wieder für Wirbel und erzielte mehrere wichtige Treffer. Wegmüller spielte in der Verteidigung ein praktisch fehlerfreies Turnier und setzte offensiv wichtige Akzente, trotz gebrochenen Daumens. Zwar hat der Veranstalter meinen Vorschlag abgelehnt. Trotzdem, ich bleibe dabei: Bester Belper Spieler des Turniers war Raffale Wegmüller oder Jona Cioffo oder wie auch immer.

Alles in allem ein gelungenes Turnier. Besten Dank an den HBC Plzen für die Organisation. Besten Dank an die Oberwil rebells für die Ausleige von Bastian Steiger und Raffaele Cioffo. Besten Dank an Gafner Reisen für den reibungslosen Transport. Besten Dank an den Vorstand des SHC Belpa 1107 für die Unterstützung. Besten Dank an Karin Schmid fürs Mmitkommen, Früchteschneiden, Flaschenflüllen etc. Besten Dank an den HBC Hostivar für den Support im wichtigsten Spiel des Turniers. Werweiss, vielleicht ergibt sich da die eine oder andere Perspektive für die Zukunft. 


Und ganz zum Schluss: Eine weitere Erkenntnis dieses Turniers ist, dass sich das Schweizer Junioren Streethockey nicht hinter dem tschechischen oder dem slowakischen Junioren Hockey verstecken muss. Wir können mithalten, wir können gewinne, ja wir können - wenn wir unser Bestes geben - sogar Spiele domnineren. ich denke das sind gute Nachrichten für die Trainer der U20, der U18 und der U16. 

 

 

Christoph Curchod, 14.02.2017

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